Bundesliga-Präsident Hans Rinner: ‚Es geht nicht um eine Kampfabstimmung‘

Im Interview mit 90minuten.at spricht Bundesliga-Präsident Hans Rinner am Tag nach der vorentscheidenden Klub-Konferenz über die Wahrscheinlichkeit der Reform ab 2017/18, dass die Bundesliga künftig doch wieder zwei Ligen führen wird, die Abwesenheit von

 

90minuten.at: Gestern fand in Klagenfurt die Klubkonferenz statt. Im Vorfeld gab es bekanntlich viele verschiedene Meinungen inklusive einem Rundumschlag von Rapid, der auch die Bundesliga-Führung frontal attackierte. Wie lautet Ihr Fazit des gestrigen Tages?
Hans Rinner: Grundsätzlich gab es gestern die Aufgabe, alle Beteiligten zunächst auf den gleichen Wissenstand zu bringen, was auch von den beiden Vorständen sehr gut vorbereitet und durchgeführt wurde. Mit diesem Wissenstand wurde dann darüber diskutiert, diese Diskussionen waren durchaus diametral und emotional, das ist auch ok. Im Anschluss haben wir dann versucht, ein Stimmungsbild abzurufen, ein welche Richtung es geht. Es war dabei klar erkennbar, dass die Mehrheit für eine Reform ist – und zwar so rasch wie möglich.

 

Wie soll das neue Format jetzt konkret aussehen?
Es wird 12 Teilnehmer in der obersten Liga geben, darunter eine Übergangsliga mit 16 Teilnehmern, wobei diese Liga mit Profi-, Amateurklubs und auch den Amateurmannschaften der Profiklubs bestückt werden kann.

 

Wie sieht es mit der Tendenz aus, wann die Reform umgesetzt werden soll? 2017/18 oder doch erst 2018/19?
Wir werden auf jeden Fall am 31. Mai einen Beschluss fassen, das ist fixiert worden. Bzgl. des Umsetzungszeitpunktes gibt es noch viele offene Punkte, die zu klären sind. Wenn wir es schaffen, ein Grobkonzept bis dahin zu erstellen, wo die wesentlichen Punkte abgehandelt sind, können wir es bereits ab 2017/18 umsetzen. Es ist aber auch 2018/19 denkbar. Wenn es zu große Unsicherheitsfaktoren am 31. Mai geben sollte, muss man die Reform ein Jahr später ansetzen.

 

Es ist auch nicht notwendig, alles auf Punkt und Beistrich bis zum 31. Mai auszuarbeiten. Die Klubs brauchen vor allem Rechtssicherheit, wie ab 2017/18 oder 2018/19 in welcher Form gespielt wird.< /div>< /div>

 

Ein Beschluss gilt als fix. Sind die zwei Zehnerligen wie bisher damit aber auch noch möglich, wenn am 31. Mai abgestimmt wird?
Nein, die zwei Zehnerligen sind vom Tisch. Das wäre eine komplette Wende in den kommenden Tagen, wenn es doch bleiben würde.

 

Sie haben vorher gemeint, dass man ein Grobkonzept bis 31. Mai braucht, um die Entscheidung herbeizuführen. Das klingt jedoch wieder nach einer eher nicht nach einer langdurchdachten, vorbereiteten Lösung?
Der Eindruck täuscht. Es wurde seit vielen Monaten viel Vorarbeit geleistet, sonst hätten wir ja nicht bereits die Fixierung auf das künftige Ligenformat gestern beschließen können. Jetzt geht es um Details wie etwa die Ausarbeitung des Play-Off-Systems, die Geldverteilung, etc. Die wesentlichen Punkte stehen fest.

 

Ist es denkbar, dass am 31. Mai daher ein Grundsatzbeschluss zur Reform gefasst wird und die Details aber dann erst danach ausgearbeitet werden?
Es ist auch nicht notwendig, alles auf Punkt und Beistrich bis zum 31. Mai auszuarbeiten. Die Klubs brauchen vor allem Rechtssicherheit, wie ab 2017/18 oder 2018/19 in welcher Form gespielt wird.

 

Eine der Hauptkritiker, Rapid, hat sich gestern dem Vernehmen nach weiterhin sehr ablehnend zu einer Reform ab 2017/18 gezeigt. Steht eine Kampfabstimmung im Raum?
Es geht nicht um eine Kampfabstimmung. Die Klubs brauchen die notwendigen Informationen, gestern wurde von Vorstand-Seite sehr viel aufgeklärt. Von Rapid war weder der Geschäftsführer noch der Präsident anwesend. Die anwesenden Klubvertreter meinten daher, sie müssen diese offenen Punkte daher auch noch intern besprechen.

 

Hat es Sie gestört, dass gerade mit Rapid-GF Christoph Peschek einer der Hauptkritiker gestern nicht anwesend war?
Das stört mich überhaupt nicht. Rapid war mit kompetenten Leuten vor Ort.

 

Eine sehr diplomatische Antwort. Aber ist eine einstimmige Lösung – Stichwort Rapid, Kapfenberg, Lustenau – überhaupt möglich? Steht eine Kampfabstimmung im Raum oder will man eine einstimmige Lösung herbeiführen?
Wenn man realistisch ist, gibt es bei so einer großen Reform wesentliche Einschnitte. Es wird Gewinner geben, aber auch Verlierer. Wichtig ist, dass die Anzahl der Gewinner höher ist als jene der Verlierer. Ob die, die sich als Verlierer sehen, der Reform dann zustimmen werden oder nicht, ist eher eine optische Sache. Ich akzeptiere es natürlich, wenn es Vereine gibt, die das nicht so sehen.

 


Zuletzt hat der SV Grödig auf eine weitere Teilnahme in der Sky Go Ersten Liga verzichtet. Macht man es sich hier nicht auch ein wenig zu einfach oder muss man Grödig als speziellen Fall einfach gescheitert sehen in dem Umfeld Salzburg mit Red Bull und Austria Salzburg?
Grundsätzlich möchte ich der Familie Haas gratulieren, was sie auf die Beine gestellt haben, Hut ab! Dass sie jetzt diese Entscheidung treffen, mag durchaus überhastet wirken. Ich bin aber auch nicht im Detail informiert. Auf der anderen Seite muss man aber auch Respekt für diese Entscheidung zollen, dass sie diesen Schritt gehen.

 

Sie haben gestern auch angedeutet, dass es eine Einigung mit dem Finanzministerium gibt, dass der Wartungserlass erst mit 2018 umgesetzt werden muss?
Es ist so, dass wir gemeinsam mit dem ÖFB vorgesprochen haben. Wenn es jetzt im Mai einen Beschluss geben sollte, der innerhalb der kommenden zwei Jahre umgesetzt wird, dann wird die Frist um ein Jahr verlängert. Wir brauchen allerdings diesen Beschluss.

 

Ich kann das nicht beurteilen, ob sie das verschlafen haben. Es gab unzählige Workshops von der Bundesliga zu diesem Thema. Die Gesamtsituation ist aber so, dass einige Klubs erkennen müssen, dass mit zwei Absteigern aus der Sky Go Ersten Liga in Kombination mit dem Wartungserlass, dieser Level nicht mehr gehalten werden kann.< /div>< /div>

 

Entspannt dies die Frage nach der Umsetzung der Reform?
Für die Klubs ist das ein Vorteil, weil sie Rechtssicherheit haben. Diejenigen, die gar nicht ausgliedern wollen, können sich dann besser darauf einstellen.

 

Jetzt ist der Termin des Wartungserlasses seit Jahren bekannt und jetzt wird das noch einmal um ein Jahr nach hinten verschoben. Es wirkt, als ob ein Großteil der Liga dieses Thema verschlafen hätte?
Ich kann das nicht beurteilen, ob sie das verschlafen haben. Es gab unzählige Workshops von der Bundesliga zu diesem Thema. Die Gesamtsituation ist aber so, dass einige Klubs erkennen müssen, dass mit zwei Absteigern aus der Sky Go Ersten Liga in Kombination mit dem Wartungserlass, dieser Level nicht mehr gehalten werden kann. Wir warnen daher davor seit Monaten, um die Klubs davor zu schützen, dass sie aus finanziellen Gründen ausscheiden müssen.

 

Ein nicht unwesentlicher Punkt ist der TV-Vertrag, der bis Ende der Saison 2017/2018 läuft. Wie wird das abgewickelt, wenn ab 2017/18 nur noch eine Profiliga vorhanden ist?
Wir haben das mit beiden TV-Partnern besprochen und die Szenarien durchgespielt. Sie können sich durchaus vorstellen, dass man sich daher gemeinsam Gedanken über eine neue Perioda ab 2017/18 macht.

 

Dh. eine neue Ausschreibung des TV-Vertrags, die ab der Saison 2017/18 umgesetzt wird?
Ja.

 

Droht aber auch ein finanzieller Schaden bzw. Forderungen der TV-Sender, wenn ab 2017/18 weniger Spiele zu übertragen sind?
Die Gespräche mit den Sendern, speziell Sky, deuten darauf hin, dass es keine besonderen Einbrüche geben wird. Das Credo war: Lasst uns gemeinsam über eine vorzeitige Vertragsverlängerung nachdenken.

 

Kommen wir zur neuen zweiten Leistungsstufe. Diese wird unter der Obhut des ÖFB geführt?
Wir haben das gestern mit dem ÖFB so besprochen, dass die Bundesliga weiterhin den Bewerb führen wird, sofern das rechtlich möglich ist.

 

Geplant war es anders…
Der Plan war so, weil wir auch ursprünglich dachten, dass wir als Bundesliga so eine Liga nicht mehr führen dürfen. Da hat es aber positive Gespräche gegeben und wir machen das ja auch gerne.

 

… weil der ÖFB diese Liga nicht unter seiner Verantwortung haben will?
Der ÖFB möchte diese Liga nicht führen, das ist auch nicht seine Kernkompetenz. Man kann natürlich noch überlegen, ob einige Bereiche wie beispielsweise der Strafsenat ausgegliedert werden.

 


Wie werden die Kriterien für die neue zweite Liga aussehen?

Die Kriterien werden natürlich wesentlich abgeschwächt sein im Vergleich zur aktuellen Sky Go Ersten Liga. Es wird eine Lizenzierung-Light sein. Wichtig ist, dass auch Amateurklubs an dieser Liga mitspielen werden können. Es ist eine Übergangsliga.

 

Und Klubs die aus dieser Liga aufsteigen wollen, müssen dann in weiterer Folge die normale Bundesliga-Lizenz lösen?
Genau, und dies ohne Übergangsbestimmungen.

 

Dh. es wird aber auch weiterhin eine Querfinanzierung der zweiten Leistungsstufe von ganz oben geben müssen?
Ja. Es wird eine Beteiligung der Zentralvermarktungserlöse von der tipico-Bundesliga geben. Aber auch der ÖFB wird sich hier beteiligen.

 

Droht durch diese Mischform der Liga nicht eine Wettbewerbsverzerrung, wenn es Klubs gibt, die mit Amateuren spielen und jenen, die Profibedingungen vorweisen müssen? Aus der Vergangenheit hat man gelernt, dass viele Klubs kreativ sind, wenn es um die Bezahlung der Spieler geht ..
Die Eigenverantwortung der Klubs ist immer die Letztverantwortung. Wenn betrügerische Energie vorhanden ist, kann ich es nicht ändern. Ich kann auch 160 auf der Autobahn fahren, wenn 130 erlaubt ist. Natürlich kann es passieren, dass ein Amateurklub ganz vorne mitmischt, aber aufsteigen darf dieser dann nicht.

 

Ist die Größe der obersten Liga mit 12 Vereinen in Stein gemeißelt?
Nein, man muss immer Alternativen diskutieren. Wir gehen davon aus, dass dieses Modell gut funktioniert.

 

Eine stufenweise Erhöhung auf 14 oder gar 16 Klubs ist denkbar?
Das 14er-Format ist schwierig zu bespielen, das haben die Analysen ergeben. Einerseits wegen der Aufteilung der Runden, andererseits auch aus finanzieller Sicht, weil man die Vermarktungserlöse durch 14 aufteilen muss.

 

Wie lautet daher ihr gesamtes Fazit des gestrigen Tages?
Wenn wir alle wesentlichen Rahmenbedingungen bis zum 31. Mai abarbeiten können, ist es das Ziel die Reform mit 2017/18 umsetzen zu können. Die Gefahr einer späteren Umsetzung ist zudem, dass es eine Art Wettrüsten geben könnte, das einige Klubs wieder gefährdet.

Danke für das Interview!

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