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Klaus Schmidt: „Das ist die größte Kunst und die größte Magie“

Klaus Schmidt hatte Blau-Weiss Linz als Tabellenletzter der Ersten Liga im Oktober des Vorjahres übernommen. Ein knappes halbes Jahr später findet sich die Mannschaft erstmals auf einem Nicht-Abstiegsrang wieder. Im Interview mit 90minuten.at spricht Schmidt über den aktuellen Erfolgslauf, seine Philosophie als Trainer und auch das anstehende Spiel gegen Kapfenberg. Das Gespräch führte Stefan Berndl.

Teil 3 des Interviews mit Klaus Schmidt (Hier geht es zu Teil 2)

 

90minuten.at: Werfen wir noch einen weiteren Blick zurück, in die nähere Vergangenheit. Das Ende bei Wacker Innsbruck vor knapp einem Jahr kam für Sie ja sehr überraschend. Welche Lehren haben Sie aus dieser Zeit gezogen?

Schmidt: Die Lehren waren die, dass man immer auf der Hut sein muss, dass man von einem Tag auf den anderen eine Persona non grata in einem Verein sein kann. Wenn man noch ein, zwei Wochen vorher glaubt, man kann sich auf eine Saison vorbereiten. Als Trainer entwickelt man sich natürlich jeden Tag weiter und versucht sich in den Spiegel zu schauen und zu sagen, ob man einen guten Job gemacht hat. Das habe ich in Innsbruck natürlich auch gemacht. Ich versuche jetzt einfach die Dinge besser zu machen, wenn auch nicht unbedingt anders. 

 

90minuten.at: Die Trainerarbeit wird ja in den Medien immer öfter bis ins letzte Detail analysiert, den Trainern wird also sehr genau auf die Finger geschaut. Was halten Sie von dieser Entwicklung?

Schmidt: Den Trainer, der 1,5 Stunden vor dem Training in die Kabine kommt und eine Stunde später wieder heimgeht, den gibt es im Profi-Bereich nicht mehr. Es hat sich schon sehr weiterentwickelt diese Geschichte. Das geht natürlich auch mit Gegneranalysen einher, das ist ein absolutes Maß. Deswegen muss man sagen, dass das eine absolute Normalität in dem Geschäft ist. Sonst hat man glaube ich in diesem Pool an Trainern, in diesem Geschäft keine lange Halbwertszeit. Dann kann es bald einmal aus sein. Für mich ist das also ein absolutes Maß. Der eine macht es vielleicht ein wenig genauer, der andere weniger. Aber man muss sich sehr intensiv mit allem auseinandersetzen, weil auch die Mannschaft das einfordert. Das Team setzt ja auch voraus, dass man gut auf ein Spiel vorbereitet ist. Das ist meiner Ansicht nach eine Notwendigkeit.

 

90minuten.at: Ihr Vertrag läuft bis zum Ende der Saison. Haben Sie zum jetzigen Zeitpunkt vor zu verlängern?

Schmidt: Mein Plan geht mal soweit, dass ich mit dem Team die Liga erhalten möchte. Und dann unterhalten wir uns weiter.

 

90minuten.at: Das ist also sehr davon abhängig, ob der Klassenerhalt gelingt, oder nicht?

Schmidt: Ja, natürlich. Das hat aber auch damit zu tun, dass ich mich momentan sehr, sehr auf den Job hier konzentriere. Wir wollen die Liga erhalten. Und das kostet viel Energie. Und wenn ich mich jetzt damit beschäftige, was in zwei, drei Monaten passiert, dann kann es leicht sein, dass man den Fokus verliert. Das ist in der derzeitigen Situation nicht gut. 

Deine Stimme zählt: Wird BW Linz die Klasse halten?

 

90minuten.at: Wie sehen dann Ihre langfristigen Ziele aus? Inwieweit ist auch die Bundesliga ein Ziel?

Schmidt: Jeder Profi-Trainer will sich einfach weiterentwickeln, auch bei seinem Job. Also nicht nur in seiner Persönlichkeit und Trainerarbeit, sondern auch insoweit, in andere Ligen zu kommen. Es wäre also großartig, wenn ich den nächsten Schritt machen könnte. Aber das kann man nicht erzwingen, das muss passieren. Dort, wo ich gefragt bin und glaube, dass ich meinen Job gut machen kann, dort mache ich das so gut ich kann. In welcher Liga das ist, ist dann zweitrangig. Das kann man nicht erzwingen, sondern muss passieren.

"„Es wäre also großartig, wenn ich den nächsten Schritt machen könnte.“" - Klaus Schmidt

 

90minuten.at: Sie haben es bereits angesprochen, die Trainertätigkeit ist eine sehr umfangreiche und vor allem auch zeitintensive. Inwiefern schaffen Sie es dann auch abzuschalten, oder beschäftigt man sich rund um die Uhr mit Fußball?

Schmidt: Ich versuche mir schon gewisse Auszeiten zu nehmen. Das ist unbedingt notwendig. Ich habe hier die Situation, dass meine Familie Zuhause ist und nicht bei mir. Das heißt ich versuche am Wochenende, wenn ich nachhause komme, so gut es geht abzuschalten. Das heißt aber nicht, dass ich dann am Sonntag null Fußball schaue. Aber es gibt schon die Zeiten, die ich mit der Familie habe, die sind mir wichtig. Leider setze ich mich momentan immer seltener aufs Mountainbike, was für mich die nächste Abwechslung ist. Das ist mir auch wichtig, das mache ich auch vor jedem Spiel. Dass ich mich zwei, drei Stunden auf das Rad setze und wenn es geht auch am Wochenende. Aber Linz ist nicht unbedingt der Nabel der Mountainbike-Welt (lacht). 

 

90minuten.at: Nun wartet das nächste Spiel gegen Kapfenberg. Mit welchen Erwartungen gehen Sie in diese Partie?

Schmidt: Ich erwarte mir einen Gegner, der unheimlich giftig ist, der Rückschläge wegsteckt. Wie jetzt etwa den Sechs-Punkte-Abzug, als man danach gegen den LASK einen Rückstand umdrehte. Die Mannschaft wird also bereit sein, alles zu geben. Das macht es natürlich spannend. Und ich erwarte mir, dass wir dort anschließen können, wo wir aufgehört haben. Aber Kapfenberg ist sicher kein Gegner, den wir nur annähernd unterschätzen dürfen. Wenn wir ungeschlagen bleiben haben wir schon viel richtiggemacht.

 

90minuten.at: Das letzte Aufeinandertreffen endete mit 2:2. Kann man aus diesem Spiel Lehren ziehen, oder ist das eine gänzlich neue Situation?

Schmidt: Die Situation ist nicht anders, als im Herbst. Wir wissen, die Spielanlage von Kapfenberg hat sich in der letzten Zeit nicht großartig geändert. Wir sind ganz gut vorbereitet. Ob wir dann das auch umsetzen können, wird man sehen. Wir gehen vielleicht mit einem Ticken mehr Selbstvertrauen in dieses Spiel. Aber mit dem allein gewinnt man auch noch keine Partie. 

Danke für das Gespräch!

 

>>> Admiras Amir Shapourzadeh im 90minuten.at-Interview: „Geknebelt wird keiner bei uns“

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