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Foda spielt um seinen Job [Euro 2020, Tag 16]

Unter dem Londoner Abendhimmel weist sich heute wohl der Weg für die Zukunft von Franco Foda. Nur eine Sensation gegen Italien lässt ihn wohl sicher bis Vertragsende im November weiter als Teamchef auf der Bank sitzen.

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Österreich gegen Italien im Londoner Wembley Stadion. Die Vorzeichen und Wege beider Teams bis zu dieser KO-Runde könnten unterschiedlicher nicht sein. Italien kommt mit 30 Spielen ohne Niederlage und unglaublichen zwölf Spielen ohne Gegentor nach England. Österreich plagten im Vorfeld und auch noch während des Turniers Debatten um die Spielweise und Gerüchte über schlechte Stimmung im Team. Der Sieg gegen die Ukraine ließ diese jetzt zwischenzeitig verstummen. Gemunkelt wird auch, dass ein gewisser Druck aus der Mannschaft Franco Foda zu mehr Mut vor dem letzten Gruppenspiel angestiftet hat. Für viele Spieler in der österreichischen Mannschaft findet heute Abend sicher das Spiel ihrer bisherigen Karriere statt. Jedenfalls aber für den Trainer.

Der schlechte Start in die WM-Qualifikation und vor allem der Fußball, der gespielt wurde, haben Foda im Verband viele Fürsprecher verlieren lassen. Er hat zwar einen Vertrag bis November 2021 (= Ende der WM-Quali), es galt aber in letzter Zeit keineswegs mehr als ausgeschlossen, dass der ÖFB die Zusammenarbeit nach der Euro beenden wird. Besonders dann, wenn diese nicht besonders berauschend verläuft. Mit einem sang- und klanglosen Aus im Achtelfinale, wäre zwar das Minimalziel erreicht. Ob es Foda den Sessel retten würde, ist aber fraglich.

"Wer Franco Foda nach dem Ukraine-Spiel gesehen hat, konnte feststellen: Da ist jetzt einer motiviert. Der Mainzer hat schon einmal bewiesen, dass er sich ein wenig neu erfinden kann, wenn er keine Wahl hat." - Jürgen Pucher

Sollte allerdings eine Sensation gelingen, dann sieht das natürlich anders aus. Obwohl der Verband vielleicht gar nicht mehr so viel Freude am Trainer hat, wäre es wohl sehr schwer einen Mann mit diesem Erfolg auf der Visitenkarte vor die Tür zu setzen. Und wer Franco Foda nach dem Ukraine-Spiel gesehen hat, konnte feststellen: Da ist jetzt einer motiviert. Der Mainzer hat schon einmal bewiesen, dass er sich ein wenig neu erfinden kann, wenn er keine Wahl hat. Er hat wohl mittlerweile auch bemerkt: Sein Vorsichts- und Abwartefußball mit der Nationalmannschaft bringt ihn intern und extern nirgends mehr wohin. Wie einst bei Sturm, wo der neue Sportdirektor damals eine andere Spielweise eingefordert hat, und Foda sich für seine Verhältnisse extrem bewegt hat, war auch gegen die Ukraine eine anders ausgerichtete Mannschaft auf dem Feld.

Ich erwarte Österreich auch gegen Italien mutiger als zuletzt. Weil Franco Foda gar keine andere Wahl mehr hat. Hinten drinnen warten und vorne schauen ob was geht, wird zu nichts führen. Dazu ist der Gegner zu gut. Wenn es eine Chance gibt, dann nur wenn man Team Mancini überraschen kann. „Ich habe schon einen Plan“, ließ der Teamchef wissen. Den braucht er auch, damit wir ihn noch länger mit dem Adler auf der Brust und nicht nur beim Sturmtraining in Messendorf sehen werden.

 

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