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„Stolz“ auf den Rapid-Nachwuchs: Aber „nicht die nötige Verstärkung“

Auch Rapid wird sich demnächst vom Österreicher-Topf verabschieden. In einem Interview mit dem Kurier lässt Rapid-Präsident wenig Zweifel daran, dass der eigene Nachwuchs aktuell keine Verstärkung für die Profis ist. Den großen Geldkoffer für Transfers gibt es jedoch nicht.

Die Liste der Vereine, die den Österreicher-Topf nur mehr teilweise nutzen wollen oder gar ganz darauf verzichten, dürfte wachsen. Salzburg, LASK und Sturm sowie Austria Lustenau und Klagenfurt haben diesen Weg bereits eingeschlagen. Auch Rapid wird folgen. Bereits vor einigen Wochen deutete Rapid-Sportdirektor Markus Katzer mehr oder weniger deutlich in einem Interview mit dem Kurier an, dass es auch bei Rapid zu einem Umdenken beim Österreicher-Topf kommen wird. "Das heißt aber nicht, dass wir mit 15 Legionären planen. Es kann auch sein, dass wir nächste Saison noch am Ö-Topf teilnehmen", so Katzer damals, der ergänzt: "Der Ö-Topf ist bei Rapid ein ganz wichtiger Punkt geworden. Doch für mich gibt es nur erfolgreich – oder nicht erfolgreich.“

 

„Stolz“ aber nicht die nötige Verstärkung

In einem >> Kurier-Interview wird nun Rapid-Präsident Alexander Wrabetz in dieser Frage deutlich. Zwar zeigt er sich „stolz, wie wir Spieler entwickeln“, ergänzt dann aber sofort im nächsten Satz: „Wir wissen aber, dass aktuell aus dem Nachwuchs nicht die nötigen Verstärkungen zu den Profis wechseln. Deswegen sehen wir den Ö-Topf nicht dogmatisch, sondern entscheiden pragmatisch, was in jeder Transferzeit nötig ist.“

"Wir wissen aber, dass aktuell aus dem Nachwuchs nicht die nötigen Verstärkungen zu den Profis wechseln. Deswegen sehen wir den Ö-Topf nicht dogmatisch, sondern entscheiden pragmatisch." - Alexander Wrabetz

Wie „markant“ die Verstärkungen sein werden, für die Rapid Geld in die Hand nehmen wird, war zuletzt auch ein Thema. Im Sky-Interview vergangene Woche meinte Katzer, dass Rapid nicht mit dem Geldkoffer herumrennen würde und dämpfte öffentliche Erwartungen. Wrabetz sieht das ähnlich und nennt „beschränkte Mittel“ mit denen man sich „kreativ und pragmatisch tatsächlich verstärken“ wolle.

 

Kritik am früheren Management

Wrabetz übt dabei auch Kritik am früheren Management: „Das Ziel ist klar: Das ist ein besserer Kader, nicht mehr die schönste Bilanz. Mir reicht eine schwarze Null.“ Ein klarer Fingerzeig in Richtung des ehemaligen Geschäftsführers Christoph Peschek. Dabei hat doch Vorgänger Martin Bruckner einen Jahresgewinn von 1,2 Millionen angekündigt. Dieses Geld müsste doch verfügbar sein? Wrabetz relativiert: „Die Gewinnsumme wird in etwa hinkommen, aber so einfach ist es nicht – da geht es um Liquidität und „financial engineering“. Als Beispiel: Im letzten Geschäftsbericht wurden fünf Millionen Gewinn ausgewiesen. Nur ist das meiste davon Geld, das erst in der Zukunft, etwa durch Transferraten, bei uns landen wird.“

 

„Kein Investor, kein Notverkauf“

Wrabetz macht auch deutlich, dass ohne Europacup und Transfers Rapid nicht positiv wirtschaften kann. „Wir starten jede Saison mit einem Minus, weil wir ohne Europacup oder Transfererlöse nicht ausgeglichen finanzieren können.“ Die Rapid-Struktur sei, so Wrabetz, nicht dafür aufgestellt, auf eine Saison ohne Gruppenphase noch eine zweite folgen zu lassen. „Umso länger uns das fehlt, umso schwieriger wird die Finanzierung.“

"Es würde aber auch in dem Fall (Anm.: Verpassen der Gruppenphase) kein Investor kommen. Und es würde auch kein Notverkauf an Anteilen wie bei der Austria nötig werden." - Alexander Wrabetz

Also braucht Rapid in diesem Fall einen Investor? Im Gespräch mit dem >> Profil Ende April meinte Wrabetz dazu noch: Rapid wolle „ein Mitgliederverein bleiben“, sagt er, „aber auch offen für Beteiligungen sein“ – jedenfalls „im Lauf der Jahre“. Dafür müsse sich der Verein aber zuerst „ordentlich aufstellen“.

Für viele Rapid-Fans sorgten diese Aussagen für Unruhe. Im Kurier-Interview klingt das nun schon anders: „Es würde aber auch in dem Fall kein Investor kommen. Und es würde auch kein Notverkauf an Anteilen wie bei der Austria nötig werden.“

 

„Salzburg, Sturm und LASK über uns“

Der ehemalige ORF-Chef zeigt sich jedenfalls zuversichtlich und baut auf Katzer: „Bei den Zugängen wird die Handschrift von Markus Katzer sichtbar werden. Er hat dafür grünes Licht und ist teils schon sehr weit.“ Das Ziel bleibt jedenfalls mit den Top 3 unverändert. „Wir haben nicht viel Zeit. Gelder, die wir nicht in Europa erspielen, bekommen die Konkurrenten. Salzburg und Sturm sind uns weit voraus, auch der LASK liegt in der Kaderstärke über uns“, erklärt Wrabetz, warum es in Hütteldorf keine Zeit für ein Übergangsjahr gibt. „Sollte die Austria statt uns in einer Gruppenphase spielen, ziehen auch sie beim Kader davon. Es kann also kein Ziel sein, ein paar Jahre um die Plätze fünf bis sieben zu spielen, nur um etwas aufzubauen.“

 

Cvetkovic kommt, Grüll wird wohl gehen

Ein Transfer dürfte bereits fixiert sein: Nenad Cvetkovic steht vor einem Wechsel zu den Hütteldorfern, wie der Kurier bereits am 3. Mai berichtet hat. Der 27-jährige große Serbe soll die Defensive stabilisieren. Verabschieden wird man sich hingegen vermutlich von Marco Grüll, der Rapid ja bereits im Frühjahr verlassen wollte und dessen Vertrag noch bis 2024 läuft. Der ehemalige Rieder müsste mit einem Transfer adäquat ersetzt werden. Christoph Knasmüllner, Dejan Petrovic und Lion Schuster werden kommende Saison auch nicht mehr im Rapid-Trikot spielen.

Ebenfalls bereits fixiert ist bekanntlich Fally Mayulu, der von BW Linz nach Wien kommen wird. Und der >> Kurier bringt den 19-jährigen Offensivspieler Dennis Kaygin ins Spiel, der bei Mainz keinen Folgevertrag mehr bekommen hat.

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