Einen Tag vor dem Cup-Schlager gegen Rapid konnte 90minuten.at kurz mit dem Linzer Trainer Klaus Schmidt sprechen, der seit gut drei Wochen als Trainer der Oberösterreich im Amt ist. Das Gespräch führte Michael Fiala
90minuten.at: Seit 4. Oktober sind Sie Trainer von BW Linz. Was hat Sie dazu bewogen, diese Mission Impossible anzunehmen?
Klaus Schmidt: Das eine war, dass man gesehen hat bei den Spiele davor, dass die Mannschaft intakt ist und fähig ist, Spiele zu gewinnen – vor allem gegen den Lask. Und natürlich war es auch die Sehnsucht von meiner Seite, endlich wieder auf dem Platz zu stehen.
An welchen Rädern haben Sie in den ersten drei Wochen Ihrer Amtszeit als BW-Linz-Trainer gedreht?
Immer wenn ein neuer Trainer kommt, passiert mit einer Mannschaft etwas. Jeder Spieler präsentiert sich, will sich von seiner besten Seite zeigen. In weiterer Folge macht man dann ein paar Umstellungen, bringt Spieler auf eine andere Position zum Beispiel. Das kann man kurzfristig bewegen.
In Ihren ersten drei Meisterschaftsspielen gab es für BW Linz fünf Punkte. Würden Sie den kurzfristigen Trainereffekt als gelungen bezeichnen?
Wenn man mit so einer Mannschaft hinten drinnen ist, muss man um jeden Punkt, um jeden Sieg raufen. Ich hätte es vorher sofort unterschrieben, wenn man mir gesagt hätte, dass wir fünf Punkte holen. Aber es hätte auch mehr sein können.
Wo hätten Sie sich mehr erwartet?
Mein Credo bei einer Mannschaft, die hinten drinnen steht ist, dass man Stabilität in die Mannschaft bekommt. Wir haben jetzt 270 Minuten kein Tor bekommen. Das kann man als gelungen bezeichnen. Andererseits haben wir auch nur ein Tor gemacht. Da wünsche ich mir, dass wir effektiver vor dem Tor sind, wir haben im Spiel zwei und drei hunderprozentige Chancen vergeben. Diese haben wir nicht verwertet.
Mangelnde Chancenverwertung ist ein oft verwendetes Modewort, wenn man zu wenige Tore schießt. Welchen Einfluss haben Sie hier?
Wir werden auf jeden Fall nichts unversucht lassen, uns hier zu verbessern. Wie schon erwähnt, sehe ich die Möglichkeit, vorne noch gefährlicher zu werden. Wir haben bereits mehr Torchancen herausgespielt, als ich zu träumen gewagt habe. Leider haben wir diese aber nicht verwertet.
Wo ist noch Potenzial in der Mannschaft, das noch nicht abgerufen wird?
Abgesehen von der Chancenverwertung möchte ich die Dichte im Kader erhöhen und auf 15,16 Spieler zurückgreifen können, um auch zu reagieren, wenn jemand ausfallen sollte.
Braucht es dazu Transfers in der Winterpause?
Wir werden es sicher versuchen, aber nur, wenn es die ganze Situation rechtfertigt. Ziel ist es aber schon, am Transfermarkt aktiv zu werden.
Morgen geht es im Cup gegen Rapid. Für Ihr Gegenüber Mike Büskens ist es bereits ein „Schickssalsspiel“. Wie darf man BW Linz gegen Rapid erwarten?
Ich habe gestern beim Training gemerkt, wie die Mannschaft brennt. Sie freut sich, es wird ein Fight von einem Underdog werden. Wir werden aber sicherlich nicht den großen Angriffswirbel abbrennen, dazu kenne ich die Qualitäten von Rapid zu gut. Wir werden unser Fell aber so teuer wie möglich verkaufen.
Sie haben die Qualitäten von Rapid betont. Sie haben sicherlich aber auch mitbekommen, dass sich Rapid aber gegen tiefstehende Gegner sehr schwer tut. Eine Chance für BW Linz?
Das wird man sehen. Allein wenn man sieht, welches Personal Rapid auf der Mittelstürmerposition zur Verfügung hat und dann noch die Flügel ansieht mit Murg, Traustasson und Schaub – da werden wir uns anhalten müssen. Ich bin aber gespannt, wie Rapid reagieren wird. Für uns wird es sicherlich spannender als für Rapid.
Wie viel der Vorbereitung widmet man dem Gegner Rapid, wie viel dem eigenen System?
Wir haben uns bis vergangenen Freitag voll und ganz auf das FAC-Spiel konzentriert. Am Samstag hab ich dann damit begonnen, Rapid zu studieren, ich war am Sonntag dann beim Derby. Am Montag habe ich dann ein intensives Videostudium gemacht. Im Endeffekt bleiben sowieso nur zwei Trainingsheinheiten, um Schwerpunkte zu setzen. Aber wir werden auch weiterhin an unseren Stärken weiterarbeiten, weil ich kann nicht für ein Spiel das ganze Leben umdrehen.
Der Sportclub-Platz ist ziemlich in Mitleidenschaft gezogen. Das ist wohl nicht gerade ein Nachteil für BW Linz, oder?
Ich habe das nur den Medien entnommen. Unsere Mitarbeiter, die bereits vor Ort waren, haben gemeint, dass es gar nicht so schlecht ist. Klar, ein Wembley-Rasen wird es nicht sein, aber wenn die Regionalliga dort spielen kann, dann wird BW Linz gegen Rapid auch stattfinden können.
Danke für das Interview!