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Andreas Ulmer: "Der Teamchef entscheidet, ob es reicht" (2)

Andreas Ulmer kann mit knapp 32 Jahren eine erfolgreiche Karriere vorweisen. Einige Puzzlesteine fehlen aber, zum Beispiel der Einzug in die Champions League oder mehr als drei Nationalteamspiele. Im Interview mit 90minuten.at klärt er über alles auf. Das Interview führte Georg Sander

 90minuten.at: Im Mai 2016 haben Sie in einem Interview mit Laola1 gemeint, der Grund für den anhaltenden Erfolg wäre die individuelle Klasse. Welchen Anteil hat die Taktik?

Ulmer: Taktik ist ganz wichtig, für das eigene Spiel und wie man sich auf den Gegner einstellt. Je höher die individuelle Klasse desto stärker ist auch das Kollektiv.

 

90minuten.at: Marco Rose kann nicht nur Taktik, ist er auch ein Motivator? In manchen Spielen wie in Altach auswärts oder auch gegen Rijeka hat nicht alles so geklappt. Wie erklären Sie die Leistungsunterschiede?

Ulmer: Wir sind Menschen und keine Maschinen. Jeder Mensch hat auch mal nicht so gute Tage. Man versucht dorthin zu kommen, bereitet sich drauf vor und dann klappt es dennoch nicht. Dann gibt es Tage, an denen es überragend läuft. Aber es sind elf, zwölf, dreizehn Spieler, die einen guten Tag haben sollten.

 

"Der Trainer ist glücklich, wenn wir ein Tor schießen. Wenn das aufgrund des Matchplans oder der Vorgaben passiert, ist es super." - Die Bullen können machen, was sie wollen, wenn sie treffen.

90minuten.at: Es gibt ein großes Team an Betreuer. Wie viel Eigenverantwortung tragen die Spieler? Gerade Außenbahnspieler sind 45 Minuten am nähesten am Trainer dran.

Ulmer: Das kriegt man aber nicht mit, was an der Seitenlinie passiert. Vielleicht bei einer Spielunterbrechung. Wenn ich im Zweikampf bin oder den Ball habe, nach Lösungen suche, dann bekomme ich nicht mit, ob der Trainer sagt: Du hast Zeit, du bekommst Druck, spiel ihn mit dem ersten Kontakt nach vorne. Diese Entscheidungen trifft der Spieler selber.

 

90minuten.at: Wie starr sind die Vorgaben?

Ulmer: Der Trainer ist glücklich, wenn wir ein Tor schießen. Wenn das aufgrund des Matchplans oder der Vorgaben passiert, ist es super. Aber wenn man individuell entscheidet, dass dieser Laufweg passt oder dass dieser Pass der richtige ist, wenn ich das erkenne und es führt zum Tor, ist keiner böse. Jeder hat seine Freiheiten.

 

90minuten.at: Wie viel gibt der Trainer nun vor? Zur Orientierung: Rapid-Trainer Goran Djuricin sagte uns beispielweise im August, er gebe rund 50 Prozent vor.

Ulmer: Das kann man nicht sagen, schon gar nicht in Prozent. Du kannst nicht sagen: Die ersten zwei Angriffe spielen wir so und den dritten, vierten, fünften so. Das wird alles am Platz durch die Spieler entschieden. Durch Beobachtungen, Laufwege, je nachdem, wer frei ist. Das ist unser Verständnis von Fußball.

 

90minuten.at: Also gibt es keinen Matchplan, das Spiel basiert auf dem, was man sich im Training grundsätzlich erarbeitet?

Ulmer: Es gibt natürlich Pläne, mit denen wir uns auf die Spiele vorbereiten und wie etwa eine hoch stehende Viererkette geknackt werden kann, wie man Druck aufbaut. Aber vieles entscheiden die Spieler auch intuitiv selbst.

 

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