News-Archiv / 2016

Zoran Barisic wurde die ‚relativ leichte Meisterschaft‘ zum Verhängnis

11 sieglose Spiele gegen die vermeintlich kleinen Teams waren zu viel. Zoran Barisic ist an der ‚relativ leichten Meisterschaft‘ gescheitert. Ein Kommentar von Michael Fiala.

 

Ein Thema hat Zoran Barisic in dieser Saison dauerhaft begleitet: Einige Journalisten und auch Fans waren der Meinung, dass es in dieser Saison für Rapid so einfach wie schon lange nicht mehr war, den Meistertitel nach Hütteldorf zu holen. Salzburg hatte dieses Jahr drei Trainer und musste etliche Stützen vor Saisonbeginn abgeben. So eine Situation wird es in den kommenden Jahren vermutlich nicht (oft) geben. Der Rapid-Trainer reagierte auf diese Aussagen allergisch, ja fast schon beleidigt. Doch im Endeffekt kann man in einem Satz festhalten, warum Rapid den Meistertitel dieses Jahr nicht geholt hat: Nicht die Chancenlosigkeit gegen das finanziell übermächtige Salzburg ist der Grund, sondern die vielen Niederlagen gegen Teams, die finanziell schwächer gestellt sind.

 

Die Sache mit dem höheren Budget
Vor dem Rückspiel gegen Valencia sagte Zoran Barisic etwa: „Valencia ist klarer Favorit, sie sind das zehnfache wert.“ Ähnliches konnte man regelmäßig auch in Richtung Salzburg hören. Wer so etwas sagt, wer stets meint, Salzburg habe so viel mehr Geld als man selbst, sollte aber nicht vergessen, dass man im Verhältnis deutlich mehr hat als die vermeintlich kleinen Klubs aus der österreichischen Bundesliga.

 

Barisic hat es in seiner dreijährigen Amtszeit jedoch nicht geschafft, sein Team gegen diese vermeintlich kleinen Teams entscheidend weiterzuentwickeln, sodass Niederlagen gegen Grödig, WAC & Co zur Ausnahme werden. Allein die letzten elf, entscheidenden Runden der Meisterschaft belegen diese These: Ein 0:0 bei Altach, ein 0:4 zu Hause gegen die Admira, danach 0:1 gegen Ried, 2:2 gegen Wolfsberg und schließlich auch ein 0:2 in Grödig und am vorletzten Spieltag ein 1:1 gegen Altach. 15 verlorene Punkte in sechs Spielen. Dass Rapid in den vier Spielen gegen Salzburg vier Punkte geholt hat, wird dadurch zur Nebensache. Mit einer soliden Leistung gegen die kleinen Teams wäre der Titel auch ohne eine positive Bilanz gegen die Bullen möglich gewesen. Insgesamt gab Rapid gegen die vermeintlich kleinen Teams in dieser Saison in 11 Spielen Punkte ab. Zuviel.

 

Die Stimmung kippte
In den vergangenen Wochen hat sich daher die Stimmungslage in Hütteldorf ein wenig gedreht: Vom uneingeschränkten Vertrauen in Barisic war nichts mehr zu merken; Sportdirektor Andreas Müller machte keinen Hehl daraus, dass der Druck in der kommenden Saison – noch dazu im neuen Stadion - auch auf Barisic erhöht werden würde. Wer Barisic kennt, der weiß, dass er für seine Arbeit jedoch dieses 100%ige Vertrauen benötigt. Sogar Rapid-Präsident Michael Krammer, der Barisic immer verteidigt hatte, wurde schlussendlich überzeugt, dass es ein zu großes Risiko wäre, mit der Rapid-Ikone in die kommende Saison zu gehen. 

 

Dass es gestern, Montag, dann so gekommen ist, war zwar vom Zeitpunkt her doch überraschend aber im Endeffekt eine nachvollziehbare Reaktion. Kurz gesagt: Müller hat es Barisic nicht zugetraut, im neuen Stadion den höheren Anforderungen gewachsen zu sein und die Mannschaft entsprechend weiterzuentwickeln. Eine nach außen hin feine Art wurde gefunden, die dreijährige Amtszeit Barisic‘ nicht mit einem simplen Rauswurf enden zu lassen.

 


Nach Barisic ist vor dem neuen Trainer

Bereits am Donnerstag soll könnte bereits neue Trainer vorgestellt werden, was auch ein Zeichen dafür ist, dass er Abschied von Barisic – zumindest aus Sicht von Müller - wohl nicht erst seit gestern festgestanden hat. Die ersten Signale aus Hütteldorf, wer denn das Rennen machen könnte, deuten auf eine internationale Lösung hin (Hinweis: Artikel wurde vor der Bekanntgabe von Mike Büskens geschrieben).

 

Und dies ist auch notwendig, denn wer Ambitionen hat, in die Top 50 Europas einzuziehen, der braucht auch einen international erfahrenen Trainer. Das heißt nicht zwingend, dass es kein Österreicher werden kann, aber der Markt an österreichischen Trainern mit internationaler Erfahrung im Klubfußball ist überschaubar. Jene, die den Sprung ins Ausland geschafft haben, werden den Teufel tun und jetzt nach Österreich zurückkehren. Abgesehen davon, das Beispiel Koller zeigt es uns derzeit auf, kann es für ein Team auch einmal eine Wohltat sein, jemanden als Trainer zu holen, der nicht „vorbelastet“ ist; der also nicht in Versuchung kommt, Freundschaftsdiensten nachkommen zu müssen.

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