SK Rapid: Neuer Trainer, neue Offensive, keine Kampfansagen
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SK Rapid: Neuer Trainer, neue Offensive, keine Kampfansagen

Die Kaderbewertung. Die Transfers. Die Aufstellung. Die Finanzen. Die Trikots. Die Tipps. Die große Saisonvorschau des SK Rapid:

Nach einem guten Start 2024/25 galt Rapid kurz schon als Meisterschafts-Mitfavorit. Es war nur ein Strohfeuer: Das blamable Cup-Aus leitete als Vorbote einen Sturzflug ein. Ein Horror-Frühjahr kostete Robert Klauß den Job, auch wenn das Conference-League-Viertelfinale für rare Freudenmomente sorgte. Im Europacup-Playoff wurden in sprichwörtlich allerletzter Minute das Minimalziel EC-Qualifikation und die Stimmung für den x-ten Neustart im Sommer gerettet.

Mit Peter Stöger soll es wieder in ruhige Fahrwasser gehen, soweit das in Hütteldorf überhaupt möglich ist. Seinen Teil dazu trug er von der ersten Minute bei und hielt den Ball bewusst flach: Mehr als Platz fünf muss es für die Ansprüche des Rekordmeisters schon sein, darüber hinaus gibt es vorerst keinerlei (öffentliche) Zielsetzung.

Gelingen soll das mit einer defensiv bewährten und offensiv zu großen Teilen neu aufgestellten Truppe.

Die Transfers:

Zugänge

Abgänge

Janis Antiste (Sassuolo/Leihe)

Jovan Zivkovic (FC Györ)

Petter Nosa Dahl (KV Mechelen)

Dominic Vincze (TSV Hartberg/Leihe)

Jean Marcelin (Beitar Jerusalem)

Isak Jansson (OGC Nizza)

Ercan Kara (Samsunspor)

Benjamin Böckle (WSG Tirol/Leihe)

Dominik Weixelbraun (SKU Amstetten)

Thierry Gale (Bolton Wanderers)

Jannes Horn (1. FC Nürnberg)

Aaron Sky Schwarz (Admira Wacker)

Claudy Mbuyi (SKN St. Pölten)

Dennis Kaygin (FC Ingolstadt)

Andrija Radulovic (Vojvodina Novi Sad)

Dion Beljo (FC Augsburg/Leih-Ende)

Oliver Strunz (FAC Wien/Leih-Ende)

Guido Burgstaller (Karriereende)

Furkan Demir (TSV Hartberg/Leih-Ende)

Roman Kerschbaum (unbekannt)

Philipp Wydra (SK Austria Klagenfurt/Leih-Ende)

Philipp Wydra (Francs Borains)

Die Kader-Bewertung:

Tor:

Alles wie gehabt. Niklas Hedl ist klarer Einser - jetzt auch auf dem Trikot. Bei ihm können sich Unsicherheiten einschleichen, das gilt aber gleichermaßen für Top-Paraden. Dahinter ist Paul Gartler der brave Backup, der zur Verfügung steht, wenn er gebraucht wird. Der 20-jährige Laurenz Orgler hat keine leichte Ausgangsposition und muss auf seine ersten Einsätze in der Kampfmannschaft noch warten.

Fazit: Solange Niklas Hedl da ist und nicht in völliger Unform agieren sollte, wird Peter Stöger mit der Schlussmann-Frage nicht beschäftigt sein.

Abwehr:

Die Innenverteidigung war schon 2024/25 das Prunkstück Rapids. Serge-Philippe Raux-Yao ist aller Marktwertsteigerung zum Trotz noch in Hütteldorf, seine Fehler ließen sich letzte Saison an einer Hand abzählen. Daneben ist Nenad Cvetkovic nicht nur der Mann für's Grobe, sondern schon eine Identifikationsfigur. Ange Ahoussou bewies, dass selbst bei Raux-Yaos Fehlen kaum Qualitätsabfall zu befürchten ist. Mit Jean Marcelin hat jetzt auch Cvetkovic einen Backup bekommen, der kaum Ablöse kostete und von Markus Katzer Potenzial attestiert bekommt, das mit jenem von "SPRY" mithält. Alle Mitglieder dieses Quartetts messen mindestens 1,94 Meter! Dahinter stehen Jakob Schöller (20) und Amin-Elias Gröller (19) als Perspektivspieler.

Anders sieht es auf den Seiten aus, das war eine Schwachstelle. Rechts wird Bendegúz Bolla wohl gesetzt sein, er kann und muss aber einen Zahn zulegen: Leih-Rückkehrer Furkan Demir lauert nach einem guten Jahr in Hartberg auf seine Chance. Moritz Oswald konnte auf anderen Positionen stets mehr zeigen. Links hat Jonas Auer nach einer Saison mit Licht und Schatten in Jannes Horn einen dringend benötigten Konkurrenten bekommen, der Deutsche könnte ihm den Rang ablaufen.

Fazit: Rapid hat die beste Innenverteidigung der Bundesliga - und die besten Backups dort. Außen bietet der frische Konkurrenzkampf Optionen, die der Qualität nur guttun können.

Mittelfeld:

Weil Mamadou Sangaré (vorerst) geblieben ist, ist das zentrale Mittelfeld nicht schlecht besetzt. Als Kreativmann wäre die Kombination mit dem defensiv stabilen Lukas Grgic bewährt, Romeo Amane hatte seine Eingewöhnungszeit aber nun. Auch Moritz Oswald fühlt sich im Mittelfeld wohler als in der Rechtsverteidigung. Tobias Børkeeiet ist noch out, konnte vor seiner Verletzung aber nicht überzeugen. Ein Backup im defensiven Mittelfeld wäre angesichts des Vorwärtsdrangs von Sangaré und Amane noch eine Transfer-Option. Wer hat hier die Nase vorne, bleibt es bei der Konstellation? Oder gibt es gegen tieferstehende Gegner gar nur einen zentralen Mann am Platz?

Im offensiven Mittelfeld gibt es ein Dilemma: Matthias Seidl und Louis Schaub brauchen den Platz in der Mitte, konnten letztes Jahr am Flügel nicht überzeugen. Damit wird selten Platz für beide sein, mit naturgemäßen Vorteilen für den Kapitän.

Fazit: Bleibt Sangaré - und stellt er seine Harakiri-Aktionen ab - ist Rapid auch im Zentrum qualitativ brauchbar unterwegs. Egal ob Seidl oder Schaub davor, beide müssen wieder mehr zeigen und sollten das können, wenn sie ihren Stärken entsprechend eingesetzt werden.

Angriff:

Ganz vorn (fast) alles neu in Hütteldorf. Ercan Kara wurde fix geholt, LigaZwa-Torschützenkönig Claudy Mbuyi kam genau wie Janis Antiste frisch. Wird es einen echten "Einserstürmer" geben? Alle haben ihre Stärken - Kara die Physis, Mbuyi den Speed und Antiste die Technik. Damit kann Peter Stöger eher gegnerabhängig variieren. Aber: Antiste fühlt sich als "Freigeist" wohler, ist weniger Zielspieler. Das ruft nach einem Sturmpartner. In Sachen Nachwuchs hofft Furkan Dursun (20) darauf, sich öfter in der Kampfmannschaft zeigen zu können. Mehr Erfahrung in der Bundesliga hat Noah Bischof schon vorzuweisen, sein Stand wird nach dem Ende der Leihe zur Vienna aber nicht leichter.

Auch am Flügel weht frischer Wind: Rechts sollte an Andrija Radulovic kein Weg vorbeiführen, der nun fix verpflichtete Montenegriner war trotz beschränkter Einsatzzeit schon im Frühjahr hin und wieder der auffälligste Rapidler am Platz. Links soll Petter Nosa Dahl seinen Mit-Skandinavier Isak Jansson vergessen machen. Dahinter wird es dünner: Nikolaus Wurmbrand will erst den Durchbruch schaffen, Oliver Strunz wird nach seiner Leihe zum FAC weiter kämpfen. Dominik Weixelbraun hat in der Vorbereitung überzeugt, war aber ursprünglich für Rapid II vorgesehen - kann er den Sprung von Amstetten in die Bundesliga schon bewältigen? Kein Wunder, dass mit Marco Tilio von Celtic das derzeit heißeste Transfergerücht den Flügel betrifft.

Fazit: Es ist kaum ein Stein auf dem anderen geblieben, so ist eine Einschätzung schwer. Potenzial und Variantenreichtum sind gegeben, wird der Output auch passen?

Wie würdest du aufstellen?


Der Trainer: Peter Stöger

Der Trainer: Peter Stöger
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Vom Analyse-Board von "Sky" und dem Telefonhörer des Admira-Sportdirektors zurück an die Seitenlinie: Erstmals seit seinem Aus bei Ferencvaros im Dezember 2021 ist Peter Stöger wieder als Trainer tätig.

Rapid-Vergangenheit gibt es, jene mit der Austria ist größer. Das wurde abgeschüttelt und immerhin: Dadurch weiß der nun 59-Jährige ja, wie man in Österreich Meister werden kann. Dazwischen gab es massig Erfahrung in der deutschen Bundesliga als Trainerlegende beim 1. FC Köln und Feuerwehrmann bei Borussia Dortmund. Dem Druck des Umfelds in Hütteldorf wird er locker gewachsen sein.

Wie er spielen lässt? Was er davon hält, in einer defensiven Schublade vermutet zu werden, ließ Stöger schon bei seiner Vorstellung wissen: Nichts. Gespielt wird, was der Kader hergibt - und der Anspruch Rapids ist: Also aktive, offensive Gestaltung des Spiels. So einmal die Ansage.

3 Fragen an... Matthias Seidl

Die Finanzen:

Der SK Rapid zeigte sich in den vergangenen Jahren wirtschaftlich stabil. Die finanzielle Last des Stadionbaus konnte bereits weitestgehend abgebaut werden.

Die Hütteldorfer werden das Geschäftsjahr 2024/25 erstmals mit einem Umsatz von mehr als 60 Millionen Euro abschließen, kündigte Rapid-Präsident Alexander Wrabetz an. Allein die wochenlangen Diskussionen um Marko Arnautovic mit einem potenziellen Rekordgehalt von rund drei Millionen Euro pro Saison haben gezeigt, dass der finanzielle Spielraum deutlich gewachsen ist.

Doch auch in Hütteldorf gilt: Die Fallhöhe ist gegeben, eine regelmäßige Qualifikation für eine Gruppenphase nahezu Pflicht, um die Welle dauerhaft surfen zu können. Zwei, drei durchgehende Jahre ohne Europa würden auch für die Hütteldorfer ein finanzielles Problem darstellen.

Die Trikots:

Heim (links), Auswärts (rechts)
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Heim (links), Auswärts (rechts)

Worauf es 2025/26 ankommt:

Der Kader gibt Variabilität her, an vielen Positionen ohne klare Nummer eins und damit auch ohne dem herben Qualitätsabfall, der schon zum Problem wurde, war einmal Rotation nötig. Damit ist eine der Hürden weggeräumt, die mitverantwortlich für den schwierigen Saisonverlauf im letzten Jahr waren.

Auch durch das Karriereende von Guido Burgstaller musste der Angriff aber neu formiert werden. Wie gut der funktioniert, muss sich erst weisen. Davon ist mehr abhängig als von der Defensive, die schon bewiesen hat, dass sie zu den besseren der Bundesliga gehört.

Insgesamt steht eine Truppe, die Potenzial auf dieses "mehr als Platz fünf" haben sollte (eigentlich letztes Jahr schon hatte). Aber was geht darüber hinaus?

Redakteure tippen die Endplatzierung:

Name

Tipp

Florian Hager

1.

Jonas Pamperl

2.

Harald Prantl

3.

Rene Mersol

3.

Simon Urhofer

3.

Daniel Sauer

3.

Johannes Bauer

3.

Florian Gabriel

3.

Michael Fiala

4.

Matthias Pötzlberger

5.

Christoph Bosnjak

5.

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