Foto: © GEPA Taktik / Q3

Beeindruckendes Pressing der ÖFB-Frauen zieht Schweizerinnen den Zahn

Die Österreicherinnen besiegen zum Auftakt der Europameisterschaft die Schweizerinnen mit 1:0. Dabei lieferten sie eine beeindruckende taktische Leistung ab. Von David Goigitzer

Am beeindruckendsten war jedoch das Pressing der ÖFB-Mannschaft. Im 4-4-2 lief man die Schweizerinnen immer sehr früh an und machte ruhigen Spielaufbau quasi unmöglich. Billa und Burger bildeten die Doppelspitze, stellten die gegnerischen Sechserinnen in den Deckungsschatten und liefen von dort diagonal auf die Ballführenden zu. Die Flügelstürmerinnen rücken dann ebenfalls auf und erhöhen den Druck extrem. Selbst wenn die Schweiz wie auf links mit Maritz, die eigentlich mit ihren Drehungen und Pressingresistenz Sechserin spielen sollte (Frau Voss-Tecklenburg bitte notieren), sich aus dem Druck situativ lösen konnte, war schon das nächste weiße Trikot zur Stelle um die Ballführende zu stellen und den Ball oftmals zu gewinnen.

Nur sehr selten konnten die westlichen Nachbarn gegen das Angriffspressing aufbauen. Meist gelang dann nur ein Ball entlang der Linie, auf den dann eine Halbfeldflanke folgte. Also richtiger Aufbau gelang den Schweizerinnen nicht. Interessant war die Umstellung ab der 20. Minute: Das ÖFB-Team agierte nun in einem tiefen 5-4-1 und ließ den Schweizerinnen viel Platz, mit dem sie jedoch kaum etwas anzufangen wussten. Kurz vor Ende der Halbzeit streute man noch eine weitere hohe Pressingphase ein, bevor man in die Kabinen ging, worauf aber auch wieder tieferes Pressing folgte. Interessant war eine Szene, in der Burger eine Gegnerin anlaufen wollte, aber dann nach Blick auf die Trainerbank abbrach und sich tiefer situierte. Die Schweizerinnen hatten mit beiden Pressingabläufen starke Probleme und fanden keine Mittel. Halbfeldflanken und Distanzschüsse waren leicht für die Österreicherinnen zu verteidigen.

 

Das tiefe 5-4-1 des ÖFB

 

Österreichs Direktheit führt zu Problemen

Die Österreicherinnen haben eine zweifellos talentierte Mannschaft. Eine sehr interessante Mischung aus hochvertikalen Spielerinnen hat Potential für interessante Angriffe, sowie für das auch gezeigte abwechslungsreiche Pressing. Energetisch arbeitet man gegen den Ball und zeigt einen Offensivgeist in der Phase ohne Ballbesitz, der im Frauenfußball selten ist. Diese Dynamik, diese Angriffslust und diese Direktheit spiegeln sich auch im Ballbesitz wider, hat hier jedoch noch Verbesserungsbedarf. Wenngleich die meisten der Vertikalbälle nicht einfach blind nach vorne geschlagen werden, sind sie doch auffallend oft hoch. Dies erhöht die Unberechenbarkeit der Angriffe, da in diesem Moment der Ball wirklich niemandem „gehört“. Fußball ist ja interessant, weil der Ball eigentlich immer frei ist und nie 100% unter Kontrolle, wie zum Beispiel bei Basketball. Hohe Bälle fördern diese Unberechenbarkeit jedoch oftmals unnötigerweise. Burger ist eine gute Zielspielerin, zu oft muss man jedoch in das aufwändige und eben auch riskante Gegenpressing um den zweiten Ball gehen.

Zwar soll man keineswegs risikolos spielen, und starkes Gegenpressing minimiert Konterchancen der Gegner auch. Jedoch könnte man mit gezielteren Flachpässen durchaus mehr bewirken, da vor allem Zadrazil und Feiersinger starke Ballbehandlung besitzen und Burger mit Ablagen und anschließenden Läufen in die Tiefe glänzen könnte. Wie erfolgsstabil das Offensivkonzept der Östereicherinnen ist wird sich wohl die nächsten Spiele zeigen.

 

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