Direktheit im Ballbesitz, starke Organisation - so besiegten die ÖFB-Frauen die Isländerinnen

Mit intensivem, gut gedrillten Pressing konnten die ÖFB-Frauen bisher überzeugen, nach 2 Spielen hatte man 4 Punkte erlangt und den Aufstieg ins Viertelfinale so gut wie sicher. Am Mittwoch hatte man in Island einen interessanten Gegner zu begegnen. Das Spiel gegen die Nordfrauen konnte durchaus wegweisend sein für den Rest des Turniers. Von David Goigitzer

So spielten die Isländerinnen

Die Isländerinnen agierten im Pressing im 5-2-3 und versuchten recht früh Druck auf die Österreicherinnen auszuüben. Es ist schon fast amüsant, welche Taktik Islands Trainer auswählte, als ob er die ÖFB-Frauen gar nicht beobachtet hätte. Dadurch, dass die Österreicherinnen sowieso sehr schnell nach Ballgewinn den hohen Pass suchen, müsste das hohe Pressing schon sehr gut und sehr schnell gedrillt sein, um effektiv Ballgewinne zu erzielen. Durch zwei Sechserinnen in der Mitte gab man zudem Präsenz genau dort auf, wo die meisten zweiten Bälle landen. Die Österreicherinnen mit ihrem 4-2-3-1 waren im Zentrum aufgrund ihrer Sechserinnen und der Zehnerin also in Überzahl. Beide zentrale Mittelfeldspielerinnen von Island ließen sich zudem zu oft vom Ball anlocken und rissen Räume vor ihre eigene Abwehrkette auf, was Platz für Burger brachte um Bälle immer wieder mit viel Zeit kontrollieren zu können. Vertikal war man extrem unkompakt, was die Österreicherinnen schon von Natur aus mit ihrem Spielstil gut ausnutzen konnten.

 

Das Angriffsspiel gestaltete sich für die Isländerinnen mehr als schwierig. Zu Beginn war das hohe Pressing der Österreicherinnen eine massive Herausforderung für die Frauen aus dem Norden. Dies lag vor allem an den fehlenden Optionen für die Aufbauspielerinnen Islands. Vor allem die rechte Halbverteidigerin Viggosdottir tat sich positiv hervor, wusste mit interessanten Ideen im Aufbauspiel herauszustechen. Ihre Orientierung, die immer wieder Diagonalpässe nach innen suchte, war Beweis für ihre Versuche, das isländsiche Aufbauspiel flach und kreati zu gestalten. Lediglich die Optionen fehlten ihr, da die Freilaufbewegungen ihrer Sechserinnen schwach waren und auch die Option der Flügelstürmerinnen, die sich im Halblraum recht statisch bewegten, kaum zur Auflösung des österreichischen Pressings verhalf. So mussten die Isländerinnen immer wieder hohe Bälle spielen, die gegen die zweikampfstarken Österreicherinnen immer wieder verloren gingen. Gegen die tiefe Verteidigung des ÖFB hatte man ebenfalls Probleme. Auch hier sah man eine gewisse Ratlosigkeit und man kann sich nur wundern über die regelmäßig getroffene Entscheidung über gegen ein tiefes 5-4-1 über den Flügel und auf Flanken zu spielen. Zwar versuchten die Offensivspielerinnen den Strafraum bei diesen Flanken mehr oder weniger dynamisch zu besetzen, dadurch verlor man jedoch an Zugriff im Gegenpressing und somit Angriffsabsicherung um den Strafraum herum, weshalb die Österreicherinnen immer wieder viel Raum zum Kontern hatten.

Die ÖFB-Frauen

Die Österreicherinnen begannen erneut mit hohem, intensivem Pressing im 4-4-2. Es gilt erneut hervorzuheben, wie gut getimed das hohe Attackieren der Österreicherinnen ist. Dem Pressingprinzip, dass man erst den Ball attackiert wenn man nicht mit einem Pass oder Dribbling überspielt werden kann, ohne dass der Mitspieler/die Mitspielerin den Ball gewinnen kann, wird ausgezeichnet verfolgt. Mit der Doppelspitze im Zentrum hatte man die Möglichkeit ideal die isländische Aufbau-Dreierkette anzusprinten. Burger und Billa liefen hier immer wieder stark im Bogen an, versperrten Pässe ins Zentrum und setzten die isländischen Verteidigerinnen genug unter Druck, dass diese sich immer wieder zu hohen Bällen gezwungen fühlten. Stark am Pressing der Österreicherinnen ist, dass es wirklich im Kollektiv stattfand. „Schwarmintelligenz“ ist ein passendes Wort, da alle Spielerinnen stets mitdachten und die nächste Entscheidungen der Isländerinnen antizipierten, indem sie die Körperpositionen ihrer Mitspielerinnen im Pressing und auch der Gegnerinnen lasen. Dies verschafft den Eindruck, dass die Österreicherinnen immer einen Schritt voraus waren, das Timing passte im Ansprinten stets. Nach ungefähr 20 Minuten wechselte Österreich wieder auf das bereits bekannte 5-4-1 um Kräfte zu sparen.

 

 

Im Angriffsspiel behielt man die hohe Direktheit bei. Nina Burger schien Zuspiele ihrer Mitspielerinnen wie ein Magnet anzuziehen. Oft wurde nach Ballgewinn ein vorbereitender Pass zurück oder zur Seite gespielt, woraufhin ein hoher Ball in die Spitze folgte. Wirksam wären hier vor allem Chipbälle auf die Kapitänin im Sturm gewesen. Vor allem, weil die isländischen Sechserinnen sich immer wieder beide gleichzeitig vom Ball anlocken ließen und Räume hinter ihnen öffneten. Hier konnte sich Burger einige Male den Ball annehmen und dann weiter spielen. In den ersten Minuten gab es eine Szene Aktion, die man wohl 1000 Mal im Match durchführen und die Isländerinnen kurz und klein schießen hätte können. Nach einem Chipball in den offenen Sechserraum zu Burger spielte diese nach einer Annahme einen perfekten Heber in den Lauf der durchstartenden Zadrazil. Diese Spielzüge sind unheimlich effektiv, vor allem gegen mannorientierte Gegner.

 

>>> Seite 2 - Hohe Direktheit im Angriffsspiel

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