Foto: © GEPA

Österreich punktet dank taktischer Flexibilität und starker Defensive gegen Frankreich

Nach einer starken Vorstellung gegen die Schweiz konnte Österreich als Außenseiter auch gegen Frankreich punkten. Wie im ersten Spiel war dabei das starke Spiel gegen den Ball der Trumpf der Mannschaft von Dominik Thalhammer. Eine Taktikanalyse von Alex Belinger.

Gegenüber dem Spiel gegen die Schweiz musste Österreich auf Mittelfeldspielerin Sarah Zadrazil verzichten. Sie erlitt im ersten Gruppenspiel einen Einriss des vorderen Syndesmosebandes am Sprunggelenk. Stattdessen kam Kapitänin Viktoria Schnaderbeck neu in die Mannschaft. Ansonsten wurde weiterhin auf die selben Spielerinnen gesetzt.

Wechselnde Formationen

Die Taktik änderte sich dagegen weitaus mehr. Gegen die Schweizerinnen schickte Thalhammer sein Team in einem Hybrid aus 4-3-3 und 4-4-2 aufs Feld. Gegen Frankreich änderte sich nun die Ausrichtung und das 4-4-2 wurde mit einem 5-4-1 abgewechselt. Laut Thalhammer lag der Fokus im Matchplan darauf, Offensivpressingphasen mit Ruhephasen und Pressing in tieferen Zonen abzuwechseln.

Dies war auch gleich zu Beginn direkt ersichtlich. Nach dem Anstoß der Französinnen presste Österreich im 4-4-2 zunächst vorne drauf. Nur wenige Minuten später stand Österreich plötzlich tief in der eigenen Hälfte in einer 5-4-1-Formation.

Österreichs Pressing im 4-4-2.

Tiefes 5-4-1 der Österreicherinnen. Frankreichs Halbräume sind nicht gut besetzt, die Innenverteidigerinnen könnten weiter aufrücken.

Das 4-4-2-Offensivpressing funktionierte wie schon im ersten Spiel sehr gut. Mit hoher Intensität pressten die Österreicherinnen in der gegnerischen Spielhälfte und konnten so den Spielaufbau Frankreichs recht gut stören und auch zu Ballgewinnen kommen. Diese hohen Pressingphasen waren aber bei weitem nicht mehr so oft wie gegen die Schweiz zu sehen, Großteils verteidigte Österreich nämlich in der eigenen Hälfte im 5-4-1.

Dieses 5-4-1 ergab sich dadurch, dass Sarah Puntigam in die Innenverteidigung rückte. Ihre Position war dadurch hauptverantwortlich für die Struktur der Österreicherinnnen. Sie spielte quasi als Switch-Innenverteidigerin, was das Gegenstück zum abkippenden Sechser ist. Demnach ist man bei gegnerischem Ballbesitz Innenverteidigerin, bei eigenem Ballbesitz Sechserin. Puntigam wechselte aber auch bei gegnerischem Ballbesitz zwischen einer Position in der Abwehr und im Mittelfeld, was abhängig von der Höhe des Pressings und von den Zugriffsmöglichkeiten war. In der Regel war es so, dass Puntigam bei Ballbesitz Frankreichs in deren eigener Hälfte im Mittelfeld blieb und Österreich im 4-4-2 presste. In tieferen Zonen ließ sie sich meistens in die Innenverteidigung zurückfallen, außer Österreich war gerade gut im Pressing drinnen und Puntigam entschied sich dazu diesen hohen Druck aufrecht zu erhalten. Diese Entscheidungen traf Puntigam in der Regel recht passend.

Wenn Puntigam in die Innenverteidigung ging, wurde das Mittelfeld von Lisa Makas aufgefüllt. Makas – die einen sehr hohen Arbeitsaufwand betrieb und daher auch als erste Österreicherin ausgewechselt wurde - besetzte die linke Position im Mittelfeld, Billa und Schnaderbeck blieben zentral, Feiersinger verteidige auf rechts. Im 5-4-1 wies Österreich eine sehr gute vertikale Kompaktheit auf, Abwehr und Mittelfeld waren sehr eng beisammen und auch Stürmerin Nina Burger verteidigte zumeist tief in der eigenen Hälfte.

Frankreichs Probleme gegen das 5-4-1

Gegen dieses Defensivsystem tat sich Frankreich, in einer 4-3-3-Formation spielend, sehr schwer. Sie bauten das Spiel mit den Innenverteidigerinnen und der eng davor stehenden Sechserin in Ruhe auf und wurde vom österreichischen 5-4-1-Block kaum gestört. Die Achterinnen wussten anfangs nicht so recht, wie sie sich verhalten sollten. Oft fielen sie zurück und holten sich die Bälle schon sehr früh, teils blieben sie höher und breit neben dem österreichischen Mittelfeld. Im Endeffekt ging das Spiel sehr viel über die Offensiv ausgerichteten Außenverteidigerinnen, wobei diese am Flügel so gut wie nie durchbrechen und aussichtsreiche Hereingaben spielen konnten.

 

>>> Seite 2 - Zufall spielt Österreicherinnen in die Hände

Schon gelesen?