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Ein Stern, der keinen Namen trägt [G'schichtldrucker]

Fußballsterne gehen auf und unter, einer in der Form gar nicht mehr: Jener von Steaua Bukarest, denn den ersten osteuropäischen Klub, der den Vorläufer der Champions League gewonnen hatte, muss jetzt anders heißen.

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Der Fußball schreibt manchmal komische Geschichten. Regelmäßig erzählt der 90minuten.at-G'schichtldrucker eine dieser Stories.

 

Sterne gibt es im Fußball viele. Etwa, wenn ein Klub zehn Meistertitel hat. Vor allem Red Bull Salzburg-Fans wissen das, auch Wacker Innsbruck-Anhängern ist diese Geschichte nicht fremd. Auch Vereine heißen gerne „Stern“, wie Red Star Penzing, 1903 gegründet, immer noch schwarz-rot. Ottakringer Metallarbeiter fassten 1902 die Idee, der Stern kam in den Namen, weil einige in einer Auslagenscheibe am Wiener Ring den Namen einer amerikanischen Schifffahrtsgesellschaft namens Red Star-Line lasen. Kicker wie Jürgen Macho, Stefan Kulovits oder Emir Dilaver schnürten ihre Schuhe bei dem Klub, der in den 20er- und 30er-Jahren in der Freien Vereinigung der Amateur-Fußballvereine Österreichs, kurz VAFÖ, kickte – rot, wie Red Star, wie Steaua Bukarest, das nicht mehr „Stern“ heißt, aber irgendwie doch. Und darum geht es in dieser Geschichte:

Steaua Bukarest war um einiges erfolgreicher als Red Star Penzing. Wie in Sowjetrepubliken üblich, gründete das Militär Sportvereine, Steaua war 1947, zuerst unter anderem Namen, eben wie ZSKA Moskau oder Sofia. Die Hauptstädter waren erfolgreiche Kicker. Zwischen 1951 und 2015 holte man 26 Meistertitel, 1986 gewann man mit dem Landesmeistercup den Vorläufer der Champions League, als erster osteuropäischer Verein. Im Finale in Sevilla, in dem es nach 120 Minuten 0:0 stand, hielt Keeper Helmuth Duckadam vier Elfer. 1988 stand man noch einmal im Halbfinale, 1989 im Finale. Nach den grandiosen 80ern waren Erfolge auf internationaler Ebene nur noch punktuell vorhanden. 1993 schaffte es der Klub ins Viertelfinale des nicht mehr existenten Cups der Cupsieger, 2006 ins Halbfinale des UEFA-Cups, 2013 noch einmal ins Achtelfinale der Europa League.

2003 wurde zu einem Schicksalsjahr. Eigentürmer George Becali übernahm den Klub. Ein extrem reicher Mann, umstritten wäre ein Hilfsausdruck. Mehrfach zu Haft- und Bewährungsstrafen verurteilt, Parteigründer einer nationalistischen Partei names PNG-CD, die Rumäniens Beteiligung am Holocaust bestritt. Becali selbst fiel öfters mit rechtsextremen und Homosexuellen-feindlichen Äußerungen auf. Medienberichte sprechen davon, dass Steaua sehr hohe Gehälter zahlt und zudem wird mit eiserner Hand regiert. Jahrelang schon hatte das Verteidigungsministerium etwas gegen die Nutzung von Logo und Namen, 1998 schon war der Verein privatisiert worden. Einem Schiedsspruch des obersten Sportgerichts aus dem Jahr 2014 folgend wurde Ende März 2017 der Klubname in SC Fotbal Club FCSB SA geändert. Ein neuer Steaua Bukarest-Klub startete in Liga vier, mittlerweile ist man in der zweiten Liga angekommen.

Jetzt ist der G'schichtldrucker wieder irgendwohin gekommen. Was hat die Stern-Geschichte nun mit Red Star Penzing zu tun? Nunja, das erste internationale Spiel gegen einen österreichischen Vertreter fand 1961 gegen Austria Wien statt. Dem Klub, wo Emir Dilaver nach der Grundausbildung in Penzing ab 2001 seine Schuhe schnürte...

 

 

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