Christoph Freund: 'Das sind nicht meine Neuzugänge'

Turbulente Wochen liegen hinter dem FC Red Bull Salzburg. Im Gespräch mit 90minuten.at nimmt Salzburg-Sportdirektor Christoph Freund zur Frage Stellung, ob die Zusammenarbeit mit Trainer Oscar Garcia hakt oder nicht und wie man künftig auftreten will. Das


90minuten.at: Sie sagen, es wird langfristig mit dem Coach geplant. Was sagen Sie als sportlicher Leiter, wenn nun aber „Ihre“ Neuzugänge erst Mitte Oktober eine Rolle spielen? Welche objektiven Gründe gibt es dafür?
Christoph Freund: Es sind nicht „meine“ Neuzugänge, es gibt nur Neuverpflichtungen des Vereins FC Red Bull Salzburg. Fakt ist, dass der Trainer die Mannschaft aufstellt. Er beobachtet die Spieler jeden Tag beim Training, versucht jede Woche, die aus seiner Sicht beste Elf auf den Platz zu bringen und wählt jene Spieler aus, mit denen er die größten Möglichkeiten sieht, ein Spiel zu gewinnen. Es war uns immer bewusst, dass wir im Kader eine hohe Qualität haben und uns auch gute junge Spieler zur Verfügung stehen. Letztere spielen schon länger im Verein, sind bereit für den nächsten Schritt und haben deshalb auch viel Spielzeit bekommen. Allerdings haben wir auch ein hohes Maß an Konkurrenzkampf in der Mannschaft und jeder Spieler muss sich durchsetzen.


Trainer Garcia hat Wanderson stets herausgestrichen, das wird wohl auch auf seinen Ex- und nun wieder Spieler Munas Dabbur zutreffen. Andere spielten länger keine Rolle. Ein Problem?
Natürlich freut es uns, wenn ein Neuzugang viele Spielminuten bekommt und der Mannschaft helfen kann. Beim einen trifft das sofort zu, beim anderen dauert es ein bisschen länger. Das war auch bei Jonatan Soriano so. Das erste halbe Jahr hat er gebraucht, um dieser Soriano zu werden, den wir heute kennen. Ich bin überzeugt, dass wir mit Munas Dabbur ebenfalls noch sehr viel Freude haben werden.


Wenn man sich Aussagen von Garcia anhört und die Aufstellungen ansieht, könnte man ein bisschen sagen, es hakt am Verhältnis zwischen sportlicher Leitung und Trainer. Gerade nach dem Bernardo-Transfer oder jüngst, als Sie die Mannschaft in die Pflicht genommen haben und Garcia bei der Pressekonferenz kein Kommentar dazu abgeben wollte. Müssen Sie zwei sich da noch besser abstimmen?
Ich kann als sportlicher Leiter, wenn wir neun Punkte hinter dem ersten Platz sind und einige Spieler nicht so aufgetreten sind, wie wir uns das vorgestellt haben, meine Meinung Kund tun. Das Ansprechen von Fakten und sachliche Kritik zu üben ist meine Pflicht, vor allem wenn es nicht rund läuft. Teilweise haben wir nicht das auf den Platz gebracht, was wir uns vorgestellt haben. Es war gegen Nizza dann ja auch wieder ein besseres Spiel, das wir unglücklich verloren haben. Auch gegen Sturm Graz zuhause haben wir viel Herz, Einsatz und Laufbereitschaft gezeigt, ein gutes Spiel geboten. Am Wochenende gegen St. Pölten war ebenfalls der FC Red Bull Salzburg am Platz, den wir alle sehen wollen. Wir hatten zwischen Jänner und Ende August eine sehr erfolgreiche Zeit. Garcia hat mit dem Team den besten Punkteschnitt aller Red Bull Salzburg-Trainer erreicht. Unter ihm haben wir nach einem durchwachsenen Saisonstart im letzten Jahr auch souverän das dritte Double in Serie geholt. Die drei Minuten gegen Zagreb, als wir die Champions League nicht erreicht haben, war eine bittere Enttäuschung. Das war unser großer Traum. Danach gab es ein bisschen einen Hänger. Aber seien Sie versichert, dass die Vereinsführung und der Trainer sich regelmäßig und gut abstimmen.


Selbst bei großzügiger Bewertung der Situation (EL-Gruppe sehr schwer, Pech gegen Zagreb, schlechte Chancenverwertung) scheinen die Probleme tiefer zu liegen. Stimmen Sie zu, dass es eben nicht an Parametern wie Glück und Pech scheitert?
Natürlich nicht! Es hat immer Ursachen, warum man Spiele gewinnt oder verliert. Es gibt halt Phasen, in denen mehr zusammen kommt. Wir wollen uns nicht auf Pech oder andere Umstände ausreden. Es liegt immer daran, selber so viel zu investieren und alles auf den Platz zu bringen, damit man in den Spielen erfolgreich ist. Es gibt dann natürlich auch äußere Faktoren wie Verletzungen, die noch ein bisschen mitspielen. Aber im Endeffekt sind wir selber für die Leistung und das Ergebnis verantwortlich.

 


Der sportliche Leiter ist der Chef des Trainers. Will man nun wieder zum Spiel, das gegen Nizza gezeigt wurde – hohes, energisches Pressing – zurück? Das pragmatische Spiel haut ja nicht hin.
Das war und ist unsere grundsätzliche Ausrichtung und unser Spielstil. Das habe ich gemeint, als ich sagte, dass wir unser Spiel nicht auf den Platz kriegen. Das Ziel ist es, wieder dauerhaft diese Art von Fußball zu zeigen, wie wir ihn gegen zuletzt gegen Nizza oder St. Pölten praktiziert haben.


Manche Medien erachten Garcia als angezählt. Verstehen Sie die öffentliche Diskussion?
Fußball ist ein Business, dass in der Öffentlichkeit steht und der Anspruch bei Red Bull Salzburg ist hoch. Wenn es nicht optimal läuft, dann passiert das, was überall passiert. Es wird hinterfragt, warum und wieso etwas geschieht. Aber die ganze Ausrichtung des Vereins ist nicht auf Kurzfristigkeit ausgelegt. Wir sehen das große Ganze. Wir sehen, was in den letzten Jahren und Monaten passiert ist und was in Zukunft geschehen wird. Die letzten Jahre und die Entwicklung im Verein sind sehr positiv. Jetzt haben wir einen kurzen Durchhänger in der ersten Mannschaft gehabt, aber das wird uns nicht von unserem Weg abbringen. Die Lokomotive ist immer die erste Mannschaft – wenn es da nicht so gut läuft, wird immer manches in Frage gestellt. Natürlich wird dann über den Chef der ersten Mannschaft diskutiert. Das ist in Salzburg nicht anders als in anderen Fußballvereinen.


Sie können auch mit dem einen oder anderen Sager des Trainers leben?
Das passiert sicher auch aus der Emotion heraus. Nach dem Ausscheiden gegen Zagreb war es eine schwierige Phase. Dazu kam auch der kurzfristige Bernardo-Transfer. Wir besprechen die Dinge intern und sind jeden Tag im Austausch. Wir arbeiten das alles auf und diskutieren über den Fußball, den wir spielen wollen, die Zukunft und die gemeinsamen Ziele. Die letzten Augusttage waren emotional und turbulent, basierend auch auf dem Ausscheiden. Aber das hatten wir schon öfter. Als wir vor zwei Jahren mit Adi Hütter ausgeschieden sind, haben wir danach drei Spiele hintereinander verloren. Jetzt kam der Hänger später. Wir wollen so schnell wie möglich wieder gewinnen und uns in der Liga ganz nach vorne arbeiten.


Gibt es einen Punkt, an dem der Trainer angezählt ist?
Damit beschäftigen wir uns gar nicht. Das Spiel gegen St. Pölten hat gezeigt, was wir gut und erfolgreich spielen können. Wir wollen auch in dieser Saison wieder die besten in Österreich sein. Das waren wir in den letzten Jahren, das wollen wir auch in Zukunft sein. Das ist unser Anspruch und dafür müssen wir alle unser Bestmögliches geben.
Wir danken für das Gespräch!

 

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