Foto: © Medien SK Rapid

Feldhofer – die hausgemachte Notlösung [Momentum am Montag]

Ferdinand Feldhofer ist neuer Trainer des SK Rapid. Eine aus Sicht von der Hütteldorfer nicht unlogische, gleichsam aber höchst uninspirierte Wahl zu einem schwierigen Zeitpunkt.

+ + 90minuten.at Exklusiv – Von Georg Sander und Michael Fiala + +

 

Der Moment am Sonntag-Abend, als Zoran Barisic auf Sky die Fans informierte, dass Ferdinand Feldhofer neuer Rapid-Trainer wird, ist unser Momentum am Montag.

Wer ist Ferdinand Feldhofer noch einmal schnell? Spätestens am 13. Oktober 2004 war der beim SK Sturm ausgebildete Defensivspieler ganz Österreich bekannt. Ex-Teamchef Hans Krankl erwähnte ihn im legendären Nachspielinterview nach dem 3:3 in Belfast gegen Nordirland: „Doss da Feldhofer Ferdl zum ersten Moi spült gegen a Ungeheuer mit da Nummer zehn, der a Rugbyspüla is und ka Fuaßboispüla?“ Bei den Rapid-Fans köpfte oder schulterte er sich am 11. Mai 2005 in die Herzen. Der damals 25-Jährige verlängerte eine Freistoßflanke von Andreas Ivanschitz in der 92. Minute mit einem nicht zu definierbaren Körperteil – Kopfschulterrücken – beim Stand von 0:0 ins Tor der Admira. Zwei Wochen später war Rapid Meister.

Feldhofer kickte nach der Ausbildung bei den Grazern von 2002 bis 2005 bei Rapid, dann drei Jahre in Tirol, ehe er bis 2013 die Fußballschuhe wieder bei Sturm Graz schnürte. Von Pöllau über Vorau nach Graz, Wien und Innsbruck – keine internationale Karriere. Das blieb auch als Trainer so: Vier Jahre in Lafnitz (2015 bis 2019), eineinhalb Jahre beim WAC, wo er nach Differenzen mit Vereinslegende Michael Liendl zurücktrat. Seitdem suchte er Job, punkto Erfolge wirft das Archiv aus: Meister der Regionalliga Mitte 2017/18, Überstehen der Europa League-Gruppenphase mit dem WAC, diesem Erfolg war Rang drei vorausgegangen. That's it, that's the new Rapid-Trainer.

 

Rapid: Der große Wurf will nicht gelingen

Klar, Feldhofer hat einige Duftmarken gesetzt und man kann sich vorstellen, dass das, was Zoran Barisic will, sehr nah an dem ist, was der neue Trainer umzusetzen vermag. Feldhofer dürfte sich ein Duell mit einigen Trainern geliefert haben, Markus Schopp etwa fiel als Name, internationale Namen werden zu teuer gewesen sein, Rapid-Legenden wie Andi Herzog sind zumindest in der Öffentlichkeit ein Thema.

"Vielleicht können die beiden nun auch eine Rapid-Spielphilosophie entwickeln, die über die Schlagworte Kämpfen und Siegen hinaus geht, nach der ausgebildet wird, sowohl bei Kickern, als auch bei Trainern."

Beim SK Rapid zieht es sich gewissermaßen seit dem Missverständnis Lothar Matthäus durch, dass man entweder Legenden oder Kleinklubtrainer holt. Wer an Mike Büskens denkt, der sei daran erinnert, dass der ein Spetzel des ehemaligen Sportchefs Andreas Müller war. Der große Wurf in jedweger Hinsicht blieb seit den Titeln 2005 (Hickersberger) und 2008 (Pacult) verwehrt. Es bleibt bei Etappenerfolgen, daran konnten Schöttel, Barisic, Büskens, Canadi, Djuricin und letztlich Kühbauer nichts ändern.

 

Führt Feldhofer Rapid aus dem Teufelskreis?

Und genau in diesem Kreis steckt Rapid seit Jahren fest. Irgendwer kommt, meistens war die Trennung absehbar, dann war es für die Entscheider wieder überraschend, bissl Erfolg war ja eh da und wieder werden Namen und Pläne gewälzt. Dass man zudem im Verein niemanden in der Hinterhand hat, der übernehmen kann, das hat man sich eben selbst zuzuschreiben. Gibt es, wie beim Ligakrösus mit Trainern wie Rose oder Jaissle, jemanden, der die 2. Mannschaft oder die U18 coacht, der auf Sicht Cheftrainer werden kann? Das darf man bezweifeln.

Natürlich besteht die Möglichkeit, dass das Duo Barisic/Feldhofer einen Plan hat, wie man über mehrere Jahre etwas aufbaut. Immerhin: Zoran Barisic hat dafür gesorgt, dass wieder frisches Blut aus dem Nachwuchs kommt. Vielleicht können die beiden nun auch eine Rapid-Spielphilosophie entwickeln, die über die Schlagworte Kämpfen und Siegen hinaus geht, nach der ausgebildet wird, sowohl bei Kickern, als auch bei Trainern.

 

Der Neue startet mit einer Hypothek

Der 42-Jährige selbst startet nun in einer sehr schwierigen Situation – der Druck ist groß, weil die Top 6 einfach (nicht zuletzt aus finanzieller Sicht) ein Muss sind. Ganz Rapid will Erfolg, es ist aber in Zweifel zu ziehen, ob sich dieser gleich einstellen wird. Feldhofer bekommt es zunächst mit dem Derby, dem Duell um die ECL-Zwischenrunden mit Genk und der unangenehm zu bespielenden Admira zu tun. Nach Jahreswechsel wird es kaum einfacher: Bevor die Liga wieder startet geht es im Cup gegen den gegen die Hütteldorfer fast immer gut aufspielenden TSV Hartberg, dann stehen Duelle mit Salzburg und Sturm an. Schwierige Spiele für den SK Rapid und seinen neuen Trainer, die Liga ist eng, die Meistergruppe nach den letzten, durchwachsenen Wochen, durchaus fraglich.

Aber auch das ist letztlich ein Ergebnis des Dahinwurschtelns, da bleibt dann eben nur noch die „Notlösung“, ohne die fachlichen Qualitäten von Feldhofer kleinreden zu wollen.

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