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Taktik-Analyse: Juventus tappt in Barcelonas Falle

Lionel Messi glänzt gegen Juventus Turin mit zwei Toren. Um das zu tun, lieferte der FC Barcelona eine feine taktische Leistung ab. Von David Goigitzer

So lief die erste Halbzeit

Barca hatte deutlich mehr Ballbesitz, hatte auch den Großteil der eigenen Spieler in des Gegners Hälfte platziert. Durchbrüche kamen jedoch nur selten vor, die kompakte Abwehr der Italiener ließ kaum Zuspiele in zentrale Zonen vor dem Strafraum zu. Und selbst wenn diese gelangen, war der Druck auf den Ballführenden so hoch, dass dieser dann nur einen sicheren Pass, auf den nur selten eine dynamische Aktion folgte, zurück spielen konnte oder sogar den Ball verlor. Das Gegenpressing der Katalenen funktionierte dahingehend gut genug, dass die italienischen Angriffe nur selten sehr große Gefahr ausstrahlten, dennoch kamen die Gäste immer wieder weit nach vorne und konnten mehrere Pässe in Folge spielen, was auf Dauer sehr ermüdend für den FC Barcelona werden würde. Ballgewinne in den ersten Gegenpressingphasen gab es sowieso selten zu verzeichnen. Diese hätten wohl für vielversprechende Angriffe sorgen können, da man mit Suárez, Messi und Démbélé hervorragende Spieler für Konter hat.

Als Mittel gegen die kompakte Verteidigung von Juventus versuchte man es mit tieferer Zirkulation, um die in schwarz-weiß gekleideten Gäste anzulocken und die Räume, die sich durch die höchstens an der Mittellinie positionierten Viererkette und den Mannorientierungen von Pjanic und Matuidi an den Achtern ergaben auszunützen. Mit einem Chipball von Piqué auf Démbélé, der sich in diesen offenen Raum vor der Viererkette fallen ließ, und Messi, der aus tieferer Position in jenen hineinstartete und die Ablage des Neuzugangs erhielt, kreierte man sogleich einen Schnellangriff im 3v4 mit Messi, Démbélé und Suárez, aus dem das 1:0 der Katalanen fiel. Bis dahin waren die Norditaliener der Führung noch näher gewesen. Die direkten Angriffe Juventus‘ wusste man lange Zeit nicht zu managen. Auffallend war, dass jene oft übers Zentrum ausgetragen werden konnten und so einen hohen Grad an Gefährlichkeit hatten. Auch Barca agierte mit Mannorientierungen im Mittelfeld und ließ daher zu bespielende Räume, die Pjanic stets erkannte und seine in diese Räume sich bewegenden Mitspieler mit Pässen bediente.

"Nach tiefem Ballgewinn kombinierten und wanden sich Busquets und Iniesta mithilfe ihrer herausragenden Pressingresistenz aus dem schlecht abgesicherten Gegenpressing Juves." - Barca erinnert an alte Zeiten

Im zweiten Durchagng tappt Juve in die Falle

Die ersten zehn Minuten des zweiten Durchgangs waren von höherer Direktheit geprägt, vor allem Barca versuchte mit direkterem Spiel Richtung Messi den Turinern Zeit zum Organisieren zu nehmen. Diese wenigen Meter Platz, die man dadurch generiert, reichen Messi schon oftmals für zerstörerische Dribblings, wie sich dann auch in Minute 56 zeigte, als er einen Angriff durch den rechten Halbraum mit einem Schuss abschloss. Jener Schuss wurde geblockt, fiel jedoch vor die Füße von Rakitic, der zum 2:0 einschoss. Diese erhöhte Führung hatte natürlich den perfekten Effekt für Barca. Das zuvor so gut funktionierende Heranlocken des Turiner Pressings und das darauffolgende bespielen von Räumen mit der Hilfe von ter Stegen, Busquets und Iniesta konnte nun öfter forciert werden, da Juventus nun im Pressing früher attackierte. In Minute 68 erhöhte Barca auf 3:0. Nach tiefem Ballgewinn kombinierten und wanden sich Busquets und Iniesta mithilfe ihrer herausragenden Pressingresistenz aus dem schlecht abgesicherten Gegenpressing Juves. Iniesta gab dann ab zu Messi, der mit hohem Tempo auf die gegnerische Viererkette zudribbeln und kurz vor der Strafraumgrenze einen Schuss ins rechte Eck abgab. Juventus‘ Viererkette verhielt sich schon zuvor zu passiv im Herausrücken, wenn sie dies überhaupt taten. Der Suárez und Démbélé banden die komplette Viererkette und befreiten Messi davor, auf den sich niemand herauszurücken wagte. Diese Szene erinnerte an die glorreichen Zeiten unter Pep Guardiola, als Villa und Pedro herausragende Arbeit im Binden der gegnerischen Abwehrketten verrichteten. 3:0 war dann auch der Endstand der Partie.

 

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