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Roman Mählich: „Ich muss ja auch meine Rechnungen irgendwie zahlen"

Nach sieben Spieltagen liegt Wiener Neustadt unangefochten an der Spitze der Sky Go Ersten Liga. Im Interview mit 90minuten.at äußert sich Trainer Roman Mählich zum Saisonstart und auch seinem Selbstverständnis als "Laptop-Trainer". Das Gespräch führte Stefan Berndl.

Interview Roman Mählich:  Seite 1 - Seite 2 - Seite 3

 

90minuten.at: Sieben Spiele, sechs Siege. Man kann nicht davon ausgehen, dass Sie mit so einem Saisonstart gerechnet haben, oder?

Roman Mählich: Man merkt immer schon in der Vorbereitung, ob das funktionieren kann, oder nicht. Und ich hatte da schon ein gutes Gefühl. Logischerweise war nicht davon auszugehen, dass es so läuft, wie es eben gelaufen ist. Das findet man ja nur selten. Aber man spielt alle Szenarien durch, das machen glaube ich alle Trainer. Und man denkt sich, ok, wenn alles optimal läuft, dann ist das und das möglich. Und so ist die Situation. Aber natürlich sind wir nicht davon ausgegangen, 19 Punkte in sieben Spielen zu holen. Das wäre ja überheblich.

90minuten.at: Sie sind vor etwas mehr als zwei Monaten angetreten. Wo haben Sie die Hebel angesetzt, was haben Sie konkret verändert?

Mählich: Grundsätzlich ist es noch sehr früh, um ein großes Resümee zu ziehen, was wir alles schon gemacht haben. Wir haben leider erst sieben Partien gespielt. Aber, das kann man schon sagen und dazu muss man kein großer Fachmann sein: Die Mannschaft hat letzte Saison 62 Gegentreffer bekommen. Dann habe ich mir ein paar Spiele vom letzten Jahr angesehen und dachte mir, dass wir schauen müssen, dass wir eine Stabilität reinbekommen. Damit wir nicht so viele Gegentreffer erhalten. Das ist uns jetzt in sieben Spielen ganz gut gelungen. Ich glaube, das ist immer auch das Fundament in einer Mannschaft.

 

90minuten.at: Inwieweit spielt das Team dann bereits so, wie Sie sich das vorstellen? Wie viel von Ihren Ideen wurde bereits umgesetzt?

Mählich: Das hört sich immer so hochtrabend an. "Meine Ideen".

 

90minuten.at: Aber Sie werden ja eine gewisse Vorstellung davon haben, wie Sie ihre Mannschaft gerne spielen sehen würden.

Mählich: Aber in unserem Fall war es ja so, dass der Kader im Großen und Ganzen schon da war, bevor ich gekommen bin. Wir müssen uns da natürlich auch danach richten, was eigentlich möglich ist. Funktioniert das dann so? Da haben wir ein paar Sachen ausprobiert und jetzt haben wir uns relativ früh auf diese Dreierkette eingeschossen und das hat funktioniert. Aber das ist auch, glaube ich, das, was die Mannschaft hergibt. Ganz einfach. Ich bin kein großer Freund davon mich herzusetzen und zu sagen "meine Spielidee" und "meine Philosophie". Jeder von uns Trainern in der Liga hat eine Idee, was er mit dem Team macht. Einmal funktioniert es, einmal funktioniert es nicht. Bei uns schaut es mal ganz gut aus. Aber das hat jetzt relativ wenig mit meiner Philosophie und meiner Idee zu tun.

"Ich bin weit davon entfernt zu sagen, dass wir die Weisheit mit Löffeln gefressen haben." - Roman Mählich

90minuten.at: Was machen Sie dann ausschlaggebend dafür, dass es so gut funktioniert?

Mählich: Das sind viele kleine Punkte. Natürlich das System und die Taktik. Das ist ein Punkt. Die individuelle Qualität der Mannschaft. Die mentale Stärke des Teams, die physische Bereitschaft. Das Trainerteam. Unser Sportlicher Leiter Andi Schicker. Die Reha- Abteilung. All das. In der Summe ergibt es dann manchmal Erfolg. Und wenn du gut arbeitest ist es dennoch auch wichtig, dass du die Spiele gewinnst. Ich bin weit davon entfernt zu sagen, dass wir die Weisheit mit Löffeln gefressen haben.

 

90minuten.at: Als Ziel haben Sie sich vor der Saison einen „guten Mittelfeldplatz“ gesteckt. Haben Sie ihre eigene Erwartungshaltung mittlerweile etwas nach oben geschraubt?

Mählich: Nein, gar nicht. Weil ich nach wie vor der Überzeugung bin, dass es viel zu früh ist. Es gibt die großen Favoriten und wir haben von Anfang an gesagt, dass wir, wenn die großen Favoriten schwächeln, unser Potential ausspielen und sie ärgern wollen. Dieser Vorsatz bleibt auch bestehen.

 

90minuten.at: Gegen einen dieser Mitfavoriten geht es am kommenden Freitag. Mit Wacker Innsbruck. Wie schätzen Sie Innsbruck ein, mit welchen Erwartungen gehen Sie in dieses Spiel?

Mählich: So wie in alle Spielen. Es wird eine enge Geschichte, für uns schwierig. Vielleicht eines der schwierigsten Spiele überhaupt. In Innsbruck, auswärts. Mit Ried, mit Austria Lustenau sicher ein Kandidat für die Top drei. Sie haben eine tolle Mannschaft, sie haben einen Trainer, der sehr erfahren ist. Ein Top Mann. Und sie haben natürlich eine richtig gute Mannschaft, mit richtig guten Einzelspielern. Und das wird ganz schwierig für uns. Da können wir uns auf etwas gefasst machen.

 

90minuten.at: Die aktuellen Stärken Ihres Teams haben Sie kurz schon angesprochen. In welchen Bereichen sehen Sie hingegen noch den größten Verbesserungsbedarf?

Mählich: Um ehrlich zu sein, konnten wir in den letzten Wochen intensiv nicht viel machen. Aufgrund der englischen Wochen. Wenn man jeden dritten Tag ein Spiel hat, dann tut man fast nur regenerieren, Gegner analysieren und schauen, dass man dann im nächsten Spiel wieder frisch ist. Jetzt drücken wir noch die eine Woche durch, gehen hoffentlich voll fit in das Spiel gegen Innsbruck und dann haben wir die Länderspielpause. Dann werden wir mal analysieren, was war gut, was war weniger gut. Dann kann man das umfangreich machen. Da war jetzt einfach nicht die Zeit dafür vorhanden.

Hamdi Salihi hat wesentlichen Anteil am Erfolg der Neustädter.

90minuten.at: Ein Spieler, der bei dem aktuellen Erfolgslauf eine große Rolle spielt, ist Stürmer Hamdi Salihi, der erst im Sommer geholt wurde und bereits sechs Treffer erzielte. Wie beurteilen Sie seine Leistungen?

Mählich: Überragend. Genau das, was wir uns auch erhofft hatten. Wobei ich auch sagen muss, dass wir uns da eigentlich sehr sicher waren. Es ist immer ein Risiko einen Stürmer zu holen, ob dieser dann auch trifft. Aber wenn man sich die Visitenkarte vom Hamdi ansieht, dann kann man davon ausgehen, dass das funktioniert.

 

90minuten.at: Also ist er schon mit dem Wissen verpflichtet worden, dass er dem Team ganz klar weiterhelfen wird?

Mählich: Ja. Wenn man bei einem Stürmer nach etwas gehen will, dann kann das nur die Trefferquote sein. Und seit Hamdi Fußball spielt, seitdem schießt er Tore. In allen Ligen, in denen er war. Ob das jetzt in Österreich, Albanien oder Israel war. Das ist schon ein Top Mann. 50 mal in der albanischen Nationalmannschaft, im vorletzten Jahr noch Albaniens Fußballer des Jahres. Also da hatten wir schon die berechtigte Hoffnung, dass das auch bei uns funktioniert. Und er gibt uns das Vertrauen zurück. Also überragend, was er macht.

 

90minuten.at: Gleichzeitig ist er auch der mit Abstand älteste Spieler im Team. Inwiefern hat er damit auch eine gewisse Führungsposition inne?

Mählich: Ja, natürlich, das ist ja auch wichtig. Und das macht er perfekt. Er zeigt vor, was es heißt, Profi zu sein. Speziell für die ganz jungen Spieler bei uns im Team. Ich muss aber auch sagen, dass er gut unterstützt wird. Wir haben ja schon mit Remo Mally, mit Mario Ebenhofer oder mit Sargo Duran Spieler, die schon ein wenig etwas erlebt haben und die auch von ihrer Persönlichkeit her den Hamdi unterstützen. Aber klar: Wenn ich 50 mal für eine Nationalmannschaft gespielt habe, dann kann man den jungen Spielern schon sehr viel mitgeben. Und das macht er Tag für Tag.

 

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