Der TSV Hartberg startet in seine bereits achte Saison in der ADMIRAL Bundesliga.
Nach einer insgesamt erfolgreichen abgelaufenen Spielzeit mit Platz zwei in der Qualifikationsgruppe und dem Einzug ins Cup-Finale gehen die Steirer mit einigen Fragezeichen in die neue Saison, die auch vom Umbau des Stadions geprägt sein wird.
Der Kader hat sich deutlich verändert: Mehrere Leistungsträger haben den Verein verlassen, darunter Stammtorhüter Raphael Sallinger, Offensivmann Donis Avdijaj und Außenverteidiger Manuel Pfeifer. Dazu kommt Paul Komposch, der wegen eines Kreuzbandrisses monatelang ausfallen wird. So sind einige neue, aber auch altbekannte Namen im Kader der Oststeirer zu finden.
Die Transfers:
Zugänge | Abgänge |
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Lukas Spendlhofer (Nieciecza) | Raphael Sallinger (Hibernian) |
Julian Gölles (BW Linz) | Donis Avdijaj (WAC) |
Youba Diarra (Cadiz) | Manuel Pfeifer (1860 München) |
Ammar Helac (Altach) | Mateo Karamatic (Al-Nasr) |
Tom Ritzy Hülsmann (Bayern II) | Sandro Schendl (Oberwart) |
Maximilian Hennig (Bayern II/Leihe) | Nelson Amadin (Emmen) |
Dominic Vincze (Rapid/Leihe) | Justin Omoregie (Salzburg/Leih-Ende) |
Habib Coulibaly (vereinslos) | Furkan Demir (Rapid/Leih-Ende) |
Jonas Karner (Sturm II/Leih-Rückkehrer) | Muharem Huskovic (Austria Wien/Leih-Ende) |
Julian Halwachs (Voitsberg/Leih-Rückkehrer) | Raphael Hofer (Salzburg/Leih-Ende) |
Die Kader-Bewertung:
Tor:
In der Oststeiermark gab bzw. gibt es in diesem Sommer auf der Torhüter-Position eine kleine Zeitenwende. Raphael Sallinger hat den TSV nach sieben Jahren in Richtung Hibernian FC (Schottland) verlassen, in den vergangenen zweieinhalb Spielzeiten war der Kärntner Hartbergs Nummer eins. Aktuell finden sich im Kader von Trainer Manfred Schmid gleich fünf Torhüter. Die Oststeirer verpflichteten Tom Ritzy Hülsmann (21), der beim FC Bayern München ausgebildet worden war und in der vergangenen Spielzeit in der 2. Liga beim SKN St. Pölten das Einserleiberl trug, das soll auch in Hartberg der Fall sein. Mit Ammar Helac (27), der vom SCR Altach kam und in Österreichs höchster Spielklasse bislang sechsmal zwischen den Pfosten gestanden hatte, gibt es einen zweiten potenziellen Einser. Harald Postl (19) lief noch nicht in der ADMIRAL Bundesliga auf. Auch Elias Scherf (22) wartet noch auf einen Bundesliga-Einsatz. Luka Maric (23) spielte zweimal für den SK Sturm Graz und einmal für die Hartberger in der Bundesliga.
Fazit: Angesichts des Überangebots auf der Torhüter-Position wird mindestens ein Keeper den TSV wohl noch verlassen, ein Wechsel von Scherf oder Maric wirkt wahrscheinlich. Auf das 2,05 Meter große Talent Hülsmann als neue Nummer eins zu setzen, birgt ein altersbedingtes Risiko. Ansonsten hat Trainer Schmid den Bundesliga-erprobten Helac in der Hinterhand.
Abwehr:
Vier Abwehrakteure haben den TSV in diesem Sommer verlassen, die Hartberger reagierten mit Verpflichtung von fünf neuen Spielern für diesen Mannschaftsteil. Auf der rechten Seite bringen Kapitän Jürgen Heil (28) und Neuzugang Julian Gölles (25) Erfahrung mit. Der aufstrebende Damjan Kovacevic (20), der beim 5:2-Cupsieg gegen den SV Lafnitz aufzeigte, tut dem Konkurrenzkampf gut und darf sich berechtigte Hoffnungen auf regelmäßige Einsätze machen. Der 18-jährige Maximilian Hennig und der 21-jährige Dominic Vincze sind für die linke Seite eingeplant. Vincze ist in der Abwehr jedoch flexibel einsetzbar. Das Defensivzentrum ist ein klein wenig eine "Wundertüte". Zum einen ist noch nicht absehbar, wann Paul Komposch (24) von seiner Kreuzbandverletzung zurückkehren wird. Zum anderen zeigen wohl erst die ersten Spiele, wie sich Bundesliga-Rückkehrer Lukas Spendlhofer (32) und Neuling Habib Coulibaly (21) in der Bundesliga zurechtfinden. Ähnliches gilt für Björn Hardley (22) und Emmanuel Ojukwu (21), die gemeinsam auf drei Bundesliga-Spiele kommen. Fabian Wilfinger (21) hat etwas mehr BL-Partien in den Beinen (21). In Bezug auf das System präsentierten sich die Hartberger unter Trainer Schmid flexibel, in der letzten Saison waren sowohl die Vierer- als auch die Dreier- bzw. Fünferkette im Einsatz.
Fazit: Die Oststeirer sind vor allem auf der rechten Außenbahn gut aufgestellt. Die Spieler für die linke Seite sowie das Abwehrzentrum sind allesamt ziemlich jung – Spendlhofer ist da die Ausnahme. Der Innenverteidiger absolvierte war in den letzten Jahren aber nicht gerade in Top-Ligen aktiv. Der Routinier wird wohl Verantwortung übernehmen und seinen jungen Abwehrkollegen womöglich die eine oder andere Unsicherheit verzeihen müssen.
Mittelfeld:
Vorneweg kann festgehalten werden: Es muss noch eine Verstärkung für das offensive Mittelfeld her. Der Abschied von Donis Avdijaj zum WAC hat ein Loch aufgerissen, das noch nicht gestopft wurde. Auch mit dem Abgang von Justin Omoregie, der nach dem Ende der Leihe zum FC Red Bull Salzburg zurückkehrte, ging Qualität verloren. Aber blicken wir auf die Spieler, die Hartberg zur Verfügung stehen: Der offensiv orientierte Dominik Prokop (28) wird wohl regelmäßig zu Einsätzen kommen und mehr Verantwortung übernehmen müssen. Coach Schmid wird zudem auf Tobias Kainz (32), Benjamin Markus (24) und Youba Diarra (27) setzen. Während Kainz und Markus die defensiveren Rollen übernehmen, kann Diarra auch weiter vorne eingesetzt werden. In der letzten Saison hatte keiner der drei eine hundertprozentige Startelf-Quote, sie wechselten sich mit ihren Einsätzen aber ab und kamen so auf jeweils über 35 Pflichtspiele. Die jungen Julian Halwachs (22), Jonas Karner (20) und Paul Bratschko (19) dürften als Ergänzungsspieler zu Minuten kommen. Maximilian Fillafer (20) befindet sich nach einer längeren Pause im Aufbautraining.
Fazit: Ohne die notwendige Verstärkung für das offensive Mittelfeld haben die Hartberger in diesem Mannschaftsteil an Qualität eingebüßt. Positiv ist, dass es mit Kainz, Markus, Diarra und Prokop eine Achse gibt, die eingespielt ist.
Angriff:
Im Sturm hat sich auf dem Transfermarkt nicht allzu viel getan. Christoph Urdl, der in der letzten Saison verliehen war, wurde fix abgegeben. Auch Leihspieler Muharem Huskovic ist nicht mehr Teil des Teams. Neuverpflichtungen gibt es keine. Im Cup gegen Lafnitz bildeten Patrik Mijic (26) und Elias Havel (22) den TSV-Angriff. Beide konnten mit jeweils einem Doppelpack Selbstvertrauen tanken. Hinter dem Duo stehen die beiden 21-jährigen Jed Drew und Marco Hoffmann parat, wobei Havels Stammplatz mehr wackelt als jener von Mijic. David Korherr (23), der in der letzten Landesliga-Saison fleißig netzte, erhält womöglich die eine oder andere Minute auf Profiebene.
Fazit: Mijic’ Scorerwerte in der Bundesliga-Spielzeit 2024/25 waren einwandfrei (12 Tore und 3 Assists in 32 Spielen). In der neuen Saison sollte (oder muss) er daran anknüpfen. Havel hat nur dreimal getroffen, er fiel in der Hinrunde verletzungsbedingt aber auch lange aus. Drew war zweimal erfolgreich, Hoffmann einmal. Nach dem Avdijaj-Abgang, der in der letzten Saison 12 Scorerpunkte beisteuerte, ist die gesamte Offensivreihe gefordert, eine Schippe draufzulegen. Eine weitere Stürmer-Option würde den Hartbergern zudem sicher nicht schaden.
Wie würdest du aufstellen?
Der Trainer: Manfred Schmid

Manfred Schmid kam im vergangenen Spätsommer als Nachfolger von Markus Schopp zum TSV Hartberg. Nun geht er in seine erste volle Saison als Cheftrainer der Oststeirer. In der vergangenen Spielzeit führte er den TSV auf Rang acht und sensationell bis ins Finale des UNIQA ÖFB Cups.
Der 54-Jährige ist im österreichischen Fußball längst eine etablierte Trainerfigur. Von 2021 bis Ende 2022 coachte er die Wiener Austria und führte die "Veilchen" in der Saison 2021/22 in der Liga auf Platz drei. Im März 2023 übernahm Schmid beim WAC, mit den Kärntnern wurde er zweimal Spitzenreiter der Qualifikationsgruppe.
Als langjähriger Assistent von Peter Stöger war der gebürtige Wiener 2012/13 Teil des Austria-Meisterteams und sammelte anschließend, ebenfalls als Co-Trainer, internationale Erfahrung beim 1. FC Köln und bei Borussia Dortmund.
3 Fragen an... Jürgen Heil
Die Finanzen:
In Hartberg wird um jeden Euro gekämpft wie wohl bei keinem anderen Verein. Oder wie ist das mittlerweile legendäre Trikot der Steirer sonst zu erklären?
Der Blick auf die Finanzzahlen der Saison 2023/24 verrät aber auch noch etwas anderes: Bei einem Umsatz von 8,8 Mio. Euro wurden 75 Prozent davon in die Personalkosten des Vereins gesteckt. Geld für die Infrastruktur bleibt da kaum mehr übrig, was auch den Zustand des oft diskutierten Stadions erklärt.
Das wird sich jedoch bald ändern: Bis November 2025 werden die Heimspiele im Stadion von Admira Wacker in Niederösterreich ausgetragen. Danach kehren die Hartberger zurück – und können mit den neuen Möglichkeiten hoffentlich auch zusätzliche Finanzquellen erschließen.
Die Trikots:

Worauf es 2025/26 ankommt:
Manfred Schmid hat die Latte in seiner ersten Saison als Trainer des TSV Hartberg schon ziemlich hoch gelegt. Er führte die Oststeirer ins Cup-Finale und hat in der letzten Saison nur einmal gegen ein Team verloren, das in der Endtabelle hinter seiner Mannschaft landete (2:3 gegen den SK Austria Klagenfurt am 23. Spieltag).
Man könnte also davon ausgehen, dass die Hartberger in der Spielzeit 2025/26 wieder im "Kampf um den Strich" dabei sind. Seit dem Bundesliga-Aufstieg im Jahr 2018 hat es der TSV zweimal in die Meistergruppe geschafft. Das ist respektabel.
Allerdings sind den Hartbergern einige Leistungsträger abhandengekommen. Vor allem im offensiven Bereich muss der Kader noch verstärkt werden. Zudem stehen im Herbst aufgrund des Umbaus der Profertil Arena einige "Auswärtsspiele" in der Südstadt auf dem Programm. "Wir haben viele Spieler verloren, wir haben neun neue Spieler zu integrieren. Deswegen geht das Hauptaugenmerk darauf, dass wir einen Stamm finden, dass wir eine Mannschaft formen", wurde Schmid kürzlich vom "ORF Steiermark" zitiert. Es wird also wohl den einen oder anderen Bundesliga-Spieltag brauchen, bis die Fragezeichen geklärt sind.
Redakteure tippen die Endplatzierung:
Name | Tipp |
---|---|
Michael Fiala | 6. |
Florian Gabriel | 8. |
Johannes Bauer | 8. |
Matthias Pötzlberger | 9. |
Daniel Sauer | 9. |
Simon Urhofer | 9. |
Christoph Bosnjak | 9. |
Jonas Pamperl | 10. |
Harald Prantl | 11. |
Florian Hager | 12. |
Rene Mersol | 12. |