Julian Baumgartlinger mit vorbildlicher Leistung [Legionärs-Check]

Der ÖFB-Legionär zeigte beim 1:1 Unentschieden gegen RB Leipzig seine Stärken im Ballbesitz und seine Pressingresistenz in engen Räumen.

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Julian Baumgartlinger war, wie beim Auswärtssieg gegen den FC Augsburg in der sechsten Bundesligarunde, wieder in der Startelf. Bayer Leverkusen spielte in der siebten Runde gegen RB Leipzig. Sie starteten sowohl in der Defensive auch als in der Offensive mit einem 3-4-3/5-2-3. Baumgartlinger spielte als rechter Sechser, allerdings war die Position vom ÖFB-Legionär oft von der Situation abhängig und der Österreicher variierte mit dem anderen zentralen Mittelfeldspieler Charles Aranguiz die Positionen.

 

Baumgartlinger im Ballbesitz sehr Pressingresistent

Im Ballbesitz versuchten die Leverkusener trotz des hohen Pressings der Leipziger flach nach vorne zu kombinieren. Leipzig wartete oft bis der Ball auf den Flügel gespielt wurde, um dort anzupressen. Was man sofort bemerkte war, dass die beiden Sechser, sobald ein Pass auf den Außenspieler oder auf den äußeren Innenverteidiger gespielt wurde, sehr nah auf den Ballführenden hinschoben. Die Gäste pressten meist mit bis zu vier Spieler und versuchten den Raum für den Ballführenden sehr eng zu machen, sodass er sich nur schwer aus dieser Situation herauslösen konnte. Dadurch, dass die zentralen Mittelfeldspieler sehr nah mit schoben und sich auch aus dem Deckungsschatten der Gegner lösen konnten, war es für Leverkusen möglich sich aus den Pressingfallen mit kurzen Kombinationen von den Leipziger zu lösen. Besonders Baumgartlinger agierte und engen Räumen sehr gut und fand mehrmals treffende Entscheidungen zu den Situationen.

Im Aufbau war es meist der ÖFB-Legionär, der alleine den Sechserraum vor der Abwehr besetzte. Aranguiz schob dann daraufhin eine Position höher und agierte als Achter. Die Position vom Österreicher war oft zwischen der Stürmer- und der Mittelfeldreihe. Jedoch gab es auch Situationen, besonders am Anfang vom Spiel, in denen er den Innenverteidiger sehr weit entgegenkam und mit kurzen Kombinationen versuchte Leipzig herauszulocken. Dies gelang den Leverkusener auch einige Male und mit einem vertikalen Pass in die Tiefe konnten sie den Raum, der sich hinter der gegnerischen Abwehr bildete, nutzen. Baumgartlinger ist nicht nur wegen einer guten Technik pressingresistent, sondern auch seine vielen Schulterblicke und seine Körperposition passen zu seinen Ballaktionen. Wie zum Beispiel in der 25. Minute. (Abbildung 1)

Abbildung 1: Baumgartlinger bekam den Ball von Tah, drehte sich auf und wechselte die Seite.

Der ÖFB-Legionär bekam von Jonathan Tah einen Pass auf den rechten Fuß. Schon vor dem Abspiel machte er viele Blicke über seine Schulter. Besonders der Letzte über seine rechte Schulter war wichtig. Er wusste, dass Timo Werner neben ihm stand, und die Möglichkeit sich nach links aufzudrehen, ohne gleich unter Druck zu geraten, war sehr gering. Mit dem Blick über seine rechte Schulter sah er nicht nur, wie weit Matheus Cunha entfernt stand, sondern auch wie viel Platz er hinter sich hatte. Tah spielte den Pass auf den rechten Fuß und der Österreicher konnte sich ohne Probleme auf die rechte Seite aufdrehen und die Seite mit dem Pass auf den linken Flügel wechseln. Durch die Staffelung der Gastgeber war es in dieser Situation auch nicht möglich für Marcel Sabitzer (rechtes Mittelfeld) den linken Innenverteidiger zu attackieren, da er sonst zu viel Raum hinter sich öffnete, den die Gastgeber bespielen könnten. Das Nicht-Attackieren von Sabitzer ermöglichte dem Abwehrspieler den Raum vor sich anzudribbeln und einige Meter in der gegnerischen Hälfte zu gewinnen.

In der zweiten Hälfte gab es ein weiteres Beispiel für seine guten Positionierungen und Entscheidungen im Ballbesitz. (Abbildung 2)

Abbildung 2: Der Österreich wurde von Wendell angespielt und konnte sich wieder aufdrehen und die Seite wechseln.

Schon vor dem Entgegenkommen machte Baumgartlinger viele Schulterblicke, um sich orientieren zu können. Die Schulterblicke halfen aber nicht nur, um zu sehen, wo der Gegner steht und wohin man die Mitnahme machen kann, sondern auch wohin der nächste Pass sein könnte. Diesmal bekam der Sechser den Ball von Wendell. Wieder kam der Pass auf den rechten Fuß und er konnte sich aufdrehen. Auch in dieser Aktion konnte Baumgartlinger die Seite wechseln und einen Raum für seine Mannschaft gewinnen. Durch den Pass auf den Flügel ermöglichte er auch die erste Pressinglinie zu überspielen.

Allerdings gibt es auch einige Verbesserungen im Ballbesitz des Österreichers. Wie ich in den Szenen vorher erwähnt habe, kam der Mittelfeldspieler sehr oft entgegen. In manchen Situationen wäre es jedoch besser gewesen, wenn er ein paar Schritte weg vom ballführenden Mitspieler machen würde. Wie zum Beispiel in der 2. Minute. (Abbildung 3)

Abbildung 3: Baumgartlinger bekam hinter dem gegnerischen Stürmer den Ball, dreht sich auf und spielte einen ungenauen Pass, sodass der Ball beim Gegner landete. (Pfeile in Schwarz was er in dieser Situation besser hätte machen können. Größerer Pfeil zeigt seine bessere Position und der kleine Pfeil, wo er hindribbeln hätte können)

Baumgartlinger besetzte alleine den Sechserraum und bekam von Tah den Ball. Er drehte sich nach links auf und versuchte einen vertikalen Pass auf Aranguiz zu spielen. Allerdings wurde er von Werner stark unter Druck gesetzt, sodass der Pass zu ungenau war und der Ball beim Gegner landete. In dieser Situation wäre es besser gewesen, wenn er nicht zu weit entgegengekommen wäre, sodass er beim Anfang vom Mittelkreis den Ball empfangen würde. Dadurch hätte er weniger Druck von einem Gegner gehabt und er hätte auch einen genaueren Pass nach vorne spielen können.

 

Hoch in der Defensive

In der Defensive agierte Bayer Leverkusen in der ersten Halbzeit sehr hoch. Sie pressten die Leipziger an und zwangen sie immer wieder zu Fehlern im Aufbau. RBL spielte in einem 4-2-3-1. Somit konnten die beiden zentralen Mittelfeldspieler von Leverkusen beide Sechser im hohen Pressing zustellen. In der zweiten Hälfte änderte sich jedoch die Ausrichtung von den Gastgebern gegen den Ball. Sie spielten nun in einem 4-4-2 und attackierten erste ab der Höhe der Mittelelinie. Die Umstellung von Trainer Peter Bosz war aufgrund der vielen Konterchancen von Leipzig. In diesen Kontermöglichkeiten konnte RB, vor allem die beiden Stürmer, immer den großen Raum hinter der Abwehr von Leverkusen ausnutzen. Bayer stand sehr hoch und somit ergab sich hinter der Abwehr viel Raum, in den die Leipziger immer wieder nach Ballgewinnen hineinspielten. Die Gäste hatten auch genug Möglichkeiten in den ersten 45 Minuten in Führung zu gehen. In der zweiten Halbzeit konnte man mit dem tieferen Verteidigen dagegen wirken und Leipzig kam kaum noch zu solchen Konterchancen.

Baumgartlinger selber spielte in der Defensive, so wie im mit dem Ball, ein gutes Spiel. Im Gegenpressing war er aggressiv und konnte immer wieder den Raum für den Gegner eng machen. Dazu eroberte er auch mehrere Bälle nach einem Ballverlust.

 

Baumgartlinger stark

Julian Baumgartlinger zeigte wieder seine Stärken im Ballbesitz und wieso er noch immer ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft von Bayer Leverkusen ist. Im Ballbesitz konnte er sich immer sehr gut positionieren und war auch oft anspielbar. Zudem konnte er mit dem Ball viele gute Entscheidungen treffen. Außerdem war er in der Defensive und besonders im Gegenpressing aggressiv. Der ÖFB-Legionär konnte dadurch auch mehrere Bälle in einem Zweikampf gewinnen.

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