Foto: © Thomas Schernthanner Interviews / Oktober

Alexander Hütter von Austria Salzburg: "Wir sind ein guter G'schichtllieferant" (2)

Wie geht es Austria Salzburg? Wie groß ist der Schuldenberg? Was haben die Violetten aus Salzburg vor? 90minuten.at wollte Antworten auf diese Fragen.

90minuten.at: Wie geht es der Austria heute? Berater Otto Konrad sagt, dass die vierte Liga derzeit das höchste der Gefühle ist.

Hütter: Das würde ich nicht sagen. Für viele ist es wichtig, dass es die Austria einfach nur gibt. Aber wir sind ein Sportverein, da muss man auch sportliche Ambitionen haben. Sonst könnten wir ja einen Gaudikick veranstalten. Die Mehrkosten in der Regionalliga West wie Busfahrten oder vom Kader her betragen nicht viel mehr als in der Salzburger Liga. Wir haben dieses Jahr eine junge, stark veränderte Mannschaft. Das Jahr ist dazu da, sich wirtschaftlich zu sanieren und den sportlichen Grundstein für die weiteren Jahre zu legen. Wir wollen im gesicherten Mittelfeld landen, alles darüber hinaus ist positiv. Nächstes Jahr können wir mit dieser Erfahrung noch weiter oben sein.

 

90minuten.at: Wichtig ist dabei der Nachwuchs. Da gab es ja auch Probleme?

Hütter: Nachwuchs heißt immer Veränderung. Wir sind die gesamte letzte Saison ohne sportlichem Leiter da gestanden. Wenn das so ist, macht sich das bemerkbar. Die Mannschaft ist jetzt sehr, sehr jung. Viele Spieler, die jetzt da sind, kommen eigentlich aus dem Nachwuchs, waren vorher auch wo anders. Wir wollen sie aufbauen, damit wir die nächsten zwei, drei Jahre mit diesem Team spielen. Natürlich soll es auch punktuelle Verstärkungen geben, wie überall.

 

90minuten.at: Punkt Infrastruktur: Die Zusatztribüne hat nur bis 2018 eine behördliche Bewilligung.

Hütter: Das stimmt. Aber auch das war ein Sturm im Wasserglas. Im Oktober ist noch eine weitere notwendige Begehung, aber die Zeichen stehen ganz klar auf eine Verlängerung bis zum Juni 2021.

 

"Der Gedanke geht bei vielen in Salzburg herum. Warum nicht die Synergie nutzen? Die haben ein Stadion, die haben Geld. Wir haben Fans, sie nicht. " - Violette Gedankenspiele mit Grödig?

90minuten.at: Blicken wir in die Zukunft. Die zweite Liga wird reformiert. Ist das irgendwann einmal ein Thema? In welche Richtung soll es gehen?

Hütter: Prinzipiell ist die zweite Liga nicht mehr so ein Meilenstein, wie bei unserem letzten Aufstieg 2015. Die Infrastruktur ist jetzt weit über dem, was in dieser neuen zweiten Liga gefordert wird. Bis wir aber überhaupt wieder in die Verlegenheit kommen, uns darüber Gedanken zu machen, bin ich mir nicht so sicher, ob diese Reform nicht wieder eine neue Reform gefolgt sein wird. Das ist auch ein bisschen das Ungerechte am österreichischen Fußball: Hätte man beim Aufstieg gewusst, dass es in ein paar Jahren ganz anders ausschaut, weiß ich nicht, ob man das Stadion in dem Ausmaß umgebaut hätte. Wir sind fast daran gestorben, dass wir für ein Jahr Erste Liga dieses Stadion ausgebaut haben, was, auch wenn wir oben geblieben wären, nur kurz in dem Ausmaß vonnöten gewesen wäre.

 

90minuten.at: Das ist wieder Vergangenheit, aber wollte man das damals nicht abseits der anderen machen, weil man sich auch selbst wieder als Klub aufgebaut hatte? In Grödig konnte dann auch auf einmal Liefering spielen.

Hütter: Liefering hat den Vorteil, dass sie keine Zuschauer mitbringen. Grödig und Anif hat es gestört, dass viele Fans durch die Ortschaften gehen würden. Man hat dort aber sehr wohl angefragt, auch im EM-Stadion. Aber auch dort war es aufgrund des Rasens laut deren Aussage nicht möglich. Schlussendlich blieb eben nichts anderes über.

 

90minuten.at: Die Austria ist auch nicht der einzige Traditionsverein, der unterklassig spielt. Ich denke an Vorwärts Steyr, die Vienna, den Sportclub. Sehen Sie Parallelen?

Hütter: Uns verbindet die Armut. So einfach ist das.

 

90minuten.at: Reicht der Name also nicht aus?

Hütter: Er reicht nicht, weil es in den meisten Städten oder Bezirken noch größere Vereine mit Potential gibt. Die binden Sponsoren, weil sie weiter oben spielen. Generell sind wir in Österreich mit Geld nicht gesegnet, da tut man sich weiter unten schwer.

 

90minuten.at: Da hilft nur ein Mäzen wie in Wolfsberg oder Grödig?

Hütter: Die haben einen, der das Geld gibt. Wenn du nicht Rapid oder ein anderer großer Verein bist, ist wirtschaften schwer möglich, ohne, dass du wen hast, bei dem Geld keine große Rolle spielt.

 

90minuten.at: Stichwort Grödig. Christian Haas hat die Auslosung um das Tribünensponsoring gewonnen.

Hütter: So ist das Spiel. Mit der Austria wird es eben nie langweilig. Österreich-weit fallen wir medial oft nicht so auf, hier in Salzburg denke ich aber, dass, sollte es uns wieder einmal schlecht gehen, selbst die Journalisten einen Topf gründen, um uns zu retten. Wir sind einfach ein guter G'schichtllieferant. So etwas passiert ja nur bei der Austria.

 

90minuten.at: Wäre eine Kooperation mit Grödig denkbar?

Hütter: Der Gedanke geht bei vielen in Salzburg herum. Warum nicht die Synergie nutzen? Die haben ein Stadion, die haben Geld. Wir haben Fans, sie nicht. Aber eine Kooperation wie eine Spielgemeinschaft ist zu hundert Prozent auszuschließen, weil das bei den Mitgliedern nicht durch gehen würde. Zu recht.

 

90minuten.at: Also lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach – lieber Salzburger Liga?

Hütter: Wenn mal einer daher kommt, der Spaß am Fußball hat, der die Austria weiter oben sehen will, dann wird man nicht „Nein, danke!“ sagen. Aber es darf eben nicht so sein, dass man sich total in die Fänge des einen begibt und mit seinem Abschied wieder finanzielles Chaos herrscht.

 

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