Taktik-Analyse: Salzburg variantenreich, aber zu ausrechenbar (2)

Red Bull Salzburg startet mit einem 1:1 in Portugal gegen Vitória Guimarães in die Europa League-Gruppenphase. Die Bullen waren überlegen, variantenreich, aber doch leicht zu knacken. Von David Goigitzer

Lange Zeit waren die Salzburger die dominantere Mannschaft, hatten vor allem mehr vom Ballbesitz. Drückend überlegen war man jedoch nicht, nur stückweise fand man die gewünschten Kombinationen im Zwischenlinienraum über Wolf, Dabbur und Gulbrandsen. Dies lag zum einen am guten Pressing der Portugiesen, zum anderen auch am Fehlen von Yabo, Rzatkowski und Minamino. Vor allem Yabo zeigte gute Leistungen und findet immer wieder Anbindung an seine Mitspieler nach vorne, initiiert so direkte, schnelle Kombinationen. Diese fehlten wie gesagt, zwar nicht gänzlich, jedoch konnte man kaum Durchschlagskraft durchs Zentrum oder die Halbräume generieren. Bisweilen gab es Flügelangriffe, die Hereingaben konnten die Portugiesen jedoch gut abwehren.

Nach 20 Minuten erzielte Guimaraes jedoch die Führung: Nach einem indirekten Freistoß stieg Kapitän Pedrao am höchsten zur Flanke, Miranda hatte sich vollends nur am Gegenspieler orientiert und war somit im Timing zum Ball so schlecht, dass er nicht mal springen und seinen Gegenspieler am Kopfball stören konnte. Diese Führung kam den klug verteidigenden Hausherren natürlich entgegen, die vor allem auf Salzburgs rechter Seite Progressionen gut abwehren konnten. Mit kluger Deckungsschattennutzung und Anlaufen auf dem Ball in Bogenläufen zwangen die Portugiesen Lainer immer wieder zum Rückpass. Aus diesen Situationen hatten die Salzburger jedoch vielversprechende Angriffe, wenn man schnell genug auf Ulmer verlagerte, und dieser den kurzzeitig offenen Raum mit Berisha und Dabbur bespielen konnte.

 

Salzburg kann ausgleichen

Der Ausgleich kurz vor der Halbzeit fiel jedoch nach einer abgewehrten Ecke: Salzburgs Ecke von links wurde geklärt, Samassekou fing den Ball ab. Die Portugiesen waren schnell aufgerückt, reagierten nicht schnell genug darauf, dass kein Druck auf den Ball ausgeübt wurde und hielten die Linie. Berisha erkannte die Situation und sprintete mit etwas Anlauf in die Tiefe, Samassekou chippte den Ball über die portugiesische Verteidigung. Im Rutschen konnte Berisha den Ball im Tor unterbringen.

 

Mit kluger Deckungsschattennutzung und Anlaufen auf dem Ball in Bogenläufen zwangen die Portugiesen Lainer immer wieder zum Rückpass

Clevere Portugiesen

Die Geschichte des zweiten Durchgangs ist schnell erzählt. Die Partie wurde immer zerfahrener, durch viele Fouls wurde das Spiel unterbrochen. Dies geschah vor allem aufgrund der guten Gegenpressingstruktur von Salzburg, aber auch den guten und cleveren Dribblern der Portugiesen, die weiterhin mehr und mehr Fouls und das Spiel in die Länge zu ziehen wussten. Die risikoarmen, jedoch gut ausgeführten Kombinationen und Dribblings am Flügel halfen den Portugiesen auch immer wieder zu Durchbrüchen, wenngleich diese meist recht weit vom Strafraum entstanden und so relativ leicht von der Salzburger Verteidigung abzuwehren waren.

Breitere Achter im Ballbesitzspiel, vor allem auf links, schienen gut für die Salzburger im Angriffsspiel zu funktionieren. Im Endeffekt fehlte jedoch die generelle Durchschlagskraft, um gute Chancen noch herauszuspielen, weshalb es beim 1:1 blieb.

 

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