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Wackers Kevin Radi: "Man kann nicht erwarten, dass jemand in eine tote Kuh investiert" [Exklusiv-Interview] (2)

Kevin Radi ist das Gesicht des nächsten Neustarts bei Wacker Innsbruck. Im Interview mit 90minuten.at spricht er über die ersten Ziele der neuen Investorengruppe rund um den Immobilienunternehmer.

90minuten.at: In der Tiroler Tageszeitung werden für Vorstand und Trainer ausländische Namen gehandelt. Gibt es keine Tiroler für diese Positionen?

Radi: Das ist für mich leicht zu erkären: Mittel- bis langfristig soll es der Tiroler Weg werden, kurzfristig haben wir Möglichkeiten so gut wie gefunden, die uns eine super Starthilfe geben würden. Ich hoffe, dass wir alle ins Boot holen können, die in Tirol den Fußball bewegen können. Der Neustart bedeutet für mich auch, alte Muster aufzubrechen, neue Gesichter zu präsentieren, dass wir den Start so super wie möglich in die Hand nehmen können, mit Hilfe von auswärts.

 

90minuten.at: Hängt das auch mit dem deutschen Investor zusammen, der ja rund um Sie auch mit dabei ist?

Radi: Nein, gar nicht.

 

90minuten.at: Ali Hörtnagl geht, es dürfte, laut Lokalmedien, auch viel zu Bruch gegangen sein, er wird da scharf kritisiert. Wie will man Brüche im Verein, mit dem Verband, mit anderen, kitten?

"Ich will da aber nicht mit dem Finger auf jemanden zeigen. Es ist am Ende des Tages auch egal, wer schuld ist. " - Radi über Kritik an Hörtnagl

Radi: Es waren ganz schwierige Zeiten und in diesen sind einfach alle Beziehungen vernachlässigt worden. Ich will da aber nicht mit dem Finger auf jemanden zeigen. Es ist am Ende des Tages auch egal, wer schuld ist. Für uns ist wichtig, dass wir es anders machen wollen, etwa eine Annäherung an den TFV. Das steht bei uns ganz oben auf der Liste. Tirol soll gemeinsam fußballerisch etwas schaffen, woran alle eine Freude haben.

 

90minuten.at: Sie kommen aus der Immobilienbranche. Etwas spitz gefragt: Was befähigt Sie zum Fußball-Investor? Und auch, weil sie mit Mitte 30 noch sehr jung sind!

Radi: Ich war in den letzten Jahren zwar in der Immobilienbranche, mein Herz war aber immer beim Fußball. Ich habe es selbst leider nicht geschafft, eine sportliche Karriere im Fußball zu fnden, dafür war ich zu schwach. Aber Fußball ist eine Leidenschaft, die ist in einem drinnen, nur weil man älter wird. Die Leidenschaft bleibt aber. Als wir das Projekt angegangen sind, hab ich es von Anfang an gesagt, dass es für mich keine Arbeit ist. Es ist cool, lässig, toll. Wir hatten Wochen und Monate, da haben wir bis elf oder zwölf in der Nacht gewerkelt. Andere hocken vor der Playstation oder dem Fernsehen. Für mich ist ein lässiges Gefühl, man macht das, wofür man eine Leidenschaft hat.

 

90minuten.at: Der eine oder andere wird sich denken, Sie spielen Fußballmanager

Radi: (lacht) Nein, es geht um folgendes: Es gibt einfach Dinge, die macht man in seiner Freizeit und die bereiten Freude. So ist das mit dem Fußball bei mir.

"Wir wollen Sponsoren, die das gerne machen. Man kann nicht erwarten, dass jemand in eine tote Kuh investiert." - Radi über den neuen Weg

90minuten.at: Immer wieder war in der Vergangenheit in Zusammenhang mit Wacker Innsbruck und Investor auch ein großes Immobilienprojekt das Thema. Sie kommen selbst aus der Immobilienbranche. Verfolgen Sie rein fußballerische Ziele oder geht es auch um die Verbindung mit anderen Projekten/Themenfeldern?

Radi: Definitiv nicht. Es gibt keine Intention. Es ist eher lächerlich für einen Verein, der in der Kreide ist, über anderwertige Projekte außer Gesundung des Vereins zu reden.

 

90minuten.at: In Tirol, einem Tourismusland, ist es schwierig, genug Sponsoren für einen Bundesligaklub zu finden. Soll sich Wacker irgendwann selbst tragen?

Radi: Es wird kein leichter Weg, das ist allen klar. Es gibt aber Möglichkeiten und es ist definitiv das Ziel, Tirol punkto Fans und Wirtschaft mitzunehmen. Das geht Hand in Hand. Wir müssen liefern und zeigen, dass wir etwas positiv verändern. Dann kann man darüber nachdenken, dass die Leute interessiert sind, dabei mitzuwirken. Wir sind zunächst in der Bringschuld. Wir sind ja die 17. mit dem Neustart, nicht die ersten. Ich trau mich das Wort Neustart schon gar nicht mehr laut sagen, da muss ich selber fast lachen. Wir müssen zeigen, dass wir es ernst meinen. Das zeigen wir, indem wir die Baustellen aufräumen, Löcher kitten und mit den Leuten reden. So zeigen wir, dass wir es anders, im Optimalfall besser machen. Wenn wir den Weg gehen, können wir auch andere begeistern, mit uns zu gehen. Sie sollen uns mit Freude unterstützen, nicht gezwungen. Wir wollen Sponsoren, die das gerne machen. Man kann nicht erwarten, dass jemand in eine tote Kuh investiert.

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