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Werner vor den Vorhang: Berater wird zum Austria-Sportvorstand [Exklusiv]

Nach den Verwerfungen der letzten Wochen stellt sich FAK-Investor Jürgen Werner in die erste Reihe und möchte Sportvorstand werden.

+ + 90minuten.at PLUS - Aus Favoriten berichtet Daniel Sauer + +

 

"Ich habe versucht vieles auszublenden. Mein Rechtsanwalt hat gesagt, er hat alles gelesen und ich muss der leibhaftige Satan sein, so wie ich behandelt werde." Jürgen Werner zeigte sich zu Beginn seines Eingangsstatements zur Pressekonferenz am Donnerstagvormittag betroffen von den Reaktionen über die Trennung von Trainer Manfred Schmid. Es habe "triftige Gründe" gegeben – Schmutzwäsche waschen wollte dann aber explizit niemand.

Schnell war von einer neuen Kultur die Rede. Kein LASK 2.0, kein Red-Bull-Fußball, sondern ein eigener Spielstil Marke Austria Wien – mitgetragen vom ganzen Verein. Dann folgte die große Ankündigung: "Ich bin kein Feigling, der aus der zweiten Reihe schießt. Also habe ich dem Vorstand und dem Aufsichtsrat angeboten, als zweiter Vorstand – als Sportvorstand – zur Verfügung zu stehen". Es habe bereits gute Gespräche gegeben, den zuständigen Gremien wolle er aber nicht vorgreifen.

 

Nur eine Frage der Zeit

"Die Frist, in der man etwas erkennen muss, sind die nächsten zwei Jahre. Ich würde mich auch nicht länger binden" - Jürgen Werner

Auf eine Frage, eingeleitet mit den Worten "Gehen wir einmal davon aus, dass sie Sportvorstand werden…", entgegnete Werner mit einem Kopfnicken – "Noch nicht", seine Reaktion auf eine spätere, ähnliche Formulierung. Die ein oder andere Woche werde es noch dauern, bis der Schritt formal vollzogen ist. Zunächst müssen der Austria-Aufsichtsrat und die zuständigen Gremien der Bundesliga ihren Segen geben. In ersterem sitzt vor allem Ex-Nationalspieler Sebastian Prödl als Mann für sportliche Kompetenz – ein Mitinvestor und langjähriger Vertrauter Werners.

In seiner neuen Funktion würde er der Austria jedenfalls sieben Tage der Woche zur Verfügung stehen und dementsprechend ein Vorstandsgehalt beziehen. "Die Frist, in der man etwas erkennen muss, sind die nächsten zwei Jahre. Ich würde mich auch nicht länger binden", versprach Werner. "Wenn das nicht greift, muss ich persönlich die Grenzen ziehen".

 

Sportdirektor Ortlechner – "Keine Marionette"

"Manuel Ortlechner bleibt natürlich Sportdirektor und ist operativ verantwortlich" - Jürgen Werner

"Manuel Ortlechner bleibt natürlich Sportdirektor", erklärte Jürgen Werner unmittelbar nach seiner Ankündigung. Eine Marionette sei er auch nicht, dafür ein Teamplayer, mit dem man gut über Fußball diskutieren kann. Er sei außerdem lernwillig und lernfähig. Noch nicht klar ist, wie die Arbeitsteilung der beiden ausschauen soll. "Ein Sportvorstand wird nicht mit den Spielern die Verträge verlängern, das macht ein Sportdirektor", lautet eine erste Annäherung.

Zuständig für Orlechners Vertrag ist Austria-Vorstand Gerhard Krisch. Der hatte noch im Oktober erklärt, später in der Saison Gespräche über eine Vertragsverlängerung führen zu wollen. Eine Klausel für eine automatische Verlängerung im Fall einer Europacup-Qualifikation gibt es laut Krisch jedenfalls nicht. Der Sportdirektor war am Donnerstag selbst nicht vor Ort, nach der Trennung von Manfred Schmid stellte er in einer ersten Reaktion noch seine eigene Austria-Zukunft infrage: "Keine Ahnung, wie lange ich das hier mache. Keine Ahnung, ob ich das hier überstehe".

 

Trainersuche: "Wir waren nicht vorbereitet"

Einerseits sah man sich permanent mit Vorwürfen konfrontiert, sich schon längst mit einem neuen Trainer einig zu sein – anderseits gab es Kritik für vermeintliche Planlosigkeit nach der Trennung von Schmid. Mit der öffentlichen Wahrnehmung hatte Werner auch in dieser Hinsicht seine Schwierigkeiten. "Wir waren nicht vorbereitet", stellte er dann klar. Man sei in den Gesprächen weit fortgeschritten, "es hängt aber natürlich davon ab, wie wir das finanzieren können".

Namen wollte er ebenso kommentieren, wie ein mögliches Datum für die Präsentation des neuen Trainers. Als Deadline bleibt der 3. Jänner bestehen – zum Trainingsstart im neuen Jahr soll alles geklärt sein. Die sportlichen Anforderungen an den Schmid-Nachfolger bleiben derweil unverändert: Proaktiv soll das Spiel der Austria sein, vor allem gegen den Ball. "Ich hätte gerne, dass der 'Ballbua' den Ball schon reinwirft, wenn er noch nicht einmal draußen ist", so Werner. Die Austria soll gerade in der Generali Arena eine Macht werden, man soll sich vor ihr fürchten.

Gefürchtet haben dürfte sich auch zumindest einer der möglichen Trainerkandidaten. Eine – oder mehrere – Absagen angesichts der aktuellen Turbulenzen um den Verein wurden auf der Pressekonferenz bestätigt. In den Medien kursieren aktuell weiterhin Namen wie Robert Klauß, Valérien Ismaël & Co - eine Kategorie größer gedacht wären derzeit auch Ralph Hasenhüttl und Adi Hütter auf dem Markt.

 

Kein erfolgreicher Herbst?

"Mani Schmid war die richtige Wahl und hat der Austria geholfen, für mich war es aber kein erfolgreicher Herbst" - Jürgen Werner

"Ich will nicht wieder in das Fahrwasser kommen, dass ich sage ‚Wir schimpfen über Mani Schmid‘. Aber wir sind im Cup gegen einen Drittligisten ausgeschieden, waren in der Conference League Letzter und Siebter in der Liga. Mani Schmid war die richtige Wahl und hat der Austria geholfen, für mich war es aber kein erfolgreicher Herbst". Keine Schmutzwäsche, sondern Werners persönliche Sicht der Dinge. Man könne darüber geteilter Meinung sein, meinte er dann.

Es sei schon bei der ursprünglichen Entscheidung nicht um die Person Manfred Schmid gegangen, sondern um eine sachliche Analyse. Das sei nur nicht so herübergekommen. Jetzt soll es um eine Kulturänderung gehen, die Mannschaft dafür punktuell verstärkt werden.

"Die Lizenz wird natürlich wieder eine Herausforderung, keine Frage" - Austria-Vorstand Gerhard Krisch

"Lizenz wird wieder eine Herausforderung"

Ein leidiges Thema, das der Austria aber noch einige Zeit erhalten bleiben wird, ist der ewige Kampf um die Lizenz. "Wir haben einen ganz klaren Plan", erklärte Vorstand Krisch dazu am Donnerstag. Durch die allgemeine wirtschaftliche Situation werde man das ursprüngliche Vorhaben, ein positives Ergebnis zu schreiben, um zwei Jahre verlängern müssen. "Die Lizenz wird natürlich wieder eine Herausforderung, keine Frage", so Krisch. Und Jürgen Werner ergänzte: "Wir haben das geerbt. Wir haben weder das Stadion gebaut, noch die Schulden dafür aufgenommen". Vor einigen Wochen hatte der Verein die Finanzkennzahlen der Saison 2021/22 veröffentlicht, darin wurde erneut ein tiefrotes Minus verzeichnet.

 

Devise: Keine Schmutzwäsche. Krisch und Werner diskutieren mit Journalisten

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