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WAC erspielt sich Punkt gegen zweikampfstarkes Rapid [Spiel-Analyse]

SK Rapid Wien versuchte besonders in der ersten Halbzeit über die Flügel ihr Spiel aufzubauen. Der WAC tat sich in der ersten Halbzeit in allen Spielphasen schwer, konnte sich aber in der zweiten Hälfte vor allem im Pressing und im Spielaufbau verbessern.

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Rapid Wien startete mit einer 5-3-2-Formation in die Partie, wobei im Ballbesitz mit einer Dreierkette aufgebaut wurde und Christoph Knasmüllner als Zehner agierte. Die Dreierkette war gegen das Pressing des WAC, der in einer 4-1-2-1-2-Formation attackierte, eine gute Entscheidung, da Rapid im Spielaufbau immer in Überzahl gegen die Offensivspieler der Gäste war. Besonders merkte man dies in der ersten Halbzeit, da die Wolfsberger im Pressing kaum Gegenspieler isolieren konnten und auch wenige Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte hatten. Zudem hatte dieses Spiel eine gewisse Zweikampfhärte, mit der die Gäste Anfangs nicht zurechtkamen.

 

Rapid forciert Aufbau über Außenbahnen

Der SK Rapid Wien baute im Ballbesitz mit der Dreierkette auf. Die beiden Außenspieler rückten in das Mittelfeld und sie agierten im Aufbau mit zwei Sechser. Meist kam einer der beiden zentralen Mittelfeldspieler dem ballführenden Innenverteidiger entgegen, um eine kurze Anspielmöglichkeit zu sein. In der ersten Halbzeit hatte Rapid mehrere Ideen, das Pressing der Wolfsberger zu überspielen. Eine wäre das Andribbeln der Innenverteidiger, bis der Ballführende attackiert oder ein Mitspieler frei wurde. Besonders Maximilian Hofmann machte dies einige Male gut. Wie zum Beispiel in der zehnten Minute. (Abbildung 1&2)

Abbildung 1: Hofmann sah den großen Abstand zwischen den beiden Stürmer und dribbelte in freien Raum vor sich hinein.

Abbildung 2: Nach dem Dribbling spielte er einen Pass zu Schwab, der allerdings mit einem besseren Pass mehrere Möglichkeiten gehabt hätte. (Pfeile in schwarz zeigen die Optionen, die der Kapitän gehabt hätte, falls der Pass scharf auf dem linken Fuß gekommen wäre)

Hofmann hatte im Aufbau den Ball und sah, dass der Abstand zwischen den beiden Stürmer des WAC groß war. So startete er ein diagonales Dribbling in die Mitte und konnte so die erste Pressinglinie überbrücken. Dejan Ljubicic reagierte auf das Dribbling vom Innenverteidiger und bewegte sich in den rechten Halbraum, um als Anspielstation zu dienen. Mit diesem Lauf zog er Michael Liendl nicht nur mit, sondern öffnete auch den Passweg zu Stefan Schwab. Hofmann spielte einen Pass zum Kapitän, der direkt auf den aufgerückten Mateo Barac prallen ließ. Das Zuspiel von Hofmann kam aber nicht sauber genug und Schwab musste das direkte Weiterspielen in dieser Situation bevorzugen. Als Barac im Spiel den Ball bekam, spielte er daraufhin einen Wechselpass auf die andere Seite.

So hatte Rapid einen großen Raumgewinn und konnte auch in das letzte Drittel hineindribbeln. Falls der Pass von Hofmann besser und auf den linken Fuß vom Rapid-Kapitän gespielt wäre, hätte der Spieler bessere Möglichkeiten gehabt nach vorne zu spielen. Wenn das Zuspiel auf den linken Fuß gekommen wäre, wäre es für den Mittelfeldspieler möglich gewesen sich nach links aufzudrehen und entweder ein Dribbling nach vorne zu starten oder er selber einen diagonalen Seitenwechsel zu spielen.

 

Rapid lockt den WAC

Besonders in der ersten Halbzeit sah man von Rapid gute Ansätze den WAC auf eine Seite zu locken und dann entweder die Flügel zu wechseln oder mit einem Chipball den Zwischenlinienraum auszunutzen. Allerdings sah man auch, dass es einige Situationen gab, die sie besser lösen hätten können. Beispielsweise in der 18. Minute (Abbildung 3)

Abbildung 3: Fountas spielte einen ungenauen Doppelpass mit Barac und zwang dadurch den Innenverteidiger einen hohen Ball nach vorne zu spielen. (Pfeile in Schwarz zeigen die besseren Optionen in dieser Situation)

Taxiarchis Fountas kam aus der Stürmerposition sehr weit entgegen und bekam von Barac den Ball. Im Spiel entschied er sich für den Doppelpass und spielte zum Innenverteidiger zurück. Der Pass kam ungenau und Barac versuchte vor der Outlinie den Ball noch hoch zu den Stürmern zu spielen. Daraufhin kam es zu einem Ballverlust und der WAC hatte wieder den Ball. Besser wäre es gewesen, wenn Fountas den Ball zu Schwab gespielt hätte. Denn der Mittefeldspieler hätte bessere Möglichkeiten gehabt, um den Ball in der Mannschaft zu halten und auch die Flügeln zu wechseln. Ljubicic und auch Filip Stojkovic waren auf der anderen Seite anspielbar. Dazu hätte Rapid auch keinen Ballverlust gehabt.

In der zweiten Hälfte gelang es den Grün-Weißen nicht mehr so leicht das Spiel aufzubauen. Die Wolfsberger agierten besser im Pressing und zwangen die Gastgeber wieder früh zu hohen Bällen nach vorne. Rapid kam in den zweiten 45 Minuten mehr über Umschaltmomente in die Offensive, da sie sich auch oft gut aus dem Gegenpressing der Gäste lösen konnten. Viele Chancen in der zweiten Hälfte kamen besonders über die Umschaltphasen, in denen sie aber auch die Möglichkeit gehabt haben die Führung auszubauen oder nach dem Ausgleichstreffer wieder in Führung zu gehen.

 

Das Pressing von Rapid Wien

Der SCR presste die Gäste in einer 5-2-1-2-Formation an. Die beiden Innenverteidiger wurden von beiden Stürmer mannorientiert attackiert und der Sechser vom WAC wurde von Knasmüllner zugestellt. Die meiste Zeit agierten die Wiener in einem Mittelfeldpressing. Allerdings gab es auch Phasen, in denen sie die Wolfsberger hoch attackierten. Beispielsweise, als der Schlussmann der Gäste den Spielaufbau startete. Beim hohen Attackieren mussten die Achter/Sechser von Rapid meistens bis auf den Flügel attackieren, um den gegnerischen Außenverteidiger unter Druck zu setzten. Zwar hatten die Wiener Außenspieler, allerdings gab es Situationen, in denen sich der Achter vom WAC auf den Flügel bewegte und so der Außenverteidiger der Grün-Weißen nicht den gegnerischen Abwehrspieler attackieren konnte.

In den meisten Situationen in denen Rapid presste, waren sie erfolgreich. Die Wiener konnten oft den Ball in der gegnerischen Hälfte gewinnen und zwangen den WAC, besonders in der ersten Hälfte, immer wieder zu hohen Bällen. Allerdings gab es auch im Pressing Szenen, die man viel besser lösen könnte. (Abbildung 4)

Abbildung 4: Rapid steht ungeordnet im Pressing und der WAC hat keine Probleme die erste Pressinglinie zu überspielen

Alexander Kofler rollte den Ball zu seinem rechten Innenverteidiger. Der Abwehrspieler wurde schon von Knasmüllner unter Druck gesetzt und spielte daraufhin einen Pass zum rechten Außenverteidiger Michael Novak. Maximilian Ullmann antizipierte den Pass und konnte schon vor der Annahme den gegnerischen Abwehrspieler unter Druck setzen. Jedoch konnte Novak den komplett frei stehenden Mario Leitgeb anspielen und so überspielte der WAC vier Spieler von Rapid. Die Hausherren waren nach einem Fountas-Abschluss etwas ungeordnet. Dennoch versuchten sie hoch anzupressen und weit vorne den Ball wiederzuerobern. Allerdings hätte Knasmüllner seine Zehnerposition nicht verlassen dürfen, da der Sechser völlig frei stand. Für diese Situation gäbe aber es besser Möglichkeiten. Entweder ein Stürmer übernimmt die Position von Knasmüllner ein und stellt den Sechser zu, sodass Novak keine Anspielstation hat. Oder Rapid attackiert nicht vorne an, lässt sich ein wenig fallen und kann wieder im Mittelfeldpressing geordnet agieren. 

Jedoch war diese Szene eine der wenigen Situation in diesem Spiel, in denen sich Rapid im Pressing nicht gut positionierte und sich auch so leicht überspielen ließ. Denn in einer ähnlichen Pressingsituation kurz vor der Pause konnte der Zehner von Rapid den Sechser vor der Annahme unter Druck setzen und ihm zu einem Fehlpass zwingen. So hatte Rapid einen Ballgewinn in der gegnerischen Hälfte.

 

WAC mit schwacher Anfangsphase

Die Wolfsberger spielten im gewohnten 4-4-2 mit einer Raute im Mittelfeld. Auch im Pressing agierten sie wieder sehr hoch und versuchten in der gegnerischen Hälfte Bälle zu erobern. Am Anfang war es jedoch für den WAC schwer, die Dreierkette Rapids richtig unter Druck zu setzen. Oft waren die Abstände im Pressing von den Spielern zu groß und Rapid hatte zu oft mehrere Passoptionen. Zudem konnten die Wiener im mittleren Drittel die freie Flügelzone gut bespielen. Durch die enge Formation konnte der Achter zwar den Außenbahnspieler dynamisch attackieren, aber vor allem bei Seitenwechsel war es für die Gäste schwer den Flügelspieler von seinen Mitspielern zu isolieren.

In der zweiten Halbzeit funktionierte das Pressing viel besser und Rapid wurde auch viel mehr in die eigene Hälfte gedrückt. Beim Anlaufen versuchten die Stürmer den Innenverteidiger nach innen zu leiten. Anfangs war es schwer, durch das breite Stehen der drei Abwehrspieler, den Passweg nach Außen für den Innenverteidiger zu schließen. Beispielweise eine Pressingsituation in der zweiten Halbzeit. (Abbildung 5)

Abbildung 5: Das Pressing des WAC

Richard Strebinger spielte Barac an und Shon Weissman lief den Abwehrspieler an. Nun konnte der Stürmer den Innenverteidiger nur schwer von außen anlaufen und attackierte ihn somit direkt. Zudem schaute sich Weissman mit mehreren Schulterblicken beim Anlaufen um, ob er seinen Laufweg korrigieren müsse und einen Gegenspieler in den Deckungsschatten zu stellen. Der zweite Stürmer von den Wolfsbergern stellte im Pressing meistens den ballnahen Innenverteidiger zu. Falls der Außenbahnspieler von Rapid nicht sehr hoch agierte, wurde er vom Achter gedeckt. Zudem stand der Achter auch so, dass er bei einem möglichen Pass zum Sechser das Zuspiel abfangen könnte. Liendl stellte meistens den entgegenkommenden Sechser von Rapid zu. In dieser Situation achtete er aber auch auf den ballfernen Sechser.

 

Rapid überspielt das Gegenpressing

In der ersten Hälfte gab es vom WAC kaum Ballgewinne in der gegnerischen Hälfte. Das Gegenpressing wurde von Rapid meistens gut überspielt und auch im Ballbesitz agierte man oft zu hektisch nach vorne. Vor allem nach Ballgewinnen versuchten sie den ersten Pass direkt nach vorne zu spielen. Zu oft war dieser aber zu ungenau und sie verloren wieder den Ball. Zudem konnte der WAC auch selten mit kontrollierten Spielaufbau in das letzte Drittel kommen. Das verbesserte sich dann in der zweiten Halbzeit. Nicht nur, weil Rapid weiter hinten attackierte, auch weil die Pässe viel genauer kamen und so mehr vor das gegnerische Tor kamen. Besonders fielen wieder die diagonalen Pässe der Außenverteidiger in den Zehnerraum oder in die Spitze auf. So konnten die Wolfsberger immer wieder das Mittelfeld von Rapid überbrücken. Wie zum Beispiel in der 38. Minute (Abbildung 6)

Abbildung 6: Diagonales Zuspiel von Novak zum Stürmer

Novak hatte den Ball und dribbelte entlang der Linie. Er wurde zwar unter Druck gesetzt, konnte aber trotzdem einen diagonalen Pass auf den entgegenkommenden Stürmer spielen. Zwar konnte in dieser Situation Weissman den Ball nicht sauber weiterspielen, allerdings hatte der WAC viele Situation, in denen auch der aufgerückte Achter nach einem diagonalen Pass mit einem direkten Kontakt angespielt wurde. So konnten die Wolfsberger in der zweiten Hälfte immer wieder in das letzte Drittel gelangen.

 

Fazit

Der SK Rapid Wien war anfangs die bessere Mannschaft und konnte über die Flügel immer wieder vor das gegnerische Tor kommen. Besonders effektiv waren die diagonalen Seitenwechsel: Nachdem sie den WAC auf eine Seite locken konnten, um nach vorne zu kommen. In der zweiten Hälfte kamen allerdings die Gäste besser in die Partie und agierten kompakter im Pressing und waren auch im Spielaufbau besser als in der ersten Hälfte. Dadurch kamen sie immer wieder nach vorne in das letzte Drittel. Rapid ließ sich daraufhin in die eigene Hälfte drücken und kam vor allem nach Umschaltphasen nach vorne. Die Wiener hatten auch nach mehreren Konter die Möglichkeit einen zweiten Treffer zu erzielen, allerdings blieb es beim 1:1.

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