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Roman Mählich: „Ich muss ja auch meine Rechnungen irgendwie zahlen"

Nach sieben Spieltagen liegt Wiener Neustadt unangefochten an der Spitze der Sky Go Ersten Liga. Im Interview mit 90minuten.at äußert sich Trainer Roman Mählich zum Saisonstart und auch seinem Selbstverständnis als "Laptop-Trainer". Das Gespräch führte Stefan Berndl.

Interview Roman Mählich: Seite 1 - Seite 2Seite 3

 

90minuten.at: Dann wieder zurück zum Sportlichen. Sie haben ja zuletzt als Co-Trainer bei den Amateuren der Wiener Austria gearbeitet. Was haben Sie aus dieser Zeit für sich als Trainer und Ihre Arbeit mitgenommen?

Mählich: Im Detail habe ich dort auch schon viel in der täglichen Trainingsarbeit machen dürfen, beim Andi Ogris. Immer in Absprache mit ihm, da war der Andi der Chef. Dann habe ich dort schon gelernt, dass man Entscheidungen treffen muss. Man kann ja viel herumreden, aber irgendwann muss man eine Entscheidung treffen. Das habe ich mitgenommen. Da gibt es schon einige Punkte. Und was wahrscheinlich das Wichtigste war, dass ich dort mit Menschen zu tun hatte. Da lernt man mit den Leuten umzugehen, vor allem mit jungen Spielern. Die Probleme, die die Burschen haben. Und ich glaube das große Geheimnis, bevor wir noch über System und Taktik reden, ist die Menschenführung. Da habe ich bei der Austria sicher viel gelernt.

Roman Mählich mit Andi Ogris.

90minuten.at: Inwieweit sind Sie dann auch ein sehr kommunikativer Trainertyp, oder versuchen Sie schon auch eine gewisse Distanz zu wahren?

Mählich: Das kommt immer auf die Situation an. Ich gehe davon aus, dass, wenn wir ein gutes und korrektes Verhältnis untereinander haben, dies leistungsfördernd ist. Das heißt aber nicht, dass ich mich mit den Spielern in der Freizeit treffe. Aber es passiert schon auch, wenn Zeit ist, dass wir über Sachen reden, die nicht unbedingt mit Fußball etwas zu tun haben. Es ist kein freundschaftliches Verhältnis, aber eines, bei dem man sich für die Mitmenschen, die man jeden Tag sieht, interessiert. Ich glaube, dass das wichtig ist.

 

90minuten.at: Um wieder an das vorhergegangene Thema des "Laptop-Trainers" anzuschließen, wird das taktische Know-How eines Trainers immer wichtiger. Welche Rolle spielen Taktikanalysen und andere derartige Hilfsmittel für Sie?

Mählich: Eine wichtige, wir machen das regelmäßig. Bei den eigenen Spielen häufig, bei den Gegnern immer. Im heutigen Medienzeitalter habe ich nun mal die Möglichkeit auf alle Spiele der Gegner Zugriff zu haben. Und da versuchen wir für uns die richtigen Schlüsse zu ziehen. Aber das machen ja alle. Das ist nichts, worauf plötzlich die Gescheiten aus Wiener Neustadt das Patentrecht haben. (lacht) Es gibt keinen Trainer, der sich den Gegner nicht mehr anschaut. Das kann ich mir nicht vorstellen. Natürlich ist das Wichtig. Aber wenn man sich die Komponenten einer Fußballmannschaft hernimmt: System, Taktik, physische Bereitschaft, mentale Bereitschaft, individuelle Qualität, und so weiter. Wenn ich es auf diese Punkte herunterbreche, dann ist das ein Teil vom Ganzen. Und mit der besten Taktik, dem besten System kann man nichts gewinnen, wenn die Spieler nicht die Basics bringen wollen oder können. Wenn sie physisch oder mental nicht bereit sind. Das muss alles in einer Fußballmannschaft zusammenspielen.

"Ich bin Trainer einer Fußballmannschaft, kein Funktionär." - Roman Mählich

90minuten.at: Worauf legen Sie als Trainer und im Umgang mit den Spielern generell besonderen Wert? Was ist Ihnen wichtig?

Mählich: Das wichtigste wird in einer Mannschaft sein, und das ist sehr schwer für jeden einzelnen Spieler, dass er die persönlichen Ziele hinten anstellt. Das ist für ein funktionierendes Team extrem wichtig. Ich weiß aber gleichzeitig auch, dass es gerade für einen Spieler, der nicht dabei ist, sehr schwer ist. Und trotzdem ist es entscheidend, dass man sich zurücknimmt und im Interesse der Mannschaft handelt. Und da lege ich Wert darauf. Und wenn ich einmal das Gefühl habe, dass einer - bei aller Verständnis, die ich für eine mögliche Unzufriedenheit habe - dagegen steuert und schlechte Stimmung rein bringt, dann muss man die Notbremse ziehen. Das ist aber zum Glück noch nicht passiert.

 

90minuten.at: Zuletzt noch das Thema Ligenreform, die ja ab kommender Saison greifen wird. Und die natürlich auch Wiener Neustadt betrifft, ob dies jetzt in der Bundesliga oder zweiten Liga sein wird. Wie stehen Sie zu dieser Reform?

Mählich: Um ehrlich zu sein, bin ich da gar nicht der richtige Ansprechpartner. Das ist für mich ein Funktionärsthema. Ich habe mich da noch nicht intensiv Gedanken gemacht, was das dann bedeutet. Ich bin Trainer einer Fußballmannschaft, kein Funktionär. Ich bekomme schon mit, dass viele das kritisieren, auf den Zug springe ich aber auch nicht auf. Aber ich kann und will mich dazu auch nicht groß äußern. Die Bundesliga hat mich da auch angeschrieben und gefragt, ob ich mitreden will. Da habe ich auch gesagt, dass ich mich gar nicht kompetent genug fühle, zu sagen, was die Reform aus sportlicher oder wirtschaftlicher Sicht bedeutet. Ich weiß es wirklich nicht.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

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