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Amir Shapourzadeh: „Geknebelt wird keiner bei uns“

Admira-Manager Amir Shapourzadeh im 90minuten.at-Interview über die Causa "Lederer", ob Admira eine Art Mini Red Bull wird und welche Rolle die Südstädter künftig einnehmen wollen.

90minuten.at: Die Planungen für die kommende Saison sind ja bereits im Gange. Ist hier zu erwarten, dass es ein reges Treiben zwischen Admira und Würzburg geben wird?

Shapourzadeh: Das kann einmal passieren, aber ein reges Treiben denke ich nicht. Wir wollen keine großen Veränderungen im Team vornehmen. Wir haben ein charakterlich gutes Team, auf und außerhalb des Platzes.

 

90minuten.at: Das heißt, man wird nicht in Red-Bull-Dimensionen vorstoßen, wo es einige Transfers in kurzer Zeit zwischen Salzburg und RB Leipzig gegeben hat?

Shapourzadeh: Ich kann die Anzahl nicht voraussagen, es kann, wie schon erwähnt, den einen oder anderen Transfer geben. Im Großen und Ganzen wird es aber nicht viele geben.

 

90minuten.at: Ernst Baumeister hat uns nach der Entscheidung für Damir Buric im 90minuten.at-Interview gesagt: 'Mir ist kein Trainer eingefallen, dann habe ich Manager Amir Shapourzadeh gefragt'. Ist das nicht ein Mangel an sportlicher Kompetenz?

Shapourzadeh: Das denke ich überhaupt nicht, dass es an sportlicher Kompetenz mangelt. Im Gegenteil. Ich bin froh, dass der Ernst da ist. Er ist routiniert, und passt auch menschlich gut zur Admira. Ich bin froh, dass ich an seiner Seite arbeiten darf und das eine oder andere lerne. Die Veränderungen bei der Admira kamen sehr kurzfristig, da hatte keiner einen Joker in der Tasche. Wir haben uns dann ausgetauscht und beide unsere Ideen eingebracht, bevor wir dann gemeinsam eine Entscheidung getroffen haben.

"Würzburg-Loyal oder Flyeralarm-Loyal – ich habe auch noch bei anderen Vereinen gespielt." - Amir Shapourzadeh

90minuten.at: Haben Sie eine Würzburg-Loyale Entscheidung getroffen? Sehen Sie sich mit ihrer gesamten Vergangenheit als  Würzburg/Flyeralarm-Loyaler Manager bei der Admira?

Shapourzadeh: Würzburg-Loyal oder Flyeralarm-Loyal – ich habe auch noch bei anderen Vereinen gespielt. Ich hatte eine schöne Zeit dort. Wir haben einiges erreicht dort als Team. Ich bin froh, ein Teil dieses Teams gewesen zu sein. Die Konstellation mit Flyeralarm und Würzburg ist nun mal so und es hat mich gefreut, dass mir dieser Job angeboten wurde. Das ist immer ein Geben und Nehmen. Ich habe den Würzburgern und Flyeralarm viel zu verdanken. Ich versuche das zurückzuzahlen. Aber klar ist auch: Alle Entscheidungen die ich hier treffe, sollen vor allem der Admira und einer guten Zukunft für den Verein dienen.

 

90minuten.at: Und wenn Würzburg einen bestimmten Spielertyp sucht, klingelt dann Ihr Handy zuerst?

Shapourzadeh: Das kann sein, wir sind ständig im Austausch. Man unterhält sich über Spieler. Aber nochmal: Wir werden niemanden zwingen können, zu wechseln. Wir sind eine große Familie. Meinen Spielerpass gibt es bei  Würzburg übrigens auch noch.

90minuten.at: Planen Sie etwa ein Comeback bei der Admira?

Shapourzadeh: Nein. (schmunzelt)

 

90minuten.at: Wie sieht die Zusammenarbeit mit Sportdirektor Ernst Baumeister konkret aus. Irgendwie überschneiden sich die Aufgabengebiete von Ihnen und Baumeister doch stark. Gibt es hier zwei Jobs für eine Aufgabe?

Shapourzadeh: Nein. Ich bin generell auch für andere Themen zuständig, auch im nicht-sportlichen Bereich. Dort, wo wir thematisch Gemeinsamkeiten haben, sprechen wir sehr viel und entscheiden dann auch gemeinsam.

 

90minuten.at: Welche sportliche Philosophie soll der Klub unter Ihrer Führung verfolgen?

Shapourzadeh: Die Philosophie im Allgemeinen ist, dass wir ein großes Augenmerk auf die Akademie setzen. Im Fußball muss man aber recht flexibel sein, ein Spieler sollte mehrere Positionen spielen können...

 

90minuten.at: … ich frage aus deshalb, weil bei vielen Klubs die Philosophie dann immer aktuell jene ist, die der Trainer gerade verfolgt. Damir Buric wurde geholt, weil er wie spielen lässt?

Shapourzadeh: Weil er menschlich zu uns passt und sehr akribisch ist. Er hat die Freiburger Schule damals aufgebaut und war mit Hajduk Split sehr erfolgreich mit einem jungen Team. Wir wollten auch neue Reize setzen und sind absolut von ihm überzeugt.

 

90minuten.at: Aber für welches Spiel soll die Admira künftig stehen?

Shapourzadeh: Da muss man flexibel sein, das richtet sich nach dem Gegner und man muss variabel agieren. Wichtig ist, dass wir Mentalitätsspieler haben. Ich sage immer, Mentalität schlägt Qualität. Wir legen daher nicht nur ausschließlich auf das Fußballerische Wert.

 

90minuten.at: Geht das ein bisschen konkreter? Wie soll die Admira künftig sportlich auftreten?

Shapourzadeh: Wir möchten weiterhin auf unsere gute Nachwuchsarbeit bauen, unsere Talente gut ausbilden, sodass die Möglichkeit haben, hier bei uns in der Bundesliga spielen. Wir haben 50-60% Eigenbauspieler in unserer Mannschaft. Nichts desto trotz können wir künftig auch ein paar externe Spieler holen. Wir wollen auf jeden Fall nicht mehr Jahr für Jahr gegen den Abstieg spielen. Wir werden uns weiter professionalisieren aber weiterhin ein familiärer Verein bleiben.

 

Das neue Logo ist bereits am Stadion angebracht.

90minuten.at: Die Admira hat in den vergangenen 20 Jahren viel erlebt, angefangen über Europa-Cup bis hin zu Abstieg und Wiederaufstieg. Wo sieht man sich, speziell auch mit Blick auf die neue Liga mit 12 Vereinen?

Shapourzadeh: Auf Dauer schauen wir auf die ersten sechs Plätze. Wir wollen nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben, aber dennoch Talente fördern und in die erste Mannschaft einbauen. Den einen oder anderen  Großen wollen wir weiterhin ärgern.

 

90minuten.at: Sie haben vorher angedeutet, dass es künftig aber auch den einen oder anderen externen Spieler holen werden. Werden das dann eher Routiniers sein oder auch junge Spieler, die es zu entwickeln gilt?

Shapourzadeh: Sowohl als auch, das ist Positionsbedingt und kommt auch darauf an, was der Markt hergibt. Das Netzwerk ist jetzt jedenfalls größer, wir werden aber nicht verstärkt ins Ausland schauen …

 

90minuten.at: … auch nicht nach Würzburg?

Shapourzadeh: Das könnte schon sein, wenn es zum Beispiel in Würzburg einmal einen Spieler gibt, der gerade einen schweren Stand hat, dass er sich bei der Admira dann weiter entwickelt. Aber das ist alles Zukunftsmusik.

 

>>> Seite 3 – Shapourzadeh zur Causa Lederer: „Und wenn jetzt versucht wird, öffentlich Druck zu machen, dann bewirkt das bei uns das Gegenteil.“

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