Woran hakt’s beim ... SV Mattersburg

In der Serie "Woran hakt's bei ..." werden aus taktischer Sichtweise die Probleme der vier Teams angesehen, die sich zurzeit auf den unteren Plätzen befinden. In Teil 2 der großen Problem-Analyse geht es um den SV Mattersburg an.

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Der Mattersburger Anspruch ist es wohl eher nicht vorne mitzuspielen. Dennoch gibt es immer wieder Punkte, in denen sich Mannschaften durch Training und Analyse verbessern können. Natürlich haben die Burgenländer beschränkte finanzielle Mittel und können sich nicht so einfach verstärken. Dies war wohl, hinter vorgehaltener Hand, ein Grund für Klaus Schmidt’s Scheiden als Trainer des SVM. Der derzeitige Trainer Franz Ponweiser befand sich seit Sommer 2018 im ÖFB-Kurs für die Pro-Lizenz und dürfte dort unter Chefausbildnern Thomas Eidler und Dominik Thalhammer sicher einiges gelernt haben.

 

1. Tiefe verteidigen

Der Raum hinter der Abwehr und somit direkt vor dem Tor ist naturgemäß der attraktivste für die angreifende Mannschaft. Aufgrunddessen gibt es viele Teams, die gerne so schnell und deshalb so direkt wie möglich in diesen Raum zu gelangen versuchen. Dazu gehören Laufwege in die Tiefe sowie Pässe in die Tiefe. Eine dieser Mannschaften ist die Austria aus Wien, deren Trainer Christian Ilzer ein Verfechter dieser Art des Angreifens ist. Mit Red Bull Salzburg, dem LASK, dem WAC und auch SKN St. Pölten finden sich weitere Teams dieses Angriffsstils, der vor allem in Mitteleuropa weit verbreitet ist. Aufgrund dieser Basis, wie die Gegner generell bevorzugt angreifen, kann/soll man sein eigenes Defensivsystem basieren. Folglich ist das Verteidigen der Tiefe, des Raumes hinter der Abwehr, ein wichtiger Punkt in unserer Liga. Der SV Mattersburg hat hier deutliche Schwächen. Eines der ersten Argumente wird das Alter und die fehlende Schnelligkeit der Mattersburger Abwehrspieler Lukas Rath, Alois Höller, Thorsten Mahrer und Co. sein. Das Alter ist nicht wegzuargumentieren, die Schnelligkeit messbar (werden wir jedoch nicht in Betracht ziehen), denn: selbst wenn die Mattersburger schnell wären, hätten sie mit ihrem derzeitigen Verhalten trotzdem Probleme.

Abbildung 1

In der Szene (Abbildung 1) stehen Rath, Mahrer und Höller aufrecht, mit ihrer Körperausrichtung nach vorne. Der ballführende Austrianer Stephan Zwierschitz ist jedoch offensichtlich dabei, einen hohen Ball zu spielen. Dies müssten die Mattersburger rechtzeitig erkennen und sich zumindest seitlich ausrichten, um bereits in Position zu sein, nach hinten sprinten zu können. Keiner der Austria-Spieler steht an der Abseitslinie, weshalb direktes Zurückfallen noch gar nicht nötig wäre. Es wäre dennoch vertretbar. Der Ball geht über die Abwehr, der schnelle Christoph Monschein erwischt diesen sogar noch und kann eine gefährliche Hereingabe in den Strafraum bringen. Lukas Rath, der von Monschein überlaufen wird, hat hier zumindest zehn Meter Vorsprung. Mit Antizipation und passender Ausrichtung wäre er auch zuerst am Ball gewesen.

Abbildung 2

Auch hier ist es wieder Rath, der überlaufen wird. Diesmal ist er nah dran an Hee-Chan Hwang und kann den Ball fast erwischen. Er verteidigt jedoch nicht die innere Linie, Hwang kommt vor ihm an den Ball. Wieder reagiert Rath nur, hier ist der Unterschied noch knapper, da er sogar in einen Zweikampf mit Hwang kommt. Der Innenverteidiger fokussiert sich jedoch nur auf den Ball, unterschätzt diesen und kann Hwang auch nicht mehr wegblocken. Auch hier wäre bessere Positionierung von Vorteil gewesen. Aus dieser Situation folgt dann ein Tor nach Fehler von Kuster.

 

2. Kader, Offensivstrategie und deren Ausführung

Ponweiser hat es nicht leicht. Im Sturm hat er mit Victor Olatunji, und Marko Kvasina zwei junge Spieler, die ihre Konstanz noch nicht gefunden haben. Olatunji hat bei seinem ehemaligen Verein FK Zeleziarne Podbrezova in der Slowakei schon die eine oder andere interessante Leistung gezeigt, konnte jedoch bisher nicht einschlagen. Ein Urteil über ihn ist noch ausständig. Bei Marko Kvasina zeigen die Zahlen ungefähr, was man von ihm erwarten kann. Seine Bestleistung waren sechs Tore in der letzten Saison. Er kann dies durchaus noch überbieten, wenn man auf seine Stärken spielt. Er ist ein Zielspieler, ähnlich wie Martin Pusic. Stephan Schimandl (20) und Patrick Bürger (32) stehen nicht in Frage für die Startelf. Somit besitzt man einen eher quirligen Spieler, der gerne tiefgeht, sowie einen Stoßstürmer der Ablagen mehr (Pusic) oder weniger gut (Kvasina) beherrscht.

Im offensiven Mittelfeld ist man deutlich besser aufgestellt und besitzt hier mit Christoph Halper, Fabian Miesenböck und Andreas Gruber schnelle Flügelspieler, die auch mit Dribblings glänzen können. Zudem sind vor allem Halper und Gruber dazu fähig, nicht nur an der Außenlinie zu kleben, sondern sich auch im Halbraum wohlzufühlen. Mit Julius Ertlthaler hat man einen extrem unterschätzten Zehner, der mit Tempodribblings Schnittstellenpässe perfekt vorbereiten kann. Dahinter hat man einen starken Achter in Patrick Salomon: der Wiener läuft unentwegt und kann noch dazu richtig gut Fußball spielen. Neben ihm kann Jano den Ankersechser geben, aber auch Philipp Erhardt könnte hier seine wachsende Erfahrung und vor allem Defensivstärke einbringen.

Abbildung 3: Vorschlag für die Aufstellung des SVM

Die Abbildung 3 ist ein Vorschlag für eine zukünftige Aufstellung für den SV Mattersburg. Durch die Asymmetrie ist ein Fokus auf links gelegt, der hier Durchbrüche und dann Hereingaben fördern soll. Die laufstarken Höller und Hart sollen auf rechts stets für Verlagerungen bereit sein. Pusic und Kvasina sollen folgende Hereingaben verwerten, mit Ertlthaler und dem ballfernen Flügel kann man ebenfalls den gegnerischen Strafraum richtig besetzen. Salomon balanciert diese Aufstellung gemeinsam mit Jano. Diese Ausrichtung sollte den Burgenländern mehr Balance im Spiel mit dem Ball geben, was der Weg zum Ziel wäre. Schnelles Spiel mit Ball, das je nachdem was der Gegner erlaubt flacher/höher und direkter/weniger direkt sein kann.

 

Fazit

Der Mattersburger Kader ist nicht so schlecht wie ihn manche machen wollen. Der SVM erzielt wenig Tore, die drittwenigsten aller Teams (18). Etwas mehr „Punch“ in der Offensive würde den Mannen von Franz Ponweiser nicht schaden. Sonderlich destabilisieren könnte man sie mit einer offensiveren Ausrichtung auch nicht, man hat sowieso die meisten Gegentore erhalten (40).

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