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Vielleicht ist er ja erfolgreich [Momentum am Montag]

Österreich gewinnt gegen Israel mit 4:2. Es besteht die Gefahr, dass die letzten beiden WM-Quali-Spiele die ÖFB-Verantwortlichen blenden werden.

+ + 90minuten.at Exklusiv - Von Georg Sander und Michael Fiala + +

 

Der Moment, als Österreich Israel mit 4:2 besiegt hat, ist unser Momentum am Montag.

Die 4.300 Fans im Klagenfurter Wörthersee-Stadion bekamen fußballerisch einiges geboten. Eine dominant und im letzten Drittel gefällig kombinierende Heimmannschaft in der zweiten Hälfte, die auch den zweimaligen Rückschlag zugegebenermaßen mäßig verdienter Gegnertore wegsteckte. „Die Mannschaft war willig, sie wollte diesen Sieg unbedingt. Sie wollte es allen zeigen, dass sie besser Fußballspielen kann“, zeigte sich Teamchef Franco Foda erfreut. Vor Wochen meinte Neo-ÖFB-Präsident Gerhard Milletich ja: „Es könnte ja sein, dass er erfolgreich ist. Er hat einen laufenden Vertrag.“ Aber gegen wen wurde da überhaupt gekickt?

 

Jetzt aber mal ehrlich

Österreich bot mit Ausnahme von Rapids Marco Grüll ausschließlich Kicker aus Top5-Ligen bzw. im Falle von Debütant Nicolas Seiwald aus der Champions League in der Startelf auf. Und Israel? Klar, Willi Ruttensteiner hatte vorne Schlitzohr Eran Zahavi (PSV) und Munas Dabbur (Hoffenheim), dahinter Manor Solomon (Shaktar D.). Schon da kann man über die höhere Qualität von Sabitzer und Co. diskutieren. Hinter den drei Offensiven wird es bei Israel aber merklich dünn. Kicker wie Natcho (Partizan B.) oder Dor Peretz (Venezia) kommen hierzulande mittlerweile bestenfalls von der Bank. Mit Michael Svoboda und David Schnegg kicken gar zwei Österreicher beim Serie A-Klub aus der Lagunenstadt, die von einer Kadereinberufung so weit weg sind wie die Foda-Elf von der direkten WM-Quali. Die Defensive der Israelis bestand aus dem Zweiergoalie von Feyenoord, einem Celtic- und einem Vitesse-Kicker sowie Spielern aus der israelischen Liga. Österreichs Bundesliga ist Top10, die israelische Liga nicht einmal Top20.

 

Wut im Bauch

So nett es anzusehen war, wie der Ball via rot-weiß-rotem Fuß durch die israelischen Linien zirkulierte: Eine Nationalmannschaft wie die israelische darf, kann und soll nicht der Gradmesser sein. Das wird auch Moldau nicht sein. Nichts ist nach dem 4:2 anders als vorher, außer vielleicht die Erkenntnis, dass die Real-, Bayern- und Co.-Spieler sich nicht noch weiter zur Lachnummer Europas machen lassen und den um zwei Klassen schwächeren Gegner mal so richtig auseinander nehmen wollten. Das war halt die Kompensation für das 2:5 in Israel, nicht mehr, nicht weniger. Die lust- und planlosen Leistungen gegen Schottland und Dänemark macht es nicht wett. Das macht auch kein zweiter Sieg gegen Moldawien.

 

„Es könnte ja sein...“

Ein Heimsieg gegen Israel muss normal sein wie ein Heimsieg von Red Bull Salzburg gegen Ried, die Admira oder Altach. Zur Erinnerung: Österreich wird als Topf2-Team Vierter, außer die Färöer holen in Israel einen oder drei Punkte. Fazit: Die WM-Quali ist nicht erfolgreich. Und: Im so viel beschworenen WM-Playoff wird man auf bessere Gegner treffen als Israel. Es wäre übrigens eine Premiere unter Foda, dass das rot-weiß-rote Team in einem Pflichtspiel einen in der Weltrangliste besser platzierten Gegner besiegt.

Und jetzt rufen wir uns den Sager von ÖFB-Präsident Milletich noch einmal in Erinnerung: „Es könnte ja sein, dass er erfolgreich ist.“ Es bleibt zu hoffen, dass bei den ÖFB-Verantwortlichen zu einer Gesamtbeurteilung der letzten 36 Monate kommt und nicht nur der letzten beiden „Geisterspiele“ in Klagenfurt. Denn das wäre fatal.

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