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Kommen, wenn's um was geht [Zuschauercheck Bundesliga, 22. Runde]

Die Tabellenteilung wirkt: Das Finale des Grunddurchgangs sorgte dort, wo es um viel ging, für sehr volle Tribünen.

+ + 90minuten.at Exklusiv – Ein Zuschauercheck von Georg Sander + +

 

Bei 50 Prozent der Partien ging es zwar „nur“ um eine bessere Ausgangsposition in Meister- und Qualifikationsgruppe. Für die Fans der beteiligten Teams ging es aber klarerweise eher um die goldene Ananas. Die Teams, die vor Spieltag 22 noch Chancen auf die Meistergruppe hatten, verbuchten teilweise einen sensationell guten Besuch.

 

Wenig Spannung in Hart- und Wolfsberg

Den schlechtesten Besuch vermeldet der TSV Hartberg, man mag es den Fans gar nicht vorwerfen, dass sie nur zu 1.346. gekommen sind. Das liegt zunächst einmal am Gegner: Die WSG Tirol ist bei Besuchern weder daheim, noch auswärts beliebt. Zudem starteten die TSVler mit großen Ansagen, die Mannschaft konnte nicht liefern, es herrscht wohl Unruhe und der Trainerstuhl wackelt. Nachdem beide Teams bereits vor dem Spieltag fix in der Qualifikationsgruppe waren, sollte man den Mantel des Schweigens über diese Paarung werfen.

Um recht wenig ging es auch beim Spiel zwischen dem WAC und dem LASK. Nachdem der LASK unter der Woche im Nachtrag gegen Salzburg nicht gewinnen konnte, fanden sich die Athletiker wie auch der TSV und die WSG schon vor Anpfiff „unten“ wieder. Diese Sorgen haben die Hausherren nicht, sie sind schon wieder in der Meistergruppe. Es war der erste Bundesligaheimsieg für die Wölfe gegen die Oberösterreicher, dafür kamen mit 3.252 sehr viele Fans. Am 7. Dezember 2019, das letzte Mal unter „normalen“ Bedingungen, kamen 3.113 Besucher. Davor, kamen mit 3.691 im März 2019 mehr, die anderen beiden Bundesligapartien waren schlechter besucht. Am meisten kamen übrigens noch in der zweiten Leistungsstufe, am 36. Spieltag 2011/12: 5.000.

 

Admira fast am Stockerl, viele Rieder ärgern sich

Wenn die Admira ein Heimspiel hat, dann kommt sie meistens bereits im ersten der drei Absätze des Zuschauerchecks vor. Wenn aber die quasi benachbarte Austria um die Meistergruppenteilnahme rittert, dann kommen die Fans in Scharen, auch wenn es für das Heimteam eher um Abstiegsvermeidung gehen wird. Dass überhaupt so viele kamen, ist sehr außergewöhnlich. Annähernd so viele waren zuletzt gegen Rapid 2019 da (4.643), mehr als die 5.100 vom Wochenende im Jahr 2018, am ersten Spieltag, gegen, richtig, Rapid.

Vielleicht dachten sich die Fans der SV Ried: Nochmal wird uns Austria Klagenfurt sowas nicht mehr wegschnappen. Es kam unglücklicherweise anders, zumindest, wenn man Fan der Wikinger ist. 5.112 kamen, gegen den LASK und Salzburg waren mehr da, aber der Besuch ist gut. Frühere Begegnungen mit Sturm Graz waren teilweise deutlich schlechter besucht, das letzte Mal kamen in der Saison 2013/14 am 6. Spieltag mit 5.800 Fans mehr ins Rieder Heimstadion, wenn die Blackies kamen.

 

Bedeutungslos in Salzburg, massive Steigerung für Rapid

Red Bull Salzburg gegen den SCR Altach, das sind zuweilen spannende Spiele, da die Favoritenrolle sowieso klar verteilt ist und außergewöhnliche Dinge passieren können. Etwa im Oktober des vergangenen Jahres, als die Altacher den Bullen einen Punkt abtrotzten. Oder im März 2020, als sie gar gewannen. Nur: Das war in Vorarlberg. In Wals-Siezenheim konnten die Altacher in 18 Spielen überhaupt erst drei Mal punkten, zuletzt 2015, als man mit 1:0 gewinnen konnte. Sonst sind die Begegnungen eher eindeutig, Die nächsten zehn Partien gingen alle an die Salzburger, mit einem Torverhältnis von 29:3. Mehr als die 7.005 waren nur in zwei dieser zehn Spiele da.

Rundensieger ist klarerweise der SK Rapid, 20.400 Fans pilgerten zum Grunddurchgangsfinale nach Hütteldorf. Ohne Finalcharakter gegen Austria Klagenfurt wären vermutlich viel weniger gekommen. Geknackt wurde der 20.000er zuletzt im Oktober gegen Dinamo Zagreb. In der laufenden Saison schaffte man das in der Bundesliga nicht, auch nicht, als es sonst kaum Beschränkungen gab. Aber dass Rapid-Fans gerne kommen, wenn's läuft, ist auch wiederum kein großes Geheimnis. Sie bleiben aber auch, wenn es unrund läuft in höherem Ausmaß als bei anderen Klubs. Für die Hütteldorfer ist es wohl wichtig, nun auch in den Meistergruppen-Heimspielen näher am 20er als am 10er zu sein. Das aber dürfe angesichts der Gegner kein großes Problem werden.

 

Zwei-Klassengesellschaft

Mit Salzburg, Sturm, Rapid und Austria sowie den beiden Kärntner Vereinen Austria Klagenfurt und dem WAC ist alles angerichtet, für volle Stadien in der Meistergruppe, sofern die Corona-Beschränkungen ausbleiben. „Unten“ sieht es mauer aus. Zwar gibt es das Oberösterreichderby, aber der diesjährig gescheiterte Großklub, der LASK, hat derzeit daheim nur Platz für 6.000 Fans und von Admira und der WSG darf man nicht allzu viel erwarten, von Altach und Hartberg auch nicht. Eine recht deutliche Zwei-Klassengesellschaft also, auch auf den Tribünen.

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