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Youth League: Salzburger Pressing sichert Dominanzzeiten gegen Barcelona (3)

Die Salzburger U19, die es in der Form gar nicht wirklich gibt, zeigte unter Trainerteam Rose/Maric starke Leistungen, schlug PSG, Atletico Madrid und Manchester City. Nun setzte man sich im Halbfinale auch gegen den FC Barcelona durch. Eine Taktik-Analyse von David Goigitzer

Salzburg mit wenig, jedoch kontrolliertem Ballbesitz

Die Salzburger hatten keine allzu langen Ballbesitzphasen. Dies lag nicht unbedingt am spielerischen Unvermögen, sondern an einigen anderen Faktoren. Zum einen fehlt die gemeinsame Trainingszeit, da es in Österreich ja keine U19 gibt, man somit eine Misch-Mannschat aus U18 und Liefering Spielern hat. Gut strukturiertes Ballbesitzspiel erfordert viel gemeinsames Training. Zudem agierte man gegen Barcelona wohl beabsichtigt deutlich vertikaler, auch mit hohen Bällen.  Man versuchte die fehlende vertikale Kompaktheit der Katalanen zu nutzen, immer wieder wurden Chipbälle in den Raum vor die letzte Linie gespielt, die dann entweder kontrolliert oder abgespielt werden konnten, oder der zweite Ball wurde attackiert. So schaffte man es bisweilen sich Schritt für Schritt nach vorne zu arbeiten, wo man dann im letzten Drittel mit den breiter agierenden Halbraumstürmern die Tiefe bespielen wollte. Wolf, Berisha und Meister bewegten sich klug un konnten vor allem nach höheren Ballgewinnen für Gefahr sorgen.

 

Salzburgs zweite Option nach misslungen Pässen in die Tiefe ist dann auch immer gleich das Gegenpressing, welches so meisterhaft praktiziert wird. Im Kollektiv antizipieren die Spieler Ballverlustsituationen, um dynamisch darauf reagieren zu können. So werden nicht nur Konter verhindert, sondern auch immer wieder zumindest Halbchancen erzeugt. In der vorher bereits erwähnten bis dahin besten Phase, also den letzten zehn Minuten der ersten Halbzeit, schafften die Salzburger erfolgsstabil die Mannorientierungen Barcelonas zu bespielen. Vor allem Meisl zeigte einige starke Vertikalbälle zu sich gut lösenden Mitspielern. Die hohe Vertikalität und Diagonalität der Salzburger im Ballbesitz, gepaart mit guter technischer Ausführung, bereitete dem FC Barcelona starke Probleme. Die Katalanen hatten durchaus Glück, nicht gegen Ende der Halbzeit den Ausgleich zu bekommen.

 

Die zweite Halbzeit

Die Katalanen hatten in der Halbzeit etwas angepasst, Cucu spielte nun tiefer, man agierte in einer Art verschobenen Viererkette. Davor spielte man nun mit einer situativen Doppelsechs, insgesamt kann man die Anpassung wohl als 3-1-3-1-2 betrachten, was aber auch immer wieder in ein 4-2-3-1 überging. Diese Anpassung schien jedoch nicht wirklich positive Wirkungen zu erzeugen, die Salzburger fanden zu Beginn der zweiten Halbzeit immer wieder optimalen Zugriff auf die erste Linie. Die Asymmetrie in der Aufbaureihe war eher negativ zu beurteilen. Zu groß waren die Abstände auf den nun höher agierenden Montes, sowie auch zum tiefer positionierten Cucu. So konnte die Salzburger Doppelspitze immer wieder einfach Passwege abschneiden, während Wolf durch die Mitte, den Sechser in den Deckungsschatten stellend, Druck erzeugte. Immer mehr suchten die Katalanen ihr Heil in hohen Bällen entlang der Flügel, weil schlicht und einfach keine anderen Optionen existent waren. Eine weitere Anpassung auf 3-2-4-1-0 (also mit falschem Neuner), half doch deutlich, man kreierte mehr Optionen und konnte sich wieder stabiler aus dem Pressing lösen. Die Salzburger schienen nach den ersten 10 Minuten der zweiten Halbzeit auch einen Gang zurück geschalten zu haben. Man kann die Vermutung haben, dass dies aufgrund der Belastungssteuerung war, um gegen Ende des Spiels fit zu sein, sowie auch für das mögliche Finale. Situativ drehte man die Intensität wieder hoch, vor allem wenn ein Ballgewinn in Aussicht stand. Die vorhandene Fitness der Salzburger war hierbei beeindruckend zu sehen, da man im Kollektiv stets den Gegner ansprintete und zu langen Bällen zwang.

 

Das Pressing war es auch, welches den Salzburgern den Ausgleich brachte. Ein kurz abgespielter Abstoß wurde zum Torhüter zurück gespielt. Dieser spielte einen Fehlpass zu Hannes Wolf, der aus 18 Metern ins vom Tormann verlassene Tor traf. Verteidiger und Torwart kamen zu spät, um den Ball noch vor der Linie zu retten. Von da an konnten die Salzburger ihre Dominanz erhöhen. Zum einen zeigten die klug gespielten hohen Bälle immer wieder passende Wirkung. Konnte der Ball nicht fest gemacht werden, konnte man immer wieder gegen pressen und Ballverluste der Katalanen erzwingen. Der für Meister eingewechselte Patson bewegte sich klug und viel, konnte im Pressing neue Dynamik bringen und auch mit Tiefenläufen immer wieder die Hintermannschaft des FC Barcelona bedrohen. Die zunehmend an Kompaktheit verlierenden Blaugrana kamen mit den  diagonalen Läufen der Salzburger Stürmer überhaupt nicht zurecht, mussten immer wieder hinter her sprinten. Die Angriffe versandeten zunehmend, da man die falschen Entscheidungen im Ballbesitz traf, mit zu wenig Unterstützung Konter suchte und im kontinuierlichen Ballbesitz zu wenig Optionen fand. Die Taktung der Schüsse Salzburgs erhöhte sich, die Jungbullen waren nun deutlich überlegen. Man erzwang immer wieder Ballverluste des FC Barcelona, die dauernd den Ball hoch und weit schlugen. Folgerichtig kam man dann auch zum 2:1. Nach starker, doppelter Halbraumverlagerung fand man die Lücke halbrechts und auch Hannes Wolf, dessen Stanglpass der eingewechselte Patson zum 2:1 Endstand verwertete. Die doppelte Verlagerung führte zu Orientierungswechseln der Katalanen, die diese nicht mit adäquatem Verschieben und Kompaktheit verbinden konnten, sodass Wolf schlussendlich allein vors Tor kam.

Abbildung 3: Die Halbraumverlagerung auf Haidara macht Berisha durch einen raumschaffenden Lauf effektiver.

Abbildung 4: Haidara findet mit einem tollen Diagonalball den Raum und Wolf. Unkompaktes Verschieben und Probleme in der Orientierung beim FC Barcelona kreeieren diesen Raum.

Fazit

Die Salzburger zeigten eine starke Leistung. Ihr Pressing in Phasen brachte ihnen gezielte Dominanzzeiten, während sie in der restlichen Zeit ihr Tor mit passendem Abstand stark verteidigen konnten. Zwar hatte der FC Barcelona vor allem in der ersten Halbzeit immer wieder Mittel, um das Pressing auszuspielen. Jedoch kam man kaum in Strafraumnähe. Im Ballbesitz agierten die Salzburger klug, wenngleich nicht dominant. Dies schien jedoch ohnehin nicht die Absicht gewesen zu sein.

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