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Sturm-Hänger als Prüfstein

Seit mehr oder weniger zwei Jahren geht es bei Sturm stetig bergauf. Jetzt ist die Mannschaft von Christian Ilzer das erste Mal mit einem Einbruch konfrontiert. Es gilt zu beweisen, dass das bisher gebaute Fundament auch stabil ist.

+ + 90minuten.at Exklusiv - Ein 12 Meter von Jürgen Pucher + +

 

In der laufenden Saison war Euphorie das bestimmende Wort in Graz beim SK Sturm. Der neue steirische Weg brachte einen guten Start in die Liga, die Qualifikation für die Europa League und das alles auch noch mit hübsch anzusehendem Fußball. Die überlegte Transfertätigkeit der sportlichen Leitung noch dazu und die Fans dankten es mit Begeisterung. Dass der Mannschaft in den ersten beiden Gruppenspielen international schonungslos ihre Grenzen aufgezeigt wurden, beeinträchtigte die Stimmung kaum. Es sei eben ein Lernjahr, nach so langer Absenz von der europäischen Bühne. Dann kam aber noch eine unschöne Niederlage in Hartberg und wie es eben so ist, schleicht sich irgendwann bei jedem Aufwärtstrend ein Hänger ein. 

 

Späte Gegentore, Verletzungen und Spieler außer Form

Ein Knackpunkt war dann das dritte Europa League-Spiel gegen Real Sociedad. Das erste Mal hatte Sturm einen Punkt in Griffweite und ein denkbar ekelhaftes spätes Gegentor machte alles zunichte. Nicht, dass man den Spaniern auf Augenhöhe begegnet wäre, aber es war eben was drinnen an diesem Tag - und es wurde nichts. Undankbarerweise folgte ein paar Tage später das Auswärtsspiel bei Red Bull, wo es an normalen Tagen eben für kein Team der Bundesliga etwas zu holen gibt. Zu absurd ist die Überlegenheit der mit Kohle vollgepumpten Getränkeunternehmer. Schwere Tage für die Psyche der Sturm-Mannschaft, dazu kamen auch noch Verletzungen von Leistungsträgern wie Otar Kiteishvili und Formschwankungen von wichtigen Spielern.

"Sturm befindet sich im ersten Durchhänger seit langer Zeit und wie stabil der neue Weg in Graz schon ist, wird sich zeigen." - Jürgen Pucher

Der Trend verdichtete sich dann im Cup-Heimspiel gegen Ried. Sturm spielte schlecht und verlor mit 1:2. Das ist äußerst schmerzhaft, ist der Cup doch der einzige Pfad zu etwas Großem solange es Red Bull in der Liga gibt. In Graz-Messendorf gibt es für Mentalbetreuer Mathias Berthold und die sportliche Leitung jetzt einiges zu tun. Sturm befindet sich im ersten Durchhänger seit langer Zeit und wie stabil der neue Weg in Graz schon ist, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Es folgen schwere Spiele gegen Tabellennachbar WAC und auswärts in Altach. Gehen die beiden Spiele schief, wird aus einem Durchhänger schnell die erste kleine Krise der Ära Ilzer-Schicker. Mag nicht fair sein, Fußball ist aber eben nunmal ein grausliches Geschäft. 

 

Ilzer und Co sind jetzt gefordert

Es ist aber genauso eine Chance zu zeigen, dass der neue Weg auf einem stabilen Fundament steht. Man wird gewusst haben, dass ein solcher Moment kommen wird. Wie man damit umgeht, wird der erste ganz große Prüfstein für Christian Ilzer und sein Team. Durch den einen oder anderen Ausfall, werden auch jene Spieler gefordert sein, die bisher noch nicht so viel Verantwortung hatten. Nerven und Ruhe bewahren steht ganz oben auf der Liste. Von der Klubführung und den Fans werden derzeit sicher noch keine Störgeräusche kommen, man hat es also selbst in der Hand. Die psychologischen Fähigkeiten von Trainer und Co stehen aller Wahrscheinlichkeit nach in den nächsten Tagen und Wochen im Vordergrund. Was am Platz zu tun wäre, ist bekannt. Wenn man das, was man in den letzten zwei Jahren in Graz-Messendorf beobachten konnte als Parameter nimmt, spricht allerdings nichts dagegen, dass Sturm diese Situation ganz gut meistern wird können.

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