Foto: © GEPA Taktik

Mit taktischer Variabilität zum Youth-League-Sieg (2)

Red Bull Salzburg holte sich mit einem 2:1-Sieg gegen Benfica Lissabon den Youth-League-Sieg. Das Team von Marco Rose zeichnete sich in dieser Saison vor allem durch eine unglaublich hohe taktische Variabilität aus. Eine Taktik-Analyse von David Goigitzer

Benfica mit leichten Vorteilen in Durchgang eins

Salzburg hatte von Beginn an keine große Not mit hoher Intensität pressen zu müssen. Zustellen der Innenverteidiger oder Sechser reichte meist schon zu hohen Bällen Benficas, die ja sowieso fokussiert wurden. In einem wie bereits erwähnt an Umschaltsituationen reichem Spiel waren die Salzburger sauberer strukturiert im Ballbesitz, sowie generell gewillter das Spielgerät flach durch die eigenen Reihen zirkulieren zu lassen. Die Direktheit darin wurde immer wieder klug gewählt, man übertrieb es nicht mit Vertikalbällen, sondern bereitete diese immer wieder gut durch Verlagerungen, Horizontalpässe oder sogar Rückpässe vor, nutzte dann Direktpässe um Rhythmuswechsel zu erzeugen. So kam man zu Beginn auch zu guten Annäherungen an das gegnerische Tor und feuerte einige Schüsse ab, wenngleich nichts von zwingender Natur war.

 

In der Defensive hatte man deutlich mehr Probleme als noch gegen den FC Barcelona, was überraschend klingen mag. Die hohe Direktheit von Benfica gepaarte mit den sehr starken Flügelspielern, schaffte es jedoch einige Male mit Schnellangriffen oder Kontern nach Sieg in Kämpfen um den zweiten Ball Torchancen herauszuspielen. In Minute 28 gingen die Portugiesen dann nach einer Freistoßflanke in Führung. Nach einem Einwurf wurde der Kampf um den zweiten Ball durch die physisch starken Sechser gewonnen. Gomes zog mit starker Ballsicherheit im Flügel ein Foul, aus dem folgenden Freistoß köpfte dann der gerade noch zuvor gefoulte das 1:0.

 

Nach diesem Tor erhöhte sich das Tempo der Partie um einiges, die Portugiesen ließen nun mehr Konter zu. Durch Vertikalpässe von Meisl wurde Hannes Wolf ein, zwei Mal stark frei gespielt und konnte auf die Abwehr zu laufen. Die Strafraumverteidigung Benficas war aber sehr konsequent, Pässe auf Berisha und Meister waren nur schwer möglich, zudem wurde Wolf immer wieder passend attackiert und der Ball abgenommen. Fehlende Unterstützung bei diesen Kontern, sowie eine teils zu flache Staffelung in der letzten Linie taten ihr Übriges. Die beiden Mannschaften gingen mit einem Halbzeitstand von 1:0 für Benfica in die Kabinen.

 

Durch Ballbesitz dominant 

Gleich nach der Pause wurde Salzburg deutlich dominanter, wie auch stabiler im Ballbesitz. Das tiefe 4-4-1-1 Mittelfeldpressing der Portugiesen wurde zusehends zurück gedrängt. Die beiden Salzburger Innenverteidiger dribbelten immer wieder die Halbräume an und somit an den Stürmern vorbei. Gorzel wurde auf der Sechs immer vom ballfernen Stürmer gedeckt, während die andere Spitze die Verlagerung zum anderen Innenverteidiger zustellte, jedoch aus dieser Position den Ballführenden nicht attackierte, was eben jenem Zeit zum Dribbeln gab. Die portugiesischen Mittelfeldspieler blieben passiv in ihrer Viererkette, weshalb das Andribbeln so erfolgreich war. Die sehr hoch agierenden Außenverteidiger halfen dabei diese Mittelfeldreihe zu binden. Wenngleich die Portugiesen in Raumdeckung agierten, mussten sie dennoch Acht geben auf die im Rücken der Flügelstürmer positionierten Außenverteidiger. Zudem stellten die Achter im Halbraum, sowie die etwas breit agierenden Stürmer ein Zuordnungsprobleme her. So konnte man aus dem Andribbeln immer wieder Chipbälle in die Flügelräume spielen, die die hohen Außenverteidiger erreichen konnten. Von dort wurden notfalls Flanken geschlagen, im Idealfall brach man aber mit einem Dribbling bis zur Grundlinie durch und brachte eine flache Hereingabe in den Strafraum. Dieser erhöhte Druck kulminierte schlussendlich im Ausgleich. Nach einem simplen Durchbruch auf dem linken Flügel wurde eine Flanke in den portugiesischen Strafraum geschlagen, die zur Ecke abgewehrt wurde. Der eingewechselte Patson köpfte diese Ecke zum 1:1 in der 72. Minute ein.

 

Durch die starken Verbindungen im Ballbesitz und das Zurückdrängen des portugiesischen Defensivblocks hatten die Salzburger nun viel besseren Zugriff im Gegenpressing, was den Druck auf Benfica und die Dominanz der Jungbullen weiter erhöhte, sie zudem für kurze, intensivere Pressingphasen rasten ließ. Ballgewinne wurden nun viel früher als noch zuvor erzielt, wo die Portugiesen sich noch oft befreien konnten. Nun wurden sie aber müde, die Exekution sowie die Entscheidungen schlechter. Die Salzburger konnten nun auch besser Konter fahren. Einer dieser Konter führte auch zum 2:1 durch Schmidt in Minute 75. Nach einem Ballgewinn am eigenen Sechzehner brauchte man nur 19 Sekunden um das Tor zu erzielen. Wie auch gegen Barcelona sorgte ein diagonales Dribbling von rechts mit anschließendem Pass nach innen für einen Orientierungswechsel des Gegners. In diesen Orientierungswechsel startete Wolf in den geöffneten Raum, brachte eine flachen Pass in den Strafraum, wo Alexander Schmidt den Ball ins Netz schoss. Die restlichen 15 Minuten versuchte Benfica zwar durch höheres Pressing und erhöhter Vertikalität den Ausgleich zu erzielen, jedoch schaffte es Salzburg immer wieder das unkompakte Pressing zu überspielen und Entlastungskonter zu fahren. Zudem griff das Pressing wie immer ausgezeichnet, weshalb die Jungbullen das 2:1 über die Zeit bringen konnten.

Abbildung 3: Ein invereses Dribbling ins Zentrum zieht die Orientierung der Benfica Verteidiger auf sich.

Abbildung 4: Dies nutzt Wolf und stiehlt sich im Rücken der Defensive davon, um dann den Pass aus dem Zentrum in die Tiefe zu bekommen und von dort das Assist zum 2:1 zu geben.

Fazit

Der Sieg der Mannschaft vom Trainerteam Rose/Maric ist aufgrund mehrerer Faktoren beeindruckend. Zum einen gibt es keine U19 in Österreich, weshalb das Team sehr selten miteinander trainierte, oftmals nur ein zusätzliches Training neben dem Abschlusstraining. Zum anderen besiegte man reihenweise europäische Größen: Manchester City, PSG, Atletico Madrid, FC Barcelona und im Finale Benfica. Man war stets auf den Gegner vorbereitet und wusste sich anzupassen. Sehr prägnant war auch, dass Salzburg auf mehrere Weisen den Gegner beherrschen kann. Gegen City und Barcelona dominierte man ohne Ball, ließ kaum Torchancen zu. Barcelona konnte gar nur 4 Schüsse in 93 Minuten verzeichnen. Gegen PSG nutzte man offen gelassene Räume durch Schnellangriffe eiskalt aus, während man in der zweiten Halbzeit gegen Benfica durch kontinuierlichen Spielaufbau den Gegner in seiner eigenen Hälfte einschnürte. Man mag von Red Bull Salzburg als Verein halten was man will, aber in der Jugendarbeit besteht unheimlich viel Potential, das nicht verschmäht werden sollte.

Die Bullen-Party gegen Benfica

Schon gelesen?