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Marco Rose: "Es wird als Fakt hingestellt, dass wir Meister werden" (3)

Warum spielt Red Bull Salzburg immer durch die Mitte? Warum wurde schon wieder das System geändert? Wie denkt er über die heimische Medienlandschaft und Taktikanalysen? Und freilich: Was war in der Champions League-Qualifikation los? Das und noch mehr hat 90minuten.at Salzburg-Coach Marco Rose gefragt.

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90minuten.at: Sie fallen medial öfters durch knackige Aussagen auf. Etwa: „Ihr seid so geil. Das ist cool. Jetzt habt ihr wieder eine Statistik gefunden.“ Machen Sie das absichtlich?

Rose: Überhaupt nicht. Das meiste, was ich sage, kommt intuitiv . Ich gehe da unvoreingenommen ran und sage Dinge, wie ich sie empfinde und meine. Die angesprochene Situation nach dem 0:0 gegen Austria Wien ist entstanden, weil ich dann schon ein Gefühl bekomme, in welche Richtung die Berichterstattung über uns geht. Wenn ich da in meiner Annahme bestätigt werde, reagiere ich entsprechend. Ich habe schon den Eindruck, dass man bei uns immer wieder Statistiken sucht, die eher gegen uns sprechen.

 

90minuten.at: Sie wissen also nach dem Spiel, welche Fragen kommen könnten?

Rose: Pressesprecher Christian Kircher versucht mich immer kurz nach dem Spiel zu briefen und mir ein paar Fakten und Schiedsrichterentscheidungen mitzugeben. Was war richtig, falsch, Elfmeter, Hands – damit ich einen roten Faden habe. Der Rest passiert kurzfristig und aus dem Bauch heraus.

 

90minuten.at: Sehen Sie da Unterschiede zwischen Deutschland und Österreich? Sind Sie manchmal mit den Fragen unzufrieden?

Rose: Boulevard gehört dazu und das versucht man zu bedienen. Ich versuche, das so seriös wie möglich zu machen. Was daraus gemacht wird, kann man nur bedingt beeinflussen. Man kann Sachen Gegenlesen und absegnen. Wenn ich mich auf jemanden verlassen kann, muss ich das nicht tun. Mittlerweile habe ich aber ein Gefühl für Fragen, bei denen die Antwort vor der Frage steht. Dann kann ich darauf reagieren.

 

90minuten.at: Kommen wir wieder zum Fußball. Medial wie fußballerisch immer ein Thema: Das Ausscheiden in der Champions League-Quali. Spieler gehen, ja. Aber Sie und auch Garcia zuvor haben das System wieder umgestellt. Warum haben Sie nicht beibehalten, was im Frühjahr gut funktionierte?

Rose: Das habe ich ja vorhin schon beantwortet. Wir hatten eine Vorbereitung, Spieler haben uns verlassen. Unter anderem auch Spieler wie Wanderson oder Lazaro, die eher für den Flügel passen. Jetzt haben wir viele Achter und wir haben in der Vorbereitung ja auch viel ausprobiert. Sie fühlen sich mit der Raute halt wohler. Unabhängig von der Grundordnung ist es für unser Spiel wichtiger, unsere Spielprinzipien auf den Platz zu bringen. Diese haben wir uns in der Vorbereitung erarbeitet und in die neue Saison mitgenommen.

 

90minuten.at: Sie haben in Interviews oft betont, dass das Teamgefüge wichtig ist, der psychische Aspekt. Auch im Herbst waren sehr mühsame Partien dabei. Woran hakt es da? Gegen Rijeka waren ein paar Spieler unsicher, fahrig. Oder in Altach.

Rose: Es ist wohl ein offenes Geheimnis, aber den Switch Europapokal-Bundesliga haben wir bislang oft gut hingekriegt. Zum Thema Rijeka: Motivation, Psyche – es sind Menschen, die am Platz stehen. Sie haben Verantwortung, den Fans, dem Verein, sich selbst gegenüber. Dann ist es logisch, dass sie darauf reagieren. Diese Entscheidungsspiele sind dann sehr früh in der Saison, man erarbeitet sich vielleicht noch Dinge, ist noch nicht so weit. Da kann es sein, dass Menschen so reagieren. Aber wir haben uns in beide Spiele rein gefressen. Am Ende sind wir ausgeschieden. Ich sage jetzt nicht den Klassiker, dass es unglücklich war. Wir sind ausgeschieden. Das ist Fakt. Wir sind um eine Erfahrung reicher.

 

90minuten.at: Arbeiten Sie mit einem Mentalcoach?

Rose: Wie meinen Sie das?

 

90minuten.at: Ob es sportpsychologische Betreuung gibt.

Rose: Wir haben wen, der sich um das gesamte Team kümmert. Aber das ist mittlerweile völlig normal. Wir machen das auf einer entspannten, stressfreien Schiene.

 

90minuten.at: Ich frage deshalb so genau, weil ja alle Teams in Europa professionell arbeiten und da jedes Prozent den Ausschlag geben kann.

Rose: Es ist mittlerweile ein nicht unwesentlicher Faktor.

 

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