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Wenn doch nur immer Derby wäre [Zuschauercheck Bundesliga, 6. Runde]

Die bestbesuchten Spiele der 6. Runde waren das Wiener und das Oberösterreichische Derby, die anderen Spiele fanden ebenfalls statt. Die Frage ist: Wie lange noch mit Fans?

+ + 90minuten.at Exklusiv – Ein Zuschauercheck von Georg Sander + +

 

6.197 beträgt der gegenwärtige Zuschauerschnitt und man kann nur inständig hoffen, dass es ihn überhaupt weiterhin gibt. Schließlich lässt die Impfbereitschaft nach und erste kluge Virologinnen warnen schon vor neuerlichen Lockdowns. Das will niemand und bei so manchem Blick in spärlich gefüllte Stadien kann man auch glauben, dass fast niemand heimischen Bundesligafußball sehen will.

 

Hartberg braucht nur ein halbes Stadion, die Admira noch weniger

Der TSV Hartberg könnte in der Theorie gut 5.000 Fans Einlass gewähren. Gegen den Champions League-Teilnehmer Red Bull Salzburg kamen aber nur 2.529, das halbe Stadion hätte gereicht. Fünf Mal duellierten sich die beiden Teams in der Bundesliga in der Profertil Arena und nur drei Mal durften Fans hinein. Zum ersten Aufeinandertreffen kamen noch 4.870, zum zweiten 3.416 und jetzt eben noch mal weniger. Im Vergleich zu vor Corona hat der TSV also eine satte Anzahl an Heimfans gegen die Bullen verloren. In der Theorie hätte ja zumindest jeder zweite Sitzplatz besetzt werden können.

Wenig bis gar keine Probleme mit Tagestickets gibt es auch bei der Admira. Gegen den SK Sturm fanden sich 2.600 Menschen in der BSFZ-Arena ein. Diese Paarung hat wahrlich Tradition, das erste Aufeinandertreffen fand tief in den 70ern statt. Zwischen 300 Fans (1. Division, 1992) bis 10.000 (Bundesliga, 2006) war alles dabei, wobei das Pendel eher zu niedrigen Zuschauerzahlen ausschlägt, seit 2017 verlässlich weniger als 3.000. Noch hat die Admira im Schnitt mehr Fans im Stadion als Hartberg und die WSG Tirol, das wird ein hartes Match um den vorletzten Platz. Wie meinte nicht dereinst ein alteingesessener Fan der Panther zum Autor dieser Zeilen: Die Admira hat Fans, aber keine Zuschauer.

 

Altach benötigt ebenfalls nur das halbe Stadion, Klagenfurt viel weniger

Die Sportanlage Schnabelholz, modern Cashpoint Arena, bietet über 8.000 Menschen Platz, gekommen sind gegen den WAC 3.518. Und das, obwohl die Vorarlberger einen guten Saisonstart hingelegt haben. Im Vergleich zu vielen anderen Partien in der Bundesliga ist diese Paarung schon beinahe ein Klassiker, in erster und zweiter Spielklasse gab es bislang 31 Spiele. In der Bundesliga spielt man seit 2014/15 gemeinsam, tabellenteilungsbedingt seit 2018 nicht so oft gegeneinander. 21 Partien fanden im Stadion des SCR Altach vor Fans statt, der Schnitt der bisherigen 20 beträgt 3.748, die 3.518 liegen leicht drunter. Insgesamt würde für dieses Spiel aber eben auch ein halbes Schnabelholz ausreichen.

Austria Klagenfurt rangiert dank des Kärntenderbys in Runde eins noch auf Platz 5 der Zuschauerstatistik, mit der WSG Tirol als Gast war nicht mit einem großen Ausbau der Zahlen zu rechnen, 3.631 kamen. Für den Aufsteiger darf man den Spieß aber umdrehen und ein positives Zeugnis ausstellen: Der WAC schaffte nur 2.250 Besucher im Heimspiel gegen die Wattener. Und über die Zuschauerzahlen Silberberg-Elf im nicht-heimischen Tivoli-Stadion sollte man ohnehin den Mantel des Schweigens breiten.

 

Doppelte Derbytime

7.300 Besucher begrüßte die SV Ried und abgesehen von den LASK-Fans kamen diese voll auf die Kosten, die Innviertler siegten und vergoldeten sich mit dem Derbysieg den Saisonstart. Mehr hätten laut offiziellen Kapazitätsangaben auch nicht Platz gehabt. Der Bestwert bei einem Heimspiel der Wikinger gegen den Landeshauptstadtklub stammt aus dem Jahre 1995, als 9.200 Besucher ins alte Rieder Stadion kamen. Viel mehr kann man zu dem Spiel nicht sagen, seit das neue Rieder Stadion eröffnet wurde und sich die Klubs wieder in der Bundesliga treffen, kamen nur einmal unter 7.000 Fans zu dieser Paarung.

Das Hauptspiel des Wochenendes war das 333. Wiener Derby, es ist schon seit geraumer Zeit nicht mehr das wichtigste Spiel des Landes, das dürfte gegenwärtig Salzburg gegen Sturm und vice versa sein, wenn es um Leistung geht und punkto Brisanz Rapid gegen die Bullen. Bevor das Spiel angepfiffen wurde, also nach Abschluss der fünften Runde, war es das Aufeinandertreffen des Tabellendritten beim Tabellenletzten, bevor das Spiel angepfiffen wurde, war es das Spiel des Fünften gegen den Letzten – und so sah es am Feld dann auch aus. Die Ränge waren mit 11.035 Besuchern hingegen sehr gut gefüllt, und das, obwohl die Austria keine Karten in den freien Verkauf gab, sondern nur an Mitglieder und Abonennten verkaufte. Insofern eine starke Leistung der Veilchen und es zeigt sehr explizit, dass sich andere Klubs durch klügere Entscheidungen am Spieler- und Trainersektor oder aufgrund des Geldbörsels vor die Austria schieben können, die lange Tradition der Favoritner und auch jene des Derbys bleibt unbezahlbar.

 

Auf niedrigem Niveau

Die Bundesliga geht in die Länderspielpause, der Zuschauerschnitt unter 6.200 nach sechs Runden ist wahrlich kein Ruhmesblatt, vor Corona kamen aber auch nicht viel mehr Fans in die Stadien. Doch bevor man die Verantwortlichen beschuldigt, hier einem Trend nicht gegenzusteuern sollte man kurzfristig schlicht drauf hoffen, dass auch im Herbst noch Fans in die Stadien dürfen. Um hier gegenzusteuern, empfiehlt die 90minuten.at-Redaktion übrigens allen, die noch nicht waren, - je nach Impfstoff – sich den einen oder zwei Piekse zu gönnen. Sonst können wir den Zuschauercheck bald wieder in den Lockdown schicken...

 

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