News-Archiv / 2016

Rapids Geld schießt keine Tore

Rapid-Präsident Michael Krammer hat es in wenigen Jahren geschafft, Rapid zu einem wirtschaftlichen Vorzeigeverein zu machen. Auf der sportlichen Ebene fehlen ihm bisher die Erfolge. Ein Kommentar von Michael Fiala

 

Allianz-Stadion, Rapid-Marie, Sponsoren-Verlängerungen, Rekord-Budget: Die Liste der wirtschaftlichen Meilensteine, die unter Rapid-Präsident Michael Krammer in nur wenigen Jahren erreicht wurde, ist imposant. Der ehemalige Orange-Geschäftsführer hat es geschafft, die Hütteldorfer von einem Sanierungsfall zu einem – aus wirtschaftlicher Sicht – Vorzeigeverein zu machen.

 

„Oft ein Glück ist Können, oft ein Pech zu haben ist das Gegenteil“, urteilte Krammer heute auf der Pressekonferenz, gefragt von 90minuten.at, ob es für ihn in den vergangenen Tagen von der sportlichen Führung (Stichwort: viele Verletzungen, Chancenauswertung, etc.) zu viele Ausreden gegeben hat . Der Rapid-Präsident ist selten um einen knackigen Spruch verlegen, das hat man in den vergangenen Jahren gemerkt, zuletzt vor ein paar Wochen als er vollmundig in Richtung Salzburg sinngemäß meinte, dass Rapid es dann vormache, wie man in die Champions League kommt. Oder als er vor ein paar Monaten in Richtung Bundesliga ätze: „Kann dort jemand 'Marketing' überhaupt buchstabieren?"

 

Büskens Ende dürfte dem Vernehmen nach schon länger mehr oder weniger beschlossene Sache gewesen sein. Immerhin wurden anscheinend schon erste, lose Gespräche in den vergangenen Tagen mit potenziellen Wunschkandidaten geführt. Mit der Niederlage gegen den WAC war der „richtige Zeitpunkt“ für Krammer dann gekommen. Dass auch Müller zeitgleich den Hut nehmen muss, sucht in der Fußball-Historie jedoch eher seines Gleichen – und konnte auch argumentativ von Krammer in der Pressekonferenz nicht schlüssig erklärt werden.

 

Zwar sprach Krammer vom Paket „Büskens-Müller“, weshalb auch Müller gehen musste. Diese Logik könnte man aber dann bei jeder Trainerbestellung anwenden, die von einem Sportdirektor initiiert wird. Schlussendlich muss ein Sportdirektor mehr machen als einen Trainer bestellen. Und dass die Arbeit von Müller, die von Krammer immer wieder als vorbildlich gelobt wurde, plötzlich nicht mehr ins Rapid-Konzept passt, war dann doch überraschend. Überhaupt widersprach sich Krammer heute das eine oder andere Mal, verwies auf das Rapid-Haus, „das sehr gut bestellt ist“. Der Rapid-Präsident nannte dabei Stefan Ebner, der allerdings vor ein paar Jahren in alleiniger Sportführungs-Funktion bei Rapid schon einmal gescheitert ist.

 

Wenig souverän war auch die Antwort auf die Frage, wer denn jetzt überhaupt für die Auswahl des neuen Trainers verantwortlich zeichnet, wo doch auf sportlicher Führungsebene jetzt ein riesengroßes Vakuum vorherrscht. „Wir haben im Rapid-Umfeld entsprechende Personen, die wir zu Rate ziehen“, so die schwammige Antwort, die befürchten lässt, dass sich die Hütteldorfer Einflüsterer in den kommenden Tagen vermehrt zu Wort melden werden – und von denen gibt es nicht wenige.

 

Rapid will in den kommenden Tagen mit dem Cheftrainer eine der wichtigsten Positionen des Vereins besetzen. Dass die Fans in der Ära Krammer/Peschek nicht gerade an Einfluss verloren haben und auch bei derartigen Entscheidungen direkt oder indirekt mitentscheiden, ist kein Geheimnis. Das Vakuum in der sportlichen Führung wird diese Tendenz noch einmal verstärken.

 

Und so schließt sich der Kreis: „Oft ein Glück ist Können, oft ein Pech zu haben ist das Gegenteil.“ Dies gilt auch für Rapids künftige sportliche Erfolge. Bisher wirkte es eher so, als ob sich das Konzept immer wieder "situationselastisch" an die aktuelle sportliche Führung anpasst. Man darf gespannt sein, ob Präsident Michael Krammer in den nächsten Tagen realisiert, dass Rapids Geld keine Tore schießt und es auch auf sportlicher Ebene ein klares Konzept braucht, dem sich alles unterordnet. 

 

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