Foto: © GEPA

Salzburger Anspruchsachterbahn

Red Bull Salzburg holt ein Remis in Neapel, kann das europäische Überwintern am nächsten Spieltag in Genk fixieren. Oder auch: Die Salzburger haben den Mindest- und Maximalanspruch erfüllt.

Exklusiv: Fußball-PUSHNews von 90minuten.at

+ + 90minuten.at Exklusiv + + Ein Kommentar von Georg Sander

 

Es ist ja schon verwirrend. Eine weitaus erfahrenere und eingespieltere Mannschaft verlor im Europa League-Achtelfinale im März 2019 mit 3:0 in Neapel. Walke – Ulmer, Ramalho, Onguene, Lainer – Junuzovic, Samassekou, Schlager – Wolf – Daka, Dabbur. So lautete die Startelf. Gestern begannen nur Junuzovic, Ulmer und Onguene, Ramalho saß auf der Bank, Walke ist verletzt. Der Rest ist seit Sommer weg und mit ihnen auch ein Großteil des Trainerteams. Ja, Napoli war über das Spiel gesehen besser, ein Sieg wäre verdient gewesen. Aber auswärts muss man nicht glänzen, die Salzburger hätten auch einige Chancen auf mehr als ein Tor gehabt. Isoliert betrachtet ist es ein Remis, mit dem Salzburg besser leben kann. Tabellarisch wird Napoli drei Punkten nachweinen, kann aber eigentlich schon mit dem Champios League-Achtelfinale rechnen.

 

Bitter?

Für Salzburg-Coach Jesse Marsch „hört sich ein Remis in Neapel nicht so schlecht an“. Erling Haaland meint, hätte man ihm „vor der Saison gesagt, dass wir hier einen Punkt holen, dann hätten wir uns nicht beschweren können.“ Und Kapitän Andreas Ulmer: „Für uns passt das X. Es war nicht unser bestes Spiel, vor allem in der ersten Halbzeit war die Führung glücklich.“ Wie gesagt: Auswärts braucht es keinen Schönheitspreis, ein Sieg, den man laut Maximilian Wöber „benötigt“ hätte, wäre auch in dreckiger Form genommen worden. Für Haaland ist die Sache „bittersüß“ und der norwegische Jungstar hat recht.

"Wer die Spiele gesehen hat, merkt, dass mehr möglich gewesen wäre. Da fällt sie sogar beim Schreiben auf, die Anspruchsachterbahn."

Anspruchsachterbahn

Die Bullen spielen beim Erstantritt in der Königsklasse mit dem italienischen Vizemeister und dem Titelverteidiger eine ordentliche Saison. Im Sommer war ihnen mit neuem Trainer und wieder einmal zahlreichen Abgängen hingegen nichts zugetraut worden. Ein gewisser Killerinstinkt fehlt nicht nur dieser zum Teil sehr jungen Mannschaft. Im Sommer zeigte man auf, feierte Kantersiege in der Liga, es folgte die Gala gegen Genk, die unbelohnte, aber tolle zweite Halbzeit an der Anfield Road. Dass nun ausgerechnet der dreifache Champions League-Sieger Carlo Ancelotti, zudem Meister in vier der fünf Topligen Europas, der ist, der in Salzburg mit hoher Effizienz und daheim mit einem klaren Überrumplungsplan das Achtelfinalgenick bricht, ist eigentlich folgerichtig. Es ist aber schon spannend zu beobachten, wie sich innerhalb von Monaten die Stimmung rund um den heimischen Serienmeister dreht. Von einem Abgesang zum Anspruch, in dieser Gruppe ins Achtelfinale zu kommen.

 

Achtelfinale möglich, Europa League in Ordnung

Letztlich haben sich die Salzburger teuer verkauft, benötigen in Genk nur einen Punkt, um aufzusteigen. Freilich könnte es am letzten Spieltag noch spannend werden, aber hier ist man schon wieder in der Anspruchsachterbahn. Die gedachte Rechnung lautet: Salzburg schlägt Genk, Napoli remisiert an der Anfield Road oder siegt. Dann müsste „nur“ noch ein Sieg gegen Liverpool am 6. Spieltag her und das Champions League-Achtelfinale ist möglich.

Das Europa League-Sechzehntelfinale ist nun ein Muss. In dieser Gruppe Dritter zu werden, ist in Ordnung, aber der Mindestanspruch - und derzeit auch der Maximalanspruch, oder? Wer die Spiele gesehen hat, merkt, dass mehr möglich gewesen wäre. Da fällt sie sogar beim Schreiben auf, die Anspruchsachterbahn.

90minuten.at-TV: Die neuen Ausweichtrikots von Juventus