Foto: © GEPA

Beeindruckendes Pressing der ÖFB-Frauen zieht Schweizerinnen den Zahn

Die Österreicherinnen besiegen zum Auftakt der Europameisterschaft die Schweizerinnen mit 1:0. Dabei lieferten sie eine beeindruckende taktische Leistung ab. Von David Goigitzer

Beide Nationen haben in den letzten Jahren dem Frauenfußball etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt, was ziemlich bald Früchte trug. Logisch, wenn man von „nichts“ zu „ein bisschen“ geht, dann merkt man schnell einen Unterschied. Die österreichische Mannschaft ist gespickt mit Legionärinnen aus der deutschen Bundesliga. Etwas, das man auch vom Männer-Nationalteam kennt und was sich im Spielstil widerspiegelt. Dominik Thalhammer, ehemaliger Admira- und somit Bundesliga-Coach, trägt seinen Teil dazu bei, dass das Niveau in Europas Frauenfußball gehoben wird. Gute Spielvorbereitung, wechselnde Formationen und gute Ordnung innerhalb der Mannschaft im Defensivverbund sind nicht nur im Frauenfußball, auch im Männerfußball keine Selbstverständlichkeit.

 

Die Organisation beider Mannschaften

Die Schweiz stellte sich in einem recht simplen 4-4-2 auf. Die deutsche Trainerin Voss-Tecklenburg wählte ein klassisches Setup mit Humm als Zielspielerin im Sturmzentrum, während Chelsea-Star Ramona Bachmann eine Freirolle bekam, sich meist im rechten Halbraum aufhielt, situativ auch etwas fallen ließ um den Aufbau anzukurbeln. Bachmann zeigte ihre Stärken im Dribbling immer wieder, fand jedoch selten effektive Anschlussaktionen. Auch, weil sich ihre Mitspielerinnen selten für dynamische Kombinationen anboten. Es wirkte, als wäre Bachmanns Rolle darauf ausgelegt irgendwann mal genug Freiraum zu bekommen um entweder eine Flanke in den doch recht dicht besetzten Strafraum zu liefern, oder aber durch einen Geniestreich ein Tor zu kreieren. Die Außenverteidigerinnen blieben im Aufbau meist recht tief und formten eine flache Kette mit den Innenverteidigerinnen. Gingen mal Crnogorgevic auf rechts oder Maritz auf links doch etwas höher, musste die Flügelstürmerin tiefer bleiben. Noelle Maritz, in den USA geborene Wolfsburg-Legionärin, konnte einige Male interessante Diagonalbälle spielen, dies schien jedoch nicht absichtlich eingebunden zu sein. Im Mittelfeld gab Martina Moser die Taktgeberin. Die Legionärin vom VFL Wolfsburg glänzte mit guter Wahrnehmung, war die einzige Spielerin der Schweiz die auch mal versuchte das Spiel von einer Seite auf die andere zu verlagern. Der Schweizer Offensivplan wirkte insgesamt sehr improvisiert, einige eingestreute, ungefährliche Halbfeldflanken wechselten sich mit im Ansatz interessanten, von Bachmann und Moser initiierten Situationen ab, die jedoch nicht zu richtigen Torchancen führten.

 

 

(Artikel geht unterhalb des Videos weiter)

Die Blider zum historischen Sieg

Gegen den Ball agierten die Schweizerinnen insgesamt aggressiv, versuchten vor allem im letzten Drittel nach Ballverlust Gegenpressing zu praktizieren. Dies wurde deutlich durch situatives Herausrücken der Innenverteidigerinnen, Abbé sah man auch mal im Mittelfeld, um eine Gegnerin anzulaufen. Wurde dieses Gegenpressing von den Österreicherinnen überspielt, zog man sich schnell zurück und versuchte im 4-4-1-1 den Gegner vom eigenen Tor wegzuhalten. Klassische DFB-Schule also.

Die Österreicherinnen zeigten ebenfalls den deutlichen Einfluss der deutschen Bundesliga. Im Ballbesitz agierte man in einem 4-2-3-1/4-3-3 Hybrid und versuchte mit kurzen Zirkulation in der letzten Linie direkte Bälle nach vorne vorzubereiten. Nina Burger war eine wichtige Protagonistin in diesem Spielstil, da die Kapitänin stets mit Läufen in die Tiefe für Gefahr sorgt, und die Schweizer Defensive so nach hinten drückt. Linksverteidigerin Aschauer jagte immer wieder hohe Bälle in die Spitze und initiierte damit Schnellangriffe. In den Kampf um die zweiten Bälle gingen die Österreicherinnen immer mit mehreren Spielerinnen und gewannen diesen auch meistens. Am prägnantesten waren unter anderem Zehnerin Zadrazil. Die junge Salzburgerin zeigte immer wieder dynamische Vorstöße in Räume vor sich, brach damit immer wieder die Verteidigungslinien der Schweizerinnen und bereitete auf diese Weise auch das 1:0 vor. Ihr „give and go“ erinnert an einen etwas technisch begabteren Sami Khedira, der solche Vorstöße für den DFB meist aus tieferen Zonen beginnt. Laura Feiersinger, rechte Achterin, war wohl die offensichtlichste gute Spielerin der Österreicherinnen. Mit starker Ballbehandlung, Drehungen und Wendungen, Rhythmuswechseln nd dynamischen Dribblings zog sie immer wieder Gegner auf sich und riss somit Räume für Burger und Zadrazil.

 

 

Zadrazil gewinnt hier einen hohen Ball und sucht sofort den Doppelpass mit Feiersinger. In ihrer typischen Manier läuft sie dann in den offenen Raum...

 

…wo sie dann anschließend den Pass zu Burger findet, die sich klug seitlich von ihrer Bewacherin absetzt und dann eiskalt zum 1:0 abschließt.

 

>>> Seite 2 - Österreich beeindruckt mit tollem Pressing

 

Schon gelesen?