Salzburger Umstellung hilft gegen abschlussschwaches Napoli [Spiel-Analyse]

Der FC Salzburg konnte in der ersten Halbzeit das Mittelfeld der Gastgeber kaum in den Griff bekommen. Erst Adaptionen in der Halbzeit brachten Stabilität.

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Der FC Salzburg begann die Partie in Süd-Italien in einer 5-1-3-1-Formation. Wie gewohnt versuchten sie mit hohem Pressing und schnellen Umschalten nach Ballgewinne den SSC Neapel zu bezwingen. Zlatko Junuzovic spielte auf der Sechserposition und war vor allem wieder, wenn Salzburg in längere Ballbesitzphasen kam, eine wichtige Anspielstation, um die erste Pressinglinie zu überspielen oder wenn Salzburg die Seite wechselte. Als einzige Spitze agierte Erling Haaland, der im Pressing versuchte, den Aufbau der Gegner auf eine Seite zu leiten und unter Mithilfe der Achter die Außenspieler von Napoli am Flügel zu isolieren. Die Mannschaft aus Neapel spielte im gewohnten flachen 4-4-2. Diesmal wurden von Carlo Ancelotti nicht nur die Flügel mit schnellen und agilen Spielern besetzt, sondern auch beide Stürmerpositionen. Dries Mertens und Hirving Lozano agierten als Sturmpartner.

 

Napoli bespielte die Halbräume

Salzburg spielte im Mittelfeld mit einer 1-3 Staffelung. Dadurch ergaben sich beim Attackieren beziehungsweise in der Defensive einige Probleme, die Napoli sehr gut ausnützte. Denn neben Junuzovic, also hinter der Mittelfeldreihe mit den drei zentralen Spieler, ergab sich viel Platz in den Halbräumen, die die Italiener oft bespielten, um nach vorne zu kommen. Durch vertikale Zuspiele von den Innenverteidiger zu den Sechser, die sich in den Halbräumen hinter der Mittelfeldreihe positionierten, konnte Napoli immer wieder die ersten zwei Pressinglinien überbrücken. Beispielsweise die Abbildung 1.

Abbildung 1: Maksimovic spielte einen vertikalen Pass auf Ruiz. Dadurch überbrückte Napoli die ersten beiden Pressinglinie der Salzburger.

Nikola Maksimovic bekam den Ball und orientierte sich nach vorne. Fabian Ruiz war im Deckungsschatten von Dominik Szoboszlai, bewegte sich aber im richtigen Moment und wurde vom Innenverteidiger angespielt. Szoboszlai schaute sich nicht oft genug um und bei der Passbewegung vom gegnerischen Abwehrspieler spekulierte er auf einen Pass auf den Flügel. Dadurch öffnete der Mittelfeldspieler von Salzburg den Passweg ein wenig mehr und Napoli konnte mit dem vertikalen Pass die ersten zwei Pressinglinien überspielen. In der Anschlussaktion kam Napoli sogar sehr schnell in das letzte Drittel, da der Abstand zwischen dem Mittelfeld und der Abwehr zu groß war und Napoli konnte mit einem Dribbling nach dem Zuspiel von Maksimovic bis vor den Sechzehner kommen.

Für die Italiener war es in der ersten Halbzeit auch eine Lösung, den ballfernen Halbraum zu bespielen. Nachdem sie Salzburg auf eine Seite lockten, rückte meist der ballferne Außenverteidiger in den Halbraum hinein und war für seine Seitenverlagerung anspielbar.

Abbildung 2: Zielinski wechselte die Seite mit einem Pass zum rechten Außenverteidiger im ballfernen Halbraum.

Napoli hatte am linken Flügel den Ball und Salzburg versuchte mit extremen Nachschieben den Raum eng zu machen. Piotr Zielenski konnte sich allerdings in der engen Situation aufdrehen und einen Wechselpass in den ballfernen Halbraum spielen. Der rechte Außenverteidiger Giovanni Di Lorenzo rückte weiter hinein und agierte als rechter Achter. Nach dem Zuspiel hat er sehr viel Platz im rechten Halbraum und konnte diesen auch gleich andribbeln. Zudem stand Jose Callejon sehr breit und versuchte die Abwehr von Salzburg auseinander zu ziehen. Dadurch öffnete Callejon viel Raum für seinen Außenverteidiger und diente auch als Anspielstation als wenn er weiter innen stehen würde.

 

Umstellung bei Salzburg stabilisiert Defensive

In der zweiten Halbzeit reagierte Jesse Marsch auf die Probleme und stellte die Formation um. In den zweiten 45 Minuten spielten die Salzburger in der gewohnten 4-1-2-1-2-Formation. Die Umstellung half nicht nur in der Defensive stabiler zu sein, sondern auch im Ballbesitz hatte Salzburg längere Phasen und konnten auch kontrollierter in das letzte Drittel gelangen. Die längeren Ballbesitzphasen könnten aber auch daran liegen, dass Napoli nicht mehr so hoch anpresste.

Der Spielaufbau der Salzburger war nach der Umstellung viel besser. Das Pressing der Italiener konnte man besser überspielen. Besonders über die Halbräume konnten die Gäste immer wieder die erste Pressinglinie überspielen und in den Anschlussaktionen auch die Mittelfeldreihe. Wie zum Beispiel in der Abbildung 3.

Abbildung 3: Onguene spielte einen vertikalen Pass auf Mwepu. In den Folgeaktionen konnte Salzburg den Raum zwischen der gegnerischen Abwehr- und Mittelfeldreihe bespielen und in das letzte Drittel gelangen.

Jerome Onguene hatte den Ball und dribbelte nach vorne. Enock Mwepu, der in der Halbzeitpause eingewechselt wurde, agierte als rechter Achter. In dieser Situation bot sich Mwepu auf der Höhe der gegnerischen Mittelfeldlinie an. Gut zu sehen war, dass er versuchte sich in den Raum hinter sich fallen zu lassen, anstatt seinem Innenverteidiger entgegenzugehen. Onguene spielte einen vertikalen Pass auf den Achter. Dadurch konnte Salzburg einmal die erste Pressinglinie von Napoli überspielen. In der Anschlussaktion bekam Rasmus Kristensen den Ball von Mwepu. Der Außenverteidiger spielte daraufhin einen diagonalen Pass in den Raum zwischen dem Mittelfeld und der Abwehr von Napoli. Somit kam RB mit einer schnellen Ballstafette in das letzte Drittel.

Auch in der Defensive waren die Salzburger um einiges besser als in der zweiten Halbzeit. Napoli tat sich nicht mehr so leicht nach vorne zu spielen und kam meistens nur über Umschaltaktionen in das letzte Drittel. Zudem war es für die Italiener schwer zu einem Abschluss im Sechzehner zu kommen. Sie hatten viele Möglichkeiten für einen Abschluss außerhalb des Sechzehners, schossen aber dann meistens über das Tor.

 

Fazit

Der FC Salzburg tat sich in der ersten Halbzeit gegen Napoli wieder schwer. Die Italiener konnten in der ersten Hälfte immer wieder durch Zuspiele in den Halbräumen das Mittefeld der Salzburger überbrücken. Zudem sind die individuellen Fähigkeiten einiger Spieler so gut, sodass es nur sehr schwer ist solche Spieler zu verteidigen. In dieser Partie stachen besonders die 1-gegen-1-Dribbling-Situationen der beiden Stürmer und Flügelspieler heraus. Zudem waren die Entscheidungsfindung und die Zuspiele mehrere Spieler bei Napoli oft situationsgerecht und sehr genau. Allerdings stellte Salzburg in der zweiten Hälfte die Formation um und es funktionierte in allen Spielphasen um einiges besser. Vor allem in der Defensive konnte man das Mittelfeld besser verteidigen und im Ballbesitz hatte man auch längere Phasen, die eine Entlastung brachten. Einen Punkt konnten sie aus Italien mitnehmen, müssen allerdings in den nächsten beiden Runden auf ein Wunder hoffen, um weiterzukommen.

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