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Hässliche Fratze, saudummer Zeitpunkt [Momentum am Montag]

Die Maske ist gefallen, aber nicht so, wie 90minuten.at sich das erwartet hätte. Denn einige Menschen nutzten die Südstadt für ihr wirres Weltbild.

+ + 90minuten.at Exklusiv – Von Georg Sander  + +

 

Der Angriff von Rechtsradikalen auf Josef Ganda und die Admira-Fans ist unser trauriges Momentum am Montag.

Eigentlich hätte hier ein Jubelbeitrag über mehr als 20.000 Fans beim packenden Grunddurchgangsfinale zwischen Rapid und Austria Klagenfurt stehen sollen, gefolgt von der Meldung, dass die Austria vor über 5.000 Fans in der sonst spärlich besetzten Admira-Heimstätte den Anfang der Saison kaum erwarteten Meistergruppen-Einzug schaffte. Doch dieser Tage fällt der Jubel schwer. Vielleicht merken es Abonennt:innen des 90minuten.at-Telgram-Channels: Wie schon im November 2020 rund um den Terroranschlag auf Wien verzichten wir auf Emojis. Zu bedrückend ist die Weltlage mit Putins Angriff auf die Ukraine. Als wären die weitgehenden Öffnungen angesichts von Corona-Rekordinfektionen nicht schon genug Diskussionsthema. Aber leider setzten einige Anhänger von Austria Wien dem ganzen noch eines drauf.

 

Rassismus und Gewalt

Laut Aussagen von Admiranern hatten offenbar Mitglieder der rechtsradikalen Gruppierung den israelischen Kicker Josef Ganda rassistisch beschimpft. Die Gruppe, erkennbar an abgeänderten SS-Totenköpfen auf den Jacken, hatte noch Admira-Fans provoziert, Admira-Trainer Andi Herzog und Kapitän Andreas Leitner, die schlichtend eingreifen wollten, wurden bedroht. „Ich finde, das ist eine Sauerei und eine Gemeinheit, mehr kann ich leider nicht dazu“, erklärte dazu Austria-Sportchef Manuel Ortlechner bei 'Sky'. Leitner meinte: „Dass in Zeiten wie diesen ein paar Leute unseren Fansektor attackieren wollen, schwerstens rassistisch gegen unseren Josef Ganda kommunizieren und unseren Trainer schlagen wollen, muss man schon auch einmal ansprechen. In Zeiten wie diesen ist so etwas wirklich nicht normal.“

 

Nein, das ist nie normal

Bei der Wiener Austria hat die Gruppe schon Stadionverbot, die Gruppe soll aber mit einigen anderen Fangruppen verbandelt sein. Zudem gilt das Stadionverbot nur „daheim“. In anderen Stadien haben die jeweiligen Heimklubs die Hoheit, wer rein kann. Die Veilchen erklären dazu: Der betreffenden Gruppierung wurde bereits vor Jahren der Fanclub-Status aberkannt, die Personen haben bei Heimspielen der Austria Hausverbot, auswärts wird ihnen der Zutritt zum Gäste- bzw. Austria-Sektor verwehrt. Dass dieser Vorfall an einem Wochenende, an dem die Stadien im Zeichen der Solidarität mit den Kriegsopfern in der Ukraine ausgedrückt wird, stattfand, ist zudem niederschmetternd. Als ob jeder andere Zeitpunkt nicht ohnehin saudumm genug wäre, setzt das dem Ganzen noch einen besonderen Narrenhut auf. 

 

Scharfe Verurteilung

Die Veilchen selbst reagierten am Montag per Aussendung und klarem Statement aus dem Leitbild: Austria Wien verbindet seit 1911 Leidenschaft, Toleranz und Weltoffenheit. Ortlechner hatte sich demzufolge noch in der Kabine bei Ganda und Leitner entschuldigt, „wohlwissend, dass diese Gruppierung nicht zu uns gehört.“ Darüber hinaus fordern die Veilchen klare Maßnahmen, um solche Vorfälle in Zukunft nach Möglichkeit zu verhindern: „Wir brauchen einen Schulterschluss mit dem Bundesministerium für Inneres, der Exekutive, der Bundesliga und allen Vereinen: Wir können dieses gesellschaftliche Problem nur gemeinsam in den Griff bekommen. Das ist ein laufender Prozess, den wir jetzt noch vehementer vorantreiben werden“, erklärt Vorstand Gerhard Krisch.

Dieser Verurteilung müssen nun eben auch die entsprechenden Taten folgen.

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