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Flügellastiges Liverpool besiegt starkes Salzburg [Spiel-Analyse]

Salzburg gab Liverpool in der ersten Hälfte zu viel Platz in der Mitte und das Pressing der Gäste konnte immer wieder mit Seitenwechsel überspielt werden. Kurz vor der Halbzeitpause stellten die Salzburger auf eine Raute im Mittelfeld um und es gelang sogar der Ausgleich.

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Eine Spiel-Analyse von Simon Goigitzer

 

Der FC Salzburg startete, wie gewohnt in dieser Saison, mit einer 4-2-2-2-Formation. Zunächst pressten sie den FC Liverpool nur phasenweise hoch an und verteidigten sonst ab der Höhe der Mittellinie. In der ersten Hälfte hatten die Salzburger Probleme mit ihrem Umschaltspiel und konnten kaum Bälle in der gegnerischen Hälfte erobern oder sich Chancen herausspielen. In der 32. Minute stellte Trainer Jesse Marsch auf ein 4-4-2 mit einer Raute im Mittelfeld um und die Salzburger taten sich daraufhin in jeder Spielphase leichter. Der FC Liverpool spielte in einer 4-3-3-Formation. In ihrem Spielaufbau forcierten sie sehr stark das Spiel über die Flügel und konnten über die Außenspieler immer wieder Chancen kreieren.

 

Die Probleme von Salzburg und die Dominanz von Liverpool

Salzburg presste nicht, wie in der österreichischen Bundesliga, hoch an, sondern attackierte die Engländer erst ab der Höhe der Mittellinie. Wegen der engen Formation und dem Mittelfeldpressing ergaben sich einige Probleme bei den roten Bullen, die der englische Verein ausnützte. Die Innenverteidiger konnten ohne Druck das Spiel aufbauen und überspielte oft mit einem Pass die erste Pressinglinie. Fabinho war beim FC Liverpool der einzige defensive Mittelfeldspieler und war besonders wichtig für das Überspielen des Salzburger Pressings. Die Salzburger pressten in einem 4-2-2-2 und so ergab sich zwischen der Stürmerlinie und der Mittelfeldlinie ein großes Loch in der Mitte. Vor allem, weil der Abstand zwischen den beiden Linien meistens sehr groß war, konnte Fabinho in der ersten halben Stunde sehr oft angespielt werden. Der Plan von Liverpool war im Spielaufbau die Salzburger auf eine Seite zu locken, um dann den freien Raum auf der ballfernen Seite zu nützen. Dies funktionierte bei den Engländern sehr gut, da die Gäste immer sehr weit auf die ballnahe Seite verschoben und sich der Raum auf der anderen Seite öffnete. Besonders der Sechser spielte sehr viele diagonale Pässe auf den linken Flügel zu Sadio Mane oder Andrew Robertson. LFC versuchte schon früh im Ballbesitz die Außenspieler einzubinden, um das Pressing zu überspielen. Wie zum Beispiel in der Situation in der Abbildung 1.

Abbildung 1: Fabinho wird in Zentrum angespielt und kann sich ohne Druck aufdrehen.

Trent Alexander-Arnold bekam den Ball und spielte mit dem ersten Kontakt direkt in die Mitte zum entgegenkommenden zentralen Spieler. Der Mittelfeldspieler passte auch direkt weiter zu Fabinho, der zwischen den Linien komplett frei stand und sich ohne Probleme in die Richtung des Tores aufdrehen konnte. Daraufhin kam vom Sechser der (in diesem Spiel) typische diagonale Pass auf den anderen Flügel. Somit wurden gleich zwei Pressinglinien der Salzburger überspielt und Liverpool kam in das letzte Drittel.

Außerdem konnte Liverpool auch Gegenpressingsituation mit hohen Seitenwechsel auflösen. Nach Ballgewinn von den Gastgebern machte Salzburg das Spiel eng, allerdings standen die Außenverteidiger immer breit und mit einem hohen Pass auf die andere Seite konnte man die Pressingsituation auflösen. Beispielsweise in der Szene in der Abbildung 2.

Abbildung 2: Liverpool kann die Gegenpressingsituation mit einem Pass auf die andere Seite auflösen

Joe Gomez bekam nach einem Luftduell von seinem Mitspieler den Ball. Salzburg versuchte so schnell wie möglich den Raum eng zu machen. Jedoch wurde die Gegenpressingsituation mit einem hohen diagonalen Pass auf Robertson aufgelöst. Ein weiteres Beispiel gab es in der Situation in der Abbildung 3.

Abbildung 3: Auch hier löst Liverpool das Pressing von Salzburg mit einem Wechselpass auf die andere Seite auf.

Georginio Wijnaldum erhielt an der Mittellinie den Ball und wieder machte Salzburg den Raum für den Ballführenden eng. Takumi Minamino glaubte, dass Robertson sich weiter hinten anbot, allerdings sprintete Robertson schon beim Abspiel nach vorne zum Mittelfeldspieler. Minamino macht zudem keinen Schulterblick und sah den Laufweg vom Außenverteidiger nicht. Hätte er einen Blick über die Schulter gemacht, hätte er eine schnellere Rückwärtsbewegung starten können und in der Folgeaktion in der Defensive besser aushelfen können. Wieder konnte der Premier League Verein, obwohl Salzburg den Raum eng macht, das Pressing mit einem hohen diagonalen Pass auf die ballferne Seite überbrücken.

 

Besonderheiten bei Liverpool

Es gab weitere Besonderheiten im Aufbau von Liverpool, um das Pressing der roten Bullen zu überspielen. Falls die Stürmer- und Mittelfeldlinie sehr eng beieinanderstanden und Fabinho dadurch nicht anspielbar war, überbrückten sie das Pressing mit einem abkippenden Achter. Meist war es Wijnaldum der sich links neben den beiden Innenverteidiger aus dem Mittelfeld fallen ließ und in der Folgeaktion einen vertikalen Pass nach vorne suchte. Außerdem spielten die beiden Innenverteidiger oft vertikale Pässe zu den Achtern, um die zumindest die erste Pressinglinie zu überspielen.

Nach Ballgewinn waren die Salzburger in der ersten Hälfte sehr hektisch und kamen auch sehr selten vor das Tor. Salzburg hatte in der Bundesliga sehr viele Ballgewinne in der gegnerischen Hälfte und könnten viel schneller auf das Tor spielen. In der Partie gegen Liverpool attackierten sie nicht so hoch und hatten kaum Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte. Daher hatten sie, wenn es zu einem Umschaltmoment in die Offensive kam, einen weiten Weg zum gegnerischen Tor. Zudem probierten sie direkt nach Ballgewinnes oft mit Chipbällen die Abwehr zu überspielen, allerdings konnten Gomez und Virgil van Dijk die hohen Zuspiele immer ablaufen. Zusätzlich war das Gegenpressing vom englischen Premier League Verein sehr aggressiv und intensiv. Der Ballführende wurde meist gleich von drei Spieler unter Druck gesetzt und die Salzburger taten sich schwer bei Ballgewinnen in der eigenen Hälfte diese Situation auszuspielen.

 

Salzburgs Stärken führen zum Ausgleichl

Nach einer halben Stunde und einem 2:0 Rückstand änderte Jesse Marsch die Formation und das Pressingverhalten der Salzburger. Besonders in der zweiten Hälfte merkte man eine großen Unterschied. Aus einem 4-2-2-2 wurde ein 4-4-2 mit einer Raute im Mittelfeld. Dadurch konnten die roten Bullen im Pressing mannorientierter agieren und somit auch Fabinho besser zustellen. Vor allem war es die Aufgabe von Minamino, der auch oft den Sechser absichtlich freiließ, um dann den Pass zum Mittelfeldspieler zu antizipieren und den Ball zu erobern. (Abbildung 4) Zudem konnte Salzburg das flügellastige Spiel von Liverpool besser verteidigen. In der Raute agierten die Achter defensiver und konnten die Außenverteidiger von den Gegnern immer wieder attackieren. Dadurch war der Außenverteidiger von Salzburg nicht mehr so oft in einer 1 gegen 2 Situation gegen die Flügelspieler.

Abbildung 4: Minamino ließ in dieser Situation den Sechser frei und sobald er die Passbewegung vom Außenverteidiger sah, rannte er nach vorne und fing den Pass ab. Nach der Balleroberung konnte der Japaner direkt einen Konter einleiten.

Das hohe Pressing zeigte auch gleich Wirkung. Kurz vor der Pause konnte Hee-chan Hwang nach einem Ballgewinn in der gegnerischen Hälfte das 1:3 erzielen. Vor allem in den Anfangsminuten der zweiten Halbzeit setzte Salzburg die Gastgeber stark unter Druck. Die Gäste pressten viel höher an und konnten die Seitenwechsel über Fabinho unterbinden. Zudem störten sie den FC Liverpool sehr früh im Aufbau und eroberten mehrere Bälle in der gegnerischen Hälfte. Durch das hohe Pressing war Salzburg nach einer Balleroberung nicht nur näher am gegnerischen Tor, es standen auch mehr Spieler zur Verfügung, die für den Ballführenden eine Option waren und eine Gefahr für das Tor ausstrahlten. In nur wenigen Minuten drehten die Salzburger das Spiel und schossen in der 60. Minute durch Erling Haaland den Ausgleichstreffer. Auch der Spielaufbau funktionierte viel besser mit der Raute im Mittelfeld. Für die Innenverteidiger gab es mehr Anspielmöglichkeiten. Vor allem wurde über die Achter in den Halbräumen nach vorne gespielt.

Allerdings ließen sich die roten Bullen nach dem Ausgleichstreffer wieder ein wenig zurückdrängen und pressten nicht mehr so hoch an. Dies könnten mehrere Begründungen haben. Zu einem könnten mehrere Spieler schon ermüdet sein und das intensive Pressing nicht weiter durchhalten oder es könnte auch eine Vorgabe vom Trainer gewesen sein. Nach dem 3:3 konnte Liverpool wieder in das Spiel finden und zeigte seine Dominanz, wie in der ersten Hälfte. Das Spiel über die Flügel konnten sie erneut forcieren und hatten wieder mehr Ballbesitz. Die Salzburger wurden besonders nach Ballgewinn wieder zu hektisch. Direkt nach einer Eroberung versuchten sie den Ball zum Stürmer zum Spielen. Allerdings kamen die Pässe leider zu ungenau oder der Pass war nicht dem Laufweg entsprechend. Nach einer Balleroberung verlor man gleich den Ball wieder und kam auch in den letzten Minuten auch nicht wirklich zu vielen Chancen mehr.

 

Fazit

Der FC Salzburg startete schlecht in das Spiel und kassierte früh zwei Gegentreffer. Sie hatten keinen Zugriff auf den Sechser von Liverpool und konnten die Seitenwechsel kaum verteidigen. Allerdings konnten die Salzburger nach der Umstellung von Jesse Marsch ihre Stärken zeigen. Neben hohen Balleroberungen kamen sie nach schnellen Umschaltphasen zu mehreren Abschlussmöglichkeiten. Der FC Liverpool konnte besonders am Anfang ihr flügellastiges Aufbauspiel forcieren und damit auch viele Chancen kreieren. Jedoch waren sie mit dem hohen Pressing und dem schnellen Umschalten der Salzburger in der zweiten Halbzeit überfordert, konnten aber nach dem Ausgleichstreffer wieder in die Spur kommen. In der 70. Minute gelang es dem Stürmer Mohammed Salah noch den 4:3-Siegestreffer zu erzielen.

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