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Heißer Montag bei Rapid: Kommen Briefwahl und Frauenteam? [Exklusiv]

Ob die Rapid-Hauptversammlung am Montag stattfinden wird, ist aufgrund eines möglichen Lockdowns mehr als fraglich. Zwei Anträge könnten jedenfalls für dicke Luft im Allianz Stadion sorgen.

+ + 90minuten.at Exklusiv - Von Michael Fiala + +

 

Eigentlich ist für kommenden Montag die Hauptversammlung des SK Rapid angesetzt. Ob es auch wirklich dazu kommt, ist mehr als fraglich, denn ein bundesweiter Lockdown steht im Raum und würde auch die Veranstaltung im Allianz Stadion treffen (Anm.: Hauptversammlung mittlerweile abgesagt, siehe Text ganz unten). Es wäre jedenfalls angerichtet für einen spannenden Abend, der auch einige Brisanz mit sich bringen könnte. Denn abgesehen von der tristen Stimmung rund um die Trennung von Didi Kühbauer gibt es den einen oder anderen Antrag, der hinter den Kulissen für Aufregung sorgt.

 

Kommt die Briefwahl?

Franz Binder, der Sohn der Rapid-Legende Bimbo Binder, begehrt etwa eine Statutenänderung. Konkret soll es Mitgliedern ermöglicht werden, ihr Stimmrecht auch über E-Mail oder Brief wahrnehmen zu können. "Rechtlich ist eine E-Mail- oder Brief-Wahl möglich. Der SK Rapid ist ja technisch ausgezeichnet aufgestellt. Diese Punkte gehören in die Satzung. Ich bin gespannt, wie der Verein reagiert. Es heißt ja immer, wir sind ein Mitglieder-Verein“, sagt Binder dazu gegenüber der Tageszeitung „Heute“.

"Die Entscheidung obliegt den Vereinsmitgliedern, persönlich sehe ich Wahlen per E-Mail oder auch Briefwahl aber mehr als skeptisch. " - Martin Bruckner

Bei dem Antrag auf Briefwahl und Wahl per E-Mail geht es im Hintergrund aber auch um eine Art von Machtkampf. "Die aktive Fanszene des SK Rapid ist weltweit die erste, die sich einen Profiverein halten kann", meint Binder im Gespräch mit „Heute“. Mit den erweiterten Wahlmöglichkeiten will Binder die Basis der Stimmberechtigten vergrößern – und gleichzeitig somit die Macht des harten Kerns, sofern stimmberechtigt, verkleinern.

Gegenüber 90minuten.at meint dazu Rapid-Präsident Martin Bruckner: „Die Entscheidung obliegt den Vereinsmitgliedern, persönlich sehe ich Wahlen per E-Mail oder auch Briefwahl aber mehr als skeptisch. Aber hier möchte ich der Diskussion auf der Hauptversammlung nicht über Medien vorgreifen“, so der Rapid-Präsident, der nicht genauer darauf eingehen möchte, warum er eine derartige Wahl „skeptisch sieht“. Bruckner ergänzt: „Das Stimmrecht erlangt man übrigens nach drei Jahren durchgehender Mitgliedschaft und die Wahlen der Gremien finden in der Regel alle drei Jahre statt.“

 

Kommt endlich ein Frauenteam?

122 Jahre ist der SK Rapid nun alt. Ein Frauenteam sucht man aber im Jahr 2021 noch immer vergebens in Hütteldorf. Zwar haben sich die Grün-Weißen in den vergangenen Jahren der Initiative „Playmakers“ der UEFA angeschlossen, wo Mädchen in den Fußball hineinschnuppern können. Ein Bundesliga-Team, wie es etwa St. Pölten, Sturm, Austria oder Altach mittlerweile bilden, gibt es im Westen von Wien noch nicht.

"Irgendetwas ist immer. Und es geht jetzt einmal darum, den Anfang zu machen und eine Strategie zu entwickeln. Das ist zu schaffen." - Clara Gallistl über den Antrag auf ein Frauenteam

Auch dies soll sich durch einen Antrag am Montag nun ändern. Das Schriftstück sieht vor, innerhalb eines Jahres eine strukturierte Strategie zur Umsetzung eines Frauenteams zu entwickeln. "Als beliebtester Fußballverein des Landes muss sich der SK Rapid seiner gesamtgesellschaftlichen Vorbildwirkung bewusst sein und die sportlichen Talente aller Menschen fördern", heißt es im Antrag.

Bei Rapid hat man in der Vergangenheit stets auf das zuerst zu realisierende Trainingszentrum verwiesen. Erst dann könne man auch die Ressourcen schaffen, ein Frauenteam zu gründen. Auch die Stadt Wien hat bei der Präsentation des neuen Trainingszentrums in Person von Stadtrat Peter Hacker den Wunsch geäußert, „sobald als möglich ein Frauenteam“ ins Leben zu rufen.

Gegenüber der Tageszeitung „Die Presse“ übt sich der Verein jedoch in Zurückhaltung. „Grundsätzlich setze man sich mit der Thematik schon länger auseinander. Im Rahmen einer Projektgruppe um den damaligen Sportmanagementleiter Peter Grechtshammer, der inzwischen die ÖFB-Frauenakademie führt, sowie einer Ex-Nationalspielerin habe man sich ein Bild von den notwendigen infrastrukturellen wie finanziellen Voraussetzungen für ein Frauenteam gemacht. Aufgrund wirtschaftlicher Corona-Einbußen wurden jedoch bis auf das Trainingszentrum alle übrigen Neuerungen vorläufig auf Eis gelegt“, heißt es in dem Artikel. Clara Gallistl, Rapid-Fan und Obfrau des Fanklubs Vorwärts Rapid, will die Corona-Einbußen nicht als Ausrede gelten lassen: "Irgendetwas ist immer. Und es geht jetzt einmal darum, den Anfang zu machen und eine Strategie zu entwickeln. Das ist zu schaffen."

"Wir haben uns nicht im Bösen getrennt und möchten Didi auch einige Zeit geben, bis wir uns sicher wieder in gutem Einvernehmen zu einem Gespräch treffen werden. " - Martin Bruckner über Didi Kühbauer

Noch keine Vertragsauflösung mit Kühbauer

Und natürlich wäre auch die sportliche Entwicklung der vergangenen Wochen ein heißes Thema bei der Hauptversammlung. Mit dem Rauswurf von Didi Kühbauer hat Rapid das Heft das Handelns in die Hand genommen. Diskussionen dazu wären am Montag aber vorprogrammiert. Eine Auflösung des Vertrags mit Kühbauer gibt es derzeit noch nicht zu vermelden, wie Rapid-Präsident Bruckner gegenüber 90minuten.at bestätigt: „Wir haben uns nicht im Bösen getrennt und möchten Didi auch einige Zeit geben, bis wir uns sicher wieder in gutem Einvernehmen zu einem Gespräch treffen werden. Über Vertragsdetails werden wir aber keine Auskünfte geben.“

 

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Ob sportliche Situation, Brief- und E-Mail-Wahl oder Frauenteam – eine spannende Hauptversammlung am Montag-Abend wäre garantiert, sofern diese nun überhaupt stattfinden kann. Wenn nicht, wären die Brennpunkte nur aufgeschoben, aber nicht aufgehoben.

 

Update: Am Freitag-Mittag informierte der SK Rapid im Lichte des Lockdowns in Österreich, dass die Abhaltung der diesjährigen Ordentlichen Hauptversammlung aufgrund des bundesweiten Lockdowns nicht am 22. November stattfinden kann und zum ehestmöglichen Termin im nächsten Jahr nachgeholt wird.

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