Foto: © GEPA Taktik / Q3

Österreich punktet dank taktischer Flexibilität und starker Defensive gegen Frankreich

Nach einer starken Vorstellung gegen die Schweiz konnte Österreich als Außenseiter auch gegen Frankreich punkten. Wie im ersten Spiel war dabei das starke Spiel gegen den Ball der Trumpf der Mannschaft von Dominik Thalhammer. Eine Taktikanalyse von Alex Belinger.

Sehr interessant war der enge Dreiersturm der Französinnen. Delie, Thiney und Le Sommer spielten allesamt sehr zentral und eng beisammen, wechselten ihre Positionen dabei häufig. Gemeinsam beschäftigen die drei die österreichische Defensive mit ihren rotierenden Bewegungen und wechselnden Staffellungen. Häufig war es ein enges 1-2 oder 2-1, in dem sie sich formierten. Abwechselnd ließen sich die drei Stürmerinnen in den Zehnerraum zurückfallen während andere die Tiefe attackieren.

Nutzen konnte dies Frankreich aber sehr wenig, vor allem in der ersten Halbzeit. Pässe hinter die Verteidigung waren aufgrund des österreichischen Abwehrpressings schon mal sehr schwer möglich, der Raum zwischen Torhüterin und Verteidigung schlichtweg zu klein (nur eher schwierig zu spielende Lupfer in diesen Raum wären möglich gewesen). Flache Zuspiele in den Fuß einer der Stürmerinnen waren ebenfalls kaum möglich, da der Zwischenlinienraum klein war und sie sich sehr häufig im Deckungsschatten der Mittelfeldspielerinnen befanden. Die österreichischen Innenverteidigerinnen waren zudem auch sehr eng an der Frau, was trotz der Rotationen der Stürmerinnen ganz gut funktionierte.

Zwei französische Stürmerinnen lassen sich zurückfallen, stehen aber im Deckungsschatten von Österreichs Mittelfeldspielerinnen. Die Verteidiger sind recht knapp dahinter.

Als Konsequenz ging das Ballbesitzspiel Frankreichs sehr viel in die Breite und aus dem vielen Ballbesitz konnten kaum Chancen kreiert werden. Problematisch war vor allem, dass sie es nicht schafften den Zwischenlinienraum zu vergrößern und die Organisation im Mittelfeld etwa durch Andribbeln, Dribblings und kleinräumigeren Kombinationsspiel durcheinanderzubringen. Diese gute Organisation ist aber natürlich auch den Österreicherinnen hoch anzurechnen. 

Hohe Bälle und wenig Konter bei Österreich

Österreichs Ballbesitzphasen waren eigentlich über die gesamte Spielzeit durchgehend recht kurz. Das Spiel war ähnlich vertikal ausgelegt wie schon gegen die Schweiz. Torhüterin Zinsberger versuchte das Spiel wenn möglich über die Außenverteidigerinnen zu eröffnen, die daraufhin stets zum langen Ball in die Spitze griffen -  sofern dies nicht schon Zinsberger selbst tat. Vertikales Flachpassspiel war nicht zu sehen, die Bälle gingen stets hoch in die Spitze. Demnach formierte sich Österreichs Offensive auch sehr eng, um möglichst gut auf zweite Bälle gehen zu können.

Österreich verliert den Ball, geht aber gut ins Gegenpressing und kann einen Einwurf gewinnen.

Dieses Spiel mit vielen hohen Bällen bringt sehr viele Situationen mit sich, in denen die Unsicherheit hoch ist und der Zufall ein entscheidender Faktor. Dieser Zufall spielt dem Außenseiter eher in die Hände, da der Favorit das Spiel schlechter kontrollieren und seine Überlegenheit dadurch schwieriger ausspielen kann. Österreich konnte aber letztlich nur wenige Bälle sichern und bis auf eine große Torchance nach 22 Minuten (und dem Tor nach einem Einwurf) nicht wirklich gefährlich werden. Aber auch Frankreich tat sich schließlich sehr schwer bei der Chancenkreation, erzielte seinen Treffer ebenfalls nach einer Standardsituation.

Halbzeit Zwei

Die Französinnen kamen gestärkt aus der Halbzeitpause und erhöhten ihre Dominanz. Dies ergab sich aus leichten Anpassungen im französischen Ballbesitzspiel. Die Achterinnen fielen nun weniger zurück und überließen den Aufbau mehr den Innenverteidigerinnen und der Sechserin. Diese rückten nun auch mehr mit Ball am Fuß und nutzten die Räume neben Nina Burger. Am linken Flügel waren die Abläufe etwas verändert. Thiney wich nun häufig auf die Seite aus, Außenverteidigerin Perisset agierte dafür nun diagonaler und brachte das Spiel mehr Richtung Zentrum. Zudem wurde nun mehr flache Zuspiele in die Spitze forciert und Sechserin Henry erhöhte den Rhythmus. Diese leichten Veränderungen führten dazu, dass Österreich weiter nach hinten gedrängt wurde und stärkerem Druck ausgesetzt war. Für Österreich war es dadurch auch extrem schwierig zu kontern, da das gegnerische Tor sehr weit weg ist, die Mannschaft durch die hohe Kompaktheit leichter gegenzupressen ist und hohe Bälle einfach in der Restverteidigung landeten.

Frankreich begann ab der 63. Minute seine drei Wechsel auszunutzen und dadurch gingen die positiven Anpassungen auch wieder etwas verloren. Von der Halbzeit bis zur 70. Minute etwa war der Druck Frankreichs sehr groß, allerdings kam Österreich dann wieder besser ins Spiel. Vereinzelt gab es längere Ballbesitzphasen und selten aber doch noch Phasen des Offensivpressings, wobei Frankreich in der Schlussphase auch immer wieder zu Chancen kam.

Fazit:

Österreich hatte einen passenden Matchplan und führte diesen gut aus, hatte zudem auch das nötige Glück auf seiner Seite. Das 4-4-2 wurde mit dem 5-4-1 abgewechselt, welches sogar klar überwog. Dieses 5-4-1-Abwehrpressing war sehr unangenehm zu bespielen und Österreich stand sehr gut, konnte aber auch keine gefährliche Konter setzen oder den Ball über längeren Zeitraum sichern. Mit dieser Ausrichtung war es sehr schwierig selber ein Tor zu erzielen, was Lisa Makas nach einem Einwurf glücklicherweise gelang. Durch die starke Defensivleistung bekam Österreich gegen die klar favorisierten und individuell überlegenen Französinnen ebenfalls nur aus einem Standard einen Gegentreffer und erkämpften sich dadurch einen verdient Punkt.

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