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News-Bericht: „Eigenwillige Geschäfte“ von ÖFB-Präsident Milletich?

In einem aktuellen Artikel erhebt das Magazin „News“ den Vorwurf, dass Gerhard Milletich seine Funktion als ÖFB-Präsident mit der Inseratenakquise für seine eigene Verlagsgruppe vermischt haben soll.

Zuletzt war ÖFB-Präsident Gerhard Milletich in einer Ausgabe des Podcasts „Zweierkette“ bei Elisabeth Gamauf und Thomas Trukesitz zu Gast. Dabei ging es auch um seine Ehrenamtlichkeit im Rahmen seiner Tätigkeit als ÖFB-Präsident. Milletich meinte: "Immer ehrenamtlich. Wenn man sich jetzt vorstellt, nur als Beispiel, man ist 30 Jahre in Parndorf Obmann oder bei welchem Verein auch immer, dann ist nicht nur die Zeit von dir gefragt, es ist auch Geld gefragt von dir. Das heißt: Ich habe immer in den Fußball ehrlich einbezahlt. Und habe nie irgendwas davon bekommen, wirtschaftlich gesehen."

Laut News haben diese Aussagen in gewissen „Zirkeln der Fußball-Community, auch unter Insidern des Fußballbundes für Kopfschütteln gesorgt.“ Warum? Laut News-Recherchen soll ÖFB-Präsident Gerhard Milletich seit gut einem halben Jahr Termine und Kontaktaufnahmen mit ÖFB-Sponsoren auch dazu benutzt haben, um Inserate für seine vielfältigen verlegerischen Aktivitäten zu akquirieren, die aus ökonomischer Sicht auf ihn und seine Publikationen einzahlen.

Konkret soll es dabei um die Ausgabe 05-06/2022 des „Schau“-Magazin gehen, das im vom Milletich geführten Verlag erscheint, Milletich selbst fungiert als Herausgeber. News: „Darin finden sich Inserate von gleich vier maßgeblichen ÖFB-Sponsoren samt weichen Wohlfühl-Interviews mit den inserierenden Sponsorenvertretern.“

"Allerdings halte ich ausdrücklich fest, dass die von ihnen angeführten Unternehmen (Coca-Cola, Stiegl, Admiral und tipp 3, Anm.) bereits in der Vergangenheit, lange vor meiner Wahl zum ÖFB-Präsidenten, Inseratenkunden des Verlages waren und diese Inseratenakquise in keinem Zusammenhang mit meiner Tätigkeit für den ÖFB steht." - Gerhard Milletich

Laut News-Recherchen hat Milletich „höchstpersönlich bei zumindest einem ÖFB- Sponsorvertreter sogar schriftlich nicht nur um einen Termin für ein redaktionelles Interview in seinem Magazin angefragt, er hat diese Terminanfrage sogleich mit der Bitte um ein perfekt positioniertes Inserat zur Unterstützung der Coverstory zum Thema Frauenfußball verknüpft.“

 

Verquickung Ehrenamt mit privaten Interessen?

Gerhard Milletich erklärt gegenüber News zu diesen Vorgängen: "Richtig ist, dass wir etwa für die Story zur UEFA Women's Euro Unternehmen angesprochen haben, denen das Thema sehr wichtig ist. Allerdings halte ich ausdrücklich fest, dass die von ihnen angeführten Unternehmen (Coca-Cola, Stiegl, Admiral und tipp 3, Anm.) bereits in der Vergangenheit, lange vor meiner Wahl zum ÖFB-Präsidenten, Inseratenkunden des Verlages waren und diese Inseratenakquise in keinem Zusammenhang mit meiner Tätigkeit für den ÖFB steht."

Laut News stellt sich daher die Frage, ob es zu einer Verquickung des Ehrenamtes mit privaten Interessen gekommen sein könnte. Die News-Journalistin meint: „Nur zur Verdeutlichung: Wenn der ÖFB-Präsident seine ehrenamtliche Machtposition dazu benutzt, um wirtschaftliche Vorteile für seine privaten Geschäfte zu generieren, dann läuft der Fußballbund Gefahr, dass finanzielle Mittel, die potenziell dem ÖFB zufließen könnten, in die private unternehmerische Sphäre des ÖFB-Präsidenten verschoben werden. Schließlich wurde der Versuch unternommen, ÖFB-Sponsoren dazu zu bewegen, bei Magazin-Mann Milletich Inserate zu schalten und nicht in einer (digitalen) Publikation des Fußballbundes zu werben, von der am Ende der gemeinnützige Verband ÖFB profitiert.“

"Auf die Frage, ob ihm die Vermischung von Ehrenamt und privatwirtschaftlichen Interessen erlaubt sei, erklärt Milletich, dass seine Tätigkeiten für den Verlag und den ÖFB "strengstens getrennt" seien. Hat er das ÖFB-Präsidium darüber informiert? "Nein", sagt Milletich." - News-Artikel

ÖFB-Präsidium nicht informiert

Auf die Frage, ob ihm die Vermischung von Ehrenamt und privatwirtschaftlichen Interessen erlaubt sei, erklärt Milletich, dass seine Tätigkeiten für den Verlag und den ÖFB "strengstens getrennt" seien. Hat er das ÖFB-Präsidium darüber informiert? "Nein", sagt Milletich, "da es sich um lange, bereits vor meiner Präsidentschaft bestehende, Anzeigenkooperationen handelt." Die "operative Akquisetätigkeit" liege "zum großen Teil" bei seiner Verkaufsleitung.

Auch die Höhe des Umsatzes, die seine Verlagsgruppe seit Beginn seiner Präsidentschaft mit ÖFB-Sponsoren erwirtschaftet hat, wolle er nicht nennen: "Sorry, aber diese Information unterliegt dem Geschäftsgeheimnis." Und die Frage, wer dafür haftet, falls ein ÖFB- Sponsor aufgrund der Vorgehensweise sein Engagement finanziell reduzieren oder aus Compliance-Gründen sogar beenden müsste, stellt sich aus Milletichs Sicht nicht: "Denn alle unsere ÖFB-Sponsoring-Partner kennen ihre Compliance-Regeln auf Punkt und Beistrich und handeln auch danach."

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