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Fußball pur [Euro 2020, Tag 19]

Packende Spiele brachte Achtelfinaltag drei. Alles was Fußball bieten kann, war dabei. Diese vom Setting eher schwierige Euro bringt aber dafür immer besseren Sport. Kollektiv und individuelle Klasse wechseln sich dabei als Erfolgsrezept ab.

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Gestern ging es um die Dichte in diesem Turnier und dass es ziemlich schwierig sei, im Vorfeld zu tippen. Hand aufs Herz: Wer hatte die gestrigen Achtelfinalpaarungen in seiner Tipprunde auch nur annähernd richtig? Ein sensationeller Achtelfinaltag fand an diesem Montag statt. Zwei Spiele gingen nach 90 Minuten mit 3:3 zu Ende und in die Verlängerung. Beide Spiele brachten Dramatik pur und jeweils schien die Partie schon entschieden. Kroatien holte in der Schlussphase gegen Spanien zwei Tore auf und man meinte sie hätten für die Verlängerung das Momentum auf ihrer Seite. Aber Spanien kam gnadenlos zurück und gewann am Ende 5:3. Der Aufregung nicht genug, wiederholte sich der Spielverlauf bei Frankreich gegen die Schweiz. Die Schweizer schafften noch den Last Minute Ausgleich, als man meinte, die Partie sei zu Gunsten des Weltmeisters gelaufen. Im Abendspiel dann das andere Ende: Die Comeback-Kids aus der Schweiz schafften die Sensation im Elfmeterschießen und schickten Paul Pogba und Co nach Hause. 

Was neben der Leistungsdichte bei dieser Euro außerdem auffällt: Kaum eine Mannschaft parkt den Bus vor dem Tor. Selbst die Außenseiter versuchen zumindest im Rahmen ihrer Möglichkeiten auch nach vorne etwas zu unternehmen, früh zu attackieren und nicht nur auf einen Lucky Punch zu hoffen. Das macht diese Endrunde zu einer äußerst kurzweiligen. Wenige Spiele lassen einen gelangweilt zurück. Die Zeiten von grässlichen Turnierüberraschungen wie einst Griechenland, die sich zum Titel getreten und gemauert haben, scheinen passé zu sein. Man will selbst aktiv sein und tätig werden. Selbst die Großmeister der gesicherten Defensive, die Italiener, haben ihr Spiel komplett umgestellt und schauen frischer aus denn je. 

"Kollektiv und individuelle Klasse halten sich zudem oft die Waage. Die Schweizer traten als kompakte Mannschaft auf und kauften den Franzosen zunächst die Schneid ab." - Jürgen Pucher

Kollektiv und individuelle Klasse halten sich zudem oft die Waage. Nimmt man nur den gestrigen Fight zwischen Frankreich und der Schweiz, lässt sich das gut veranschaulichen. Die Schweizer traten als kompakte Mannschaft auf und kauften den Franzosen zunächst die Schneid ab. Dann gewann die große Klasse von Les Bleus zwischenzeitig die Oberhand und Karim Benzema und Paul Pogba zauberten drei Traumtore mitten in das engagierte Schweizer Herz. Aber das Kollektiv kam zurück und erkämpfte sich das verdiente Comeback und die Verlängerung. Dass der Akteur, der mit Kollektiv und mannschaftsdienlicher Spielweise am wenigsten am Hut hat, den entscheidenden Elfmeter für die Franzosen versemmelte, war irgendwie die logische Konsequenz dieses Abends.

Schräge Schlussszene: Yann Sommer parierte gerade Kylian Mbappés Penalty und muss noch innehalten, statt dem Jubel freien Lauf zu lassen. Der VAR musste checken, ob sein Bein nicht zu früh die Linie verlassen hatte. Der Videoschiedsrichter sorgt immer wieder für solche merkwürdigen Situationen. Dazu aber bei einem der nächsten Male noch mehr. 

 

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