Christopher Trimmel und das gute Gefühl für die Restverteidigung [Legionärs-Check]

Christopher Trimmel gehört bei Union Berlin als Kapitän zu den Stammspielern und schießt zudem die meisten Standardsituationen. Mit seiner defensiven Spielweise verstärkt er immer wieder die Konterverteidigung und sichert somit seine zentralen Mittelfeldspieler ab.

Exklusiv: Fußball-PUSHNews von 90minuten.at

+ + 90minuten.at Exklusiv + + Ein Legionärs-Check von Simon Goigitzer

 

Der 1. FC Union Berlin wechselte in der Saison immer wieder die Formation. Am Anfang von der Saison spielten die Berliner meist ein 4-4-2, allerdings wechselten sie nun zu einem flachen 3-4-3. Schon in der letzten Runde gegen den VFL Wolfsburg spielten sie in der 3-4-3-Formation. Auch diesmal gegen den SC Freiburg spielten sie mit der Dreierkette. Der Wechsel der Formationen könnte daran liegen, dass sie sich oft an den Gegner anpassen. Wie auch Wolfsburg bauten die Freiburger in einer Dreierkette auf und somit konnten die Berliner mit den drei Offensivspielern die Innenverteidiger mannorientiert anpressen.

 

Unions Pressing verbesserungswürdig, Trimmel aber mit starker Defensivleistung

Christopher Trimmel spielte im 3-4-3 im rechten Mittelfeld. In der Defensive agierten die Berliner aber in einer 5-2-3-Formation und Trimmel rückte als rechter Außenverteidiger nach hinten. Union attackierte die Gäste in einem Angriffspressing. Das heißt, dass die Gastgeber die Freiburger früh in ihrem Spielaufbau störten und sie immer wieder zu hohen Bällen nach vorne zwangen. Im Pressing warteten die Berliner, bis der Tormann einen Innenverteidiger anspielte. Das war oft der „Trigger“ zum Anpressen. Der Österreicher musste dann oft den Außenbahnspieler der Freiburger zustellen/attackieren. Allerdings kam er mehrmals zu spät und das Pressing konnte von den Gästen überspielt werden. Wie zum Beispiel in dieser Szene. (Abbildung 1)

Abbildung 1: Pressing der Berliner. Allerdings schaltete Trimmel zu spät, stand zu weit weg und daher ließ dem Außenbahnspieler zu viel Platz.

Der Schlussmann der Freiburger spielte den linken Innenverteidiger an. Der Tormann wurde in dieser Szene schon unter Druck gesetzt und auf die rechte Seite der Berliner geleitet. Sobald der Pass zum Innenverteidiger kam, presste der äußere Stürmer den Ballführenden an. Der Offensivspieler lief den Abwehrspieler direkt an und schaute sich auch nicht um, ob er sein Anlaufen korrigieren musste. Denn der ÖFB-Legionär stand sehr weit weg vom gegnerischen Außenverteidiger und auch seine Dynamik reichte nicht aus, um nach dem Pass auf den Flügel den Außenbahnspieler schnell genug unter Druck zu setzen. Entweder steht Trimmel schon näher beim Flügelspieler, würde den Pass dennoch offen lassen, aber wenn der Pass zum Verteidiger kommt, könnte er ihn schneller unter Druck setzen. Zudem hätte sich der Stürmer umschauen und sehen können, dass Trimmel von seinem Gegenspieler zu weit weg stand. Dadurch hätte er das Anlaufen versuchen können zu korrigieren und den Innenverteidiger von außen anzulaufen, um den Außenverteidiger in den Deckungsschatten zu stellen.

 

Gute Defensivleistung, gute Entscheidungen im Ballbesitz

Allgemein hat Trimmel aber eine sehr starke Defensivleistung gezeigt. Er konnte vieler seiner Zweikämpfe gewinnen und hatte ein gutes Gefühl, wann er mit nach vorne gehen konnte oder wann er hinten bleiben musste, um die Restverteidigung zu verstärken. Der Österreicher hatte im Zweikampf ein sehr gutes Timing, wann er verzögern musste oder wann er den Gegner/den Ball attackieren konnte. Allerdings agierte er im Gegenpressing nicht zum Gegner, sondern nach einem Ballverlust ließ er sich mit der Abwehr fallen und versuchte den freien Raum hinter Abwehr bis zum eigenen Tor zu verkürzen. Es gab mehrere Situationen, in denen der ÖFB-Legionär gegenpressen konnte und die Möglichkeit bestand, den Ball wiederzuerobern. Jedoch war es anscheinend eine Vorgabe des Trainers, dass sich die Berliner nach Ballverlust eher nach hinten orientieren. Denn es gab auch Situationen in denen Union gegenpresste, aber einige Spieler sich nicht zum Ball orientierten und Freiburg konnte sich aus dem Gegenpressing leicht herauslösen.

Im Ballbesitz agierte der Österreicher als rechter Mittelfeldspieler. Er rückte, wenn der Ball auf der anderen Seite war, sehr oft weit ins Mittelfeld hinein und agierte dann als zentrale Mittelfeldspieler. Nicht nur besetzte er damit oft die Mitte und den rechten Halbraum, sondern konnte mit dieser Positionierung auch die Konterverteidigung verstärken. Allgemein hatte er trotz Ballbesitz der Berliner Mannschaft eine sehr defensiv orientierte Ausrichtung.

Abbildung 2: In dieser Szene sieht man, wie sich Trimmel auf der ballfernen Seite Richtung Mitte orientiert.

Union Berlin versuchte gegen die hoch anpressenden Freiburger flach herauszuspielen, allerdings taten sie sich dabei sehr schwer. Oft gab es ein großes Loch im Mittelfeld, da sich die beiden Sechser nicht situationsgerecht bewegten. Einer der beiden zentralen Mittelfeldspieler ließ sich zum Beispiel in die Dreierkette fallen. Durch das Abkippen vom Sechser hinterließ der Mittelfeldspieler im in der Mitte ein großes Loch, das nicht von einem Mitspieler gefüllt wurde. Dadurch wurden die Gastgeber gezwungen hohe Bälle nach vorne zu spielen.

Der Österreicher hatte mit Ball oft sehr gute Entscheidungen. Viele seiner Pässe kamen an, jedoch waren viele dieser Zuspiele nach hinten zu den Innenverteidigern oder zum Tormann zurück. Nur in wenigen Situationen spielte er nach vorne und war auch selten im letzten Drittel aufzufinden. Die meisten seiner Pässe nach vorne waren entlang der Linie, um den Raum hinter den Außenverteidiger auszunutzen, nachdem die Dreierkette nicht schnell genug nachschob. Zudem konnte er auch einige Male diagonale Pässe nach vorne spielen.

Abbildung 3: Trimmel spielt in der Umschaltphase einen diagonalen Pass in die Mitte und leitete somit den Konter ein.

Trimmel bekam nach einem Ballgewinn den Ball am rechten Flügel. Der zentrale Mittelfeldspieler machte einen Lauf in die Tiefe und bot sich damit im rechten Halbraum an. Zudem war der Abstand zwischen Abwehr und Mittelfeld bei den Freiburgern sehr groß. In dieser Szene kam der Ball vom Österreicher nicht weit genug und die Option für den Mittelfeldspieler war nur noch nach außen zu spielen. Der Außenspieler drehte dann ab und der Konter wurde abgebrochen. Zwar war es eine gute Entscheidung von Trimmel diesen Pass zu spielen, allerdings hätte die Ausführung auch besser sein können, weil mit einem schärferen und tieferen Pass hätten sie das große Loch im Zwischenlinienraum der Gegner ausnutzen können und der Konter wäre auch nicht unterbrochen worden.

 

Fazit

Durch seine defensive Ausrichtung war er sehr selten im letzten Drittel. Dort konnte er aber nicht seine Stärken ausspielen. Denn im Dribbling fehlte ihm oft die Dynamik, um am Gegenspieler vorbeizukommen. In der Offensive trug er jedoch viel durch die Standardsituationen bei. Der Österreicher schießt bei Union beinahe jede Standardsituation. In dieser Saison konnte er bereits einen Assist nach einer Ecke liefern. Auch in diesem Spiel gab es einige Situationen, in denen er gefährliche Standards hineinbrachte.

Christopher Trimmel zeigte eine Starke defensive Leistung und hatte besonders bei der Restverteidigung ein gutes Gefühl. Das heißt, dass er im Ballbesitz wusste wann er mit nach vorne gehen konnte oder eher in die Mitte hineinschob und als zentraler Mittelfeldspieler seine Mitspieler absicherte. Auch mit dem Ball traf er viele gute Entscheidungen, auch wenn seine Bälle eher selten nach vorne gingen und mit weniger Risiko verbunden waren. Zudem konnte Union Berlin ihren zweiten Saisonsieg holen und stehen somit über den Abstiegsplätzen.

90minuten.at-TV: Highlights Salzburg vs Napoli

Schon gelesen?