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Klaus Schmidt: „Das ist die größte Kunst und die größte Magie“

Klaus Schmidt hatte Blau-Weiss Linz als Tabellenletzter der Ersten Liga im Oktober des Vorjahres übernommen. Ein knappes halbes Jahr später findet sich die Mannschaft erstmals auf einem Nicht-Abstiegsrang wieder. Im Interview mit 90minuten.at spricht Schmidt über den aktuellen Erfolgslauf, seine Philosophie als Trainer und auch das anstehende Spiel gegen Kapfenberg. Das Gespräch führte Stefan Berndl.

Interview mit Klaus Schmidt, Teil 2 (Hier geht es zu Teil 1)

 

90minuten.at: In welchen Bereichen sehen Sie dann aktuell noch den größten Verbesserungsbedarf? Nachdem die Offensive jetzt im Frühjahr deutlich besser zu funktionieren scheint.

Schmidt: Wir müssen Standards besser verteidigen, wir müssen unseren Spielaufbau noch verbessern. Es gibt überall Verbesserungsmöglichkeiten, sonst wären wir nicht Achter in der Tabelle. Deswegen muss man überall noch diese Punkte, Möglichkeiten suchen und sehen. Aber in erster Linie müssen wir schauen, dass wir so kompakt und so konstant bleiben, dass wir am 26. Mai über dem Strich sind. Und das geht in erster Linie mit Kompaktheit, mit Torgefahr, aber auch mit Einstellung und dem unbedingten Willen, das zu halten. Das ist die größte Kunst und die größte Magie, dass das so bleibt.

 

90minuten.at: Wie wichtig war dann gerade der letzte Sieg gegen Innsbruck, als die Mannschaft erstmals die Abstiegsränge verlassen hat?

Schmidt: Das werden wir erst sehen. Gegen Kapfenberg spielen wir das erste Mal über dem Strich. Bis jetzt kenne ich die Mannschaft nur, wie sie sich unter dem Strich präsentiert hat. Und da hat sie sich sehr gut präsentiert, das muss man auch so sagen. Gegen Kapfenberg bin ich eigentlich schon neugierig, wie das sein wird. Das kann ich Ihnen jetzt noch nicht sagen. 

 

Über das 4-4-1-1-System: "Der Vorteil ist natürlich, dass wir im Spiel gegen den Ball vielleicht noch eine Spur kompakter sind und dass der Spieler hinter der Spitze gewisse Freiheiten genießt"

90minuten.at: Kurz noch zum System. Sie lassen bevorzugt ein 4-4-1-1-System spielen. Wo sehen Sie hier die größten Vor-, aber auch vielleicht Nachteile im Spiel?

Schmidt: Ich habe eigentlich im ganzen Herbst mit einem 4-4-2 gespielt. Und im Laufe der Vorbereitung war es dann einfach so, dass wir in gewissen Trainingssequenzen, beziehungsweise Testspielen gesehen haben, dass wir auch mit einem 4-4-1-1 große Torgefahr ausstrahlen können. Deswegen habe ich mich dann dazu entschlossen, das so zu machen. Der Vorteil ist natürlich, dass wir im Spiel gegen den Ball vielleicht noch eine Spur kompakter sind und dass der Spieler hinter der Spitze gewisse Freiheiten genießt in der Offensive und vielleicht ein wenig schwerer zu verteidigen ist. Das sehe ich als Vorteil. Wenn ich hingegen zu viele Nachteile sehen würde, würde ich dieses System nicht spielen lassen. 

 

90minuten.at: Was ist Ihnen als Trainer generell wichtig, auf und abseits des Platzes?

Schmidt: Mein Credo ist, dass ich zuerst mit Menschen und dann erst mit Spielern zusammenarbeite. Mir ist der Mensch wichtiger als der Spieler. Das ist meine oberste Philosophie. Und ich muss gerne in die Arbeit gehen und der Spieler muss mir das auch zeigen. Dann ist der Grundstein für eine erfolgreiche Arbeit gelegt. Das versuche ich den Spielern zu vermitteln. Der Rest ist harte und ehrliche Arbeit. Das heißt um 8 Uhr ins Büro und um 20 Uhr nach Hause.

"Ich bin weit davon entfernt ihr "Haberer" zu sein, das will ich nicht. Das birgt dann die große Gefahr, eine gewisse Unfairness an den Tag zu legen." - Klaus Schmidt

90minuten.at: Wie würden Sie sich dann als Trainertyp beschreiben? Sind Sie eher der "Kumpeltyp", oder versuchen Sie schon zu Ihren Spielern eine gewisse Distanz zu halten?

Schmidt: Das eine kommt natürlich mit dem Alter, also der Altersunterschied zu den Spielern. Ich will schon immer eine gewisse Tuchfühlung zu den Spielern haben, weil das meiner Ansicht nach zu einer Trainermentalität dazu, die in der heutigen Zeit einfach erforderlich ist, aufgrund der Entwicklung der jungen Spieler. Deshalb muss man immer eine gewisse Tuchfühlung, Nähe zur Mannschaft haben. Aber: Ich bin weit davon entfernt ihr "Haberer" zu sein, das will ich nicht. Das birgt dann die große Gefahr, eine gewisse Unfairness an den Tag zu legen, dass sich der Trainer mit einem Spieler mehr abgibt als dem anderen. Ich versuche zum passenden Zeitpunkt die nötige Nähe aufzubringen, mich aber auch, wenn es notwendig ist, rar zu machen. 

 

90minuten.at: Sie haben ursprünglich als Physiotherapeut gearbeitet, ehe Sie ins Trainergeschäft eingestiegen sind. Inwiefern hatte diese Arbeit auch Einfluss auf Ihre Arbeit als Trainer?

Schmidt: Sicher sehr viel Einfluss. Ich habe beim GAK fünf Jahre als Co-Trainer und Physiotherapeut gearbeitet. Da bekommt man sehr viel mit. Da bekommt man die privatesten und persönlichsten Dinge der Spieler mit. Wenn es einem Spieler nicht gut geht und du bist Tag und Nacht für ihn da, dann bekommt man sehr viele persönliche Dinge mit. Da habe ich gelernt und mitbekommen, was in einem Spieler vorgeht und wie Spieler ticken. Das kommt mir heute sicher noch zugute. Das ist ein Punkt. Der andere Punkt ist vielleicht, dass ich weiß wie es Spielern geht, die eine Kreuzbandoperation oder einen Bandscheibenvorfall hatten. Ich weiß, wie wichtig es Ihnen ist weiterhin einen Draht zur Mannschaft und zum Trainer zu haben. Diese Dinge helfen mir heute sicher weiter. Das war ein wichtiger Erfahrungsschatz und es war auch der Einstieg, dass ich in das Profigeschäft hineingekommen bin. Daher war diese Zeit sehr wertvoll.

 

>>> Seite 3 – Klaus Schmidt: „Die Lehre ist, dass man von einem Tag auf den anderen eine Person non grata sein kann“

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