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Der Bundesliga-Traum der Vienna führt über Stripfing [Exklusiv]

Die Vienna träumt von Duellen gegen Rapid, Salzburg, Austria oder Sturm. Der wirtschaftliche Rahmen dazu wird aktuell geschaffen. Die sportliche Realität heißt zunächst aber noch Stripfing.

++ 90minuten.at exklusiv von Michael Fiala ++

 

In den vergangenen Monaten hat der Döblinger Klub massive Anstrengungen unternommen, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für ein Comeback des Profifußballs in der höchsten Spielklasse zu legen. Zur Erinnerung: Die letzten Spiele in der Bundesliga absolvierten die Vienna in der Saison 1991/92.

Wenn morgen, Samstag, die Vienna auf der altehrwürdigen Hohen Warte Stripfing empfängt, dann ist dieses Duell auch schon eine erste Weichenstellung für einen möglichen Aufstieg in die 2. Liga. „Die Vienna ist ein Traditionsverein mit einer ruhmreichen Vergangenheit, die wir nunmehr in die Gegenwart und Zukunft übersetzen wollen. Wir haben dazu einen substantiellen Stufenplan entwickelt, der für wirtschaftliche Stabilität als Grundlage für nachhaltigen Erfolg steht“, sagt Kurt Svoboda im Gespräch mit 90minuten.at. Oder anders formuliert: Der Verein soll auf einem soliden Fundament wachsen und sich die Erstklassigkeit, insbesondere bei den Herren, schrittweise erarbeiten und bei den Frauen ausbauen.

Kurt Svoboda: "Die Vienna ist ein Traditionsverein mit einer ruhmreichen Vergangenheit, die wir nunmehr in die Gegenwart und Zukunft übersetzen wollen."

„Wir sind im Plan“

Als die Vienna im vergangenen Sommer zur Pressekonferenz unter dem Motto „Neue Wege 2026“ lud, war klar: Die Döblinger sehen sich mittel- bis langfristig in der ADMIRAL Bundesliga. Seit dem ist viel passiert. Sportlich, aber vor allem auch aus wirtschaftlicher und struktureller Sicht.

Die Rahmenbedingungen für einen raschen Aufstieg wurden gelegt. „Der Weg ist und bleibt das Ziel. In der Zwischenzeit konnten wir viele tolle neue Partner für die Vienna gewinnen, die von unserer Idee überzeugt sind und mit uns diesen Weg gehen wollen“, meint Vienna-Geschäftsführer Thomas Loy im 90minuten.at-Gespräch und ergänzt: „Auch haben wir den Lizenzierungsprozess für die ADMIRAL 2. Liga gerade durchlaufen. Das finale Ergebnis steht zwar noch aus, aber schon jetzt kann man sehen, wie gut und nachhaltig wir mittlerweile aufgestellt sind. Die Herren spielen um den Aufstieg in die zweite Liga mit. Die Frauen haben sich im ersten Jahr bereits in der Bundesliga etabliert. Das Nachwuchszentrum in der Spielmanngasse nimmt Form an. Wir sind im Plan.“

Für neue Partner sei auch noch Platz, wie Loy betont. „Es gibt immer Platz für Partner und Förderer. Auch derzeit gibt es noch Kapazitäten und wir freuen uns über jeden, der unsere ambitionierten Ziele gemeinsam mit uns verfolgen will. Klar ist aber auch, dass potentielle neue Partner zur Vienna passen müssen und die gleichen Werte vertreten, die wir in unserer Wertematrix verankert haben.“

 

Neue Sponsoren im Wochenrythmus

Allein in den letzten drei Monaten konnte die Vienna zwölf neue Partner gewinnen. Loy: „Die Rückmeldung neuer Interessenten und Partner war sehr oft: ‚Bei der Vienna tut sich gerade einiges, da möchten wir auch dabei sein‘. Das belegen auch die hohen Zugriffszahlen und Follower auf den sozialen Medienkanälen der Vienna. Dank unserem Hauptpartner UNIQA und Co-Hauptpartner IMMOunited haben wir zwei Zugpferde, die den Verein auf ein solides und nachhaltiges Fundament gestellt haben, das uns generell interessant macht.“

Roland Schmid: "Mein Ziel für den Verein ist jedenfalls der Aufstieg in die Bundesliga – mit all den Werten und Sympathien für die die Vienna schon seit langem steht."

Mit Roland Schmid konnten die Döblinger einen finanziell potenten und exzellenten Netzwerker an Bord holen. Seine Nachsehen im Rapid-Wahlkampf gegen Martin Bruckner war gleichzeitig der Gewinn für die Vienna. Was treibt Schmid an? „Zum einen ist es die Begeisterung für den Fußball im Allgemeinen. Bei der Vienna haben mich vor allem das Gesamtkonzept und die handelnden Personen überzeugt. Mit der Uniqa als Hauptsponsor, Markus Katzer als Sportdirektor, Andi Ivanschitz als Nachwuchsmanager und Nina Burger als Leiterin des Frauenteams sind sportliche und wirtschaftliche Ziele nicht nur mittelfristig möglich, sondern auch unkompliziert umsetzbar. Die Ergebnisse unserer gemeinsamen Arbeit sind stets schnell ersichtlich. Das ist für mich pure Freude“, sagt Schmid gegenüber 90minuten.at.

 

2. Liga-Budget in der Regionalliga

Dem Vernehmen nach könnte die Vienna aus finanzieller Sicht bereits jetzt locker mit den Klubs aus der 2. Liga mithalten; von bis zu 3 Mio. Euro – offiziell nicht bestätigt - ist die Rede für die Saison 2021/22. Loy will Zahlen nicht nennen, bestätigt aber, dass man dieses Jahr besondere Anstrengungen unternommen hat: „Das aktuelle Budget ist in dieser Saison durch den Baustart des Vienna Campus höher als in den Vorjahren. Deshalb ist das Budget für dieses Jahr nicht repräsentativ, bzw. bedarf es einer detaillierten Interpretation. Daher bitte ich um Verständnis das – auch aus financial Compliance Gründen – wir keine Summe nennen können. Aber wir stehen wirtschaftlich solide da und sind auch für den möglichen Aufstieg in die zweite Liga gut gerüstet.“

Möglicherweise hat das Spiel gegen Stripfing vorentscheidenden Charakter. Mit einem Sieg würde man zwar nicht punktemäßig davonziehen, aber vielleicht ein Zeichen setzen. Doch hätte der Club aus dem 19. Bezirk auch den Atem, noch eine Saison in der Regionalliga zu spielen? „Der Aufstieg ist heuer auch tatsächlich  kein Muss. Wir wollen aufsteigen und sind uns sicher, dass wir unsere klar formulierten Ziele auf lange Sicht auch erreichen“, sagt Loy. „Wenn es sich in dieser Saison ausgeht, und derzeit schaut es grundsätzlich gut aus, nehmen wir das natürlich gerne. Klar ist aber auch: das Projekt Vienna ist langfristig und nachhaltig angelegt. Wir sind mittlerweile so aufgestellt, dass wir langfristige und potente Partner haben, die hinter dem Verein stehen. Sie haben sich zu uns und unserem Weg committed, auch bei möglichen kurzfristigen Rückschlägen, die im Fußballgeschäft immer wieder möglich sind.“

 

Vienna-Campus soll neue Möglichkeiten bieten

Zum langfristigen Plan gehört auch die Jugendarbeit. Am neuen Vienna-Campus wurde bereits eifrig gearbeitet, der neue Kunstrasenplatz ist bereits fertiggestellt. Sobald es die Wetterbedingungen zulassen, wird auf dem neuen Rasenplatz das neue Grün verlegt. Dann ist, auch unter Einbeziehung der zuständigen Behörden, die erste Bauphase abgeschlossen. „Wir bekommen dadurch einen zusätzlichen Kunstrasenplatz und einen funkelnagelneuen Rasenplatz. In den weiteren Bauphasen sind zudem ein weiterer Trainingsplatz und ein neues Funktionsgebäude geplant. Der Vienna-Campus wird uns neue Möglichkeiten bieten und die Vienna noch interessanter für Spieler und Nachwuchstalente machen. Ziel ist es, die dritte Kraft in Wien zu werden“, erzählt der Vienna-Geschäftsführer.

Der Nachwuchs liegt auch Roland Schmid besonders am Herzen. Denn Sport sei so viel mehr als reine Bewegung. Gerade Teamsportarten fördern aus Sicht des ImmoUnited-Chefs neben der Gesundheit und dem Wohlbefinden die Persönlichkeitsentwicklung und das soziale Zusammenleben. „Wir lernen dabei so vieles, das im (Geschäfts-)Leben wichtig ist: Das richtige Team finden, zusammenhalten, auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten, gewinnen, aber auch verlieren können. Für mich ist der Sport somit eine Art Schule des Lebens, weshalb ich mich schon einige Jahre stark im Teamsport- bzw. Fußball-Sponsoring engagiere.“

 

Bundesliga-Fußball auf der Hohe Warte

Die 2. Liga soll für die Vienna nur eine Zwischenstation sein. Das Ziel ist seit Sommer öffentlich klar definiert: Der First Vienna FC soll sich als die dritte Kraft in Wien etablieren. Dazu braucht es natürlich auch auf der Hohen Warte massive Investitionen. „Im Zuge der Lizenzierung für die ADMIRAL 2. Liga mussten wir einen eigenen Gästezugang gestalten und ein paar kleinere Adaptionen machen, wie beispielsweise die Beschilderung erneuern. Mittlerweile haben wir für die Hohe Warte das Go des Senat 3 der Bundesliga bekommen. Die Naturarena Hohe Warte ist also bereit für Zweitligafußball. Im Zuge der Lizenzierung haben wir auch die Genehmigung bekommen, die Hohe Warte als möglichen Spielort für Spiele in der Frauen Champions League zu nutzen“, erzählt Loy stolz.

Thomas Loy: „Die Rückmeldung neuer Interessenten und Partner war sehr oft: ‚Bei der Vienna tut sich gerade einiges, da möchten wir auch dabei sein‘."

Den Verantwortlichen ist klar, dass es jedoch für Bundesliga-Fußball auf der Hohen Warte noch deutlich mehr braucht. Weitere Investitionen werden notwendig sein, Brancheninsider gehen gegenüber 90minuten.at von einem potenziellen Investitionsvolumen von 20 bis 40 Millionen Euro aus.

Welche Rolle Roland Schmid künftig bei der Vienna spielen wird? „In welcher Funktion ich bei der Vienna dann bin, ist für mich nicht wichtig. Mein Ziel für den Verein ist jedenfalls der Aufstieg in die Bundesliga – mit all den Werten und Sympathien für die die Vienna schon seit langem steht.“

 

Die „andere“ dritte Kraft in Wien

Die Vienna hat also einen langfristigen und nachhaltigen Plan und seit einiger Zeit auch die finanziellen Mittel dazu. Svoboda: „Wir positionieren uns als Ausbildungsverein, moderner, diverser und auch als die etwas „andere“ dritte Kraft in Wien. In erster Linie geht es mir darum, voran zu gehen, Verantwortung zu übernehmen, Haltung zu zeigen und die Werte der Vienna tagtäglich vorzuleben und von unserem Umfeld auch einzufordern.“ Führen heißt für Svoboda auch, dass jeder im Team seine Rolle kennen muss. „Wie schaffen wir Prozesse und Strukturen, um höchstleistungs- und innovationsfähig zu werden und gleichzeitig unsere gesellschaftliche Verantwortung wahr zu nehmen!  Das, gemeinsam mit der strategischen Entwicklung,  ist eines der zentralen Themen, mit denen wir uns als Team beschäftigen und wie ich meine Rolle sehe.“

Die Trauben auf der Hohen Warte hängen hoch, der Bundesliga-Fußball ist im Blick und die Rahmenbedingungen scheinen geschaffen zu sein. Doch Geld schießt bekanntlich nicht immer automatisch auch Tore und die Realität am Samstag heißt Stripfing.

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