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Austria Salzburg - Ein Traditionsklub im Herzen der Regionalliga [Reportage]

Einer der traditionsreichsten Klubs des Landes ist heute in der Drittklassigkeit zu finden. Wie steht es um Austria Salzburg?

+ + 90minuten.at PLUS - Von Simon Fuchs + +

 

Die Regionalligen Österreichs könnte man als bunte Mischung sehen. Sie vereinen lokale Sportvereine aus kleinen Orten, zweite Mannschaften großer Bundesliga-Klubs und nicht zuletzt Traditionsvereine mit großer Vergangenheit (und mitunter eher trister Gegenwart). Zu den letzteren zählt Austria Salzburg.

 

Geschichte geprägt von Höhen und Tiefen

Die jüngere Geschichte der Violetten gleicht einer wilden Achterbahnfahrt. Auf die erfolgreichen 90er mit ihren Europacup-Märchen folgte der sportliche Niedergang und der wirtschaftliche Zusammenbruch, ehe 2005 ein gewisser österreichischer Getränkehersteller einstieg und den Verein nach Belieben umkrempelte, was eine Neugründung im Unterhaus zur Folge hatte.

Auch die Jahre danach waren für den Traditionsklub aus der Mozartstadt von Höhen und Tiefen geprägt. Neun Jahre nach der Neugründung gelang in der Saison 2014/15 der Aufstieg in die zweithöchste Spielklasse (damals noch „Erste Liga“) und damit die Rückkehr in den Profifußball. Doch auf den Höhenflug folgte die erneute Talfahrt. Die Salzburger Austria war insolvent und musste nach nur einer Saison der Zweitklassigkeit wieder zurück in die Regionalliga, wo postwendend der Abstieg in die Landesliga erfolgte und ein finanzieller Kollaps nur durch Spenden der Mitglieder vermieden werden konnte.

 

Wiederaufstieg und Stadionziele

2018/19 gelang der Aufstieg in die Regionalliga, die damals gerade einer Reform unterzogen wurde. Anstatt einer gemeinsamen 16er-Liga wie im Osten und in der Mitte, tragen die Landesverbände im Herbst eigene Meisterschaften aus, ehe im Frühjahr in einem Playoff der jeweils besten Mannschaften der Aufsteiger ermittelt wird.

Aus Vereinssicht ist dieses Modell „sonderbar und unverständlich“, wie der stellvertretende Obmann David Rettenbacher gegenüber 90minuten.at zu verstehen gibt. Er bezeichnet den Mix der dritten Leistungsstufe als „völlig unsystematisch und in sich selbst nicht schlüssig“ und befürwortet, dass es ab der Saison 23/24 wieder einheitliche Systeme in allen drei regionalen Meisterschaften gibt.

 

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"Sie sind wenig attraktive Gegner, bringen keine Zuschauer und sind sportlich teils voll mit Profis." - Marko Wieser, SAK Klagenfurt/Celovec

Das Ziel der Salzburger Austria ist, zurück in den Profifußball zu streben. Der Sprung zwischen Regionalliga und 2. Liga sei durchaus groß, für ambitionierte und finanziell gut aufgestellte Drittligisten aber machbar. Ein weiterer erklärter Vorsatz ist der Ausbau der Infrastruktur. Der Klub hat der Stadt Salzburg eigenen Angaben zufolge ein Konzept für ein neues Stadion samt integrierter Wohnungen sowie der steuergeldfreien Finanzierung präsentiert. Das Stadion wäre der Stadt kostenlos für diverse andere Veranstaltungen zur Verfügung gestellt worden.

 

Streit mit der Stadt

Wie Rettenbacher erklärt, wurden die Pläne vonseiten des Bürgermeisters „ohne eingehende Prüfung kategorisch ausgeschlossen“. Dessen Büro weist die Vorwürfe auf 90minuten.at-Anfrage aber vehement zurück. Demnach ging es dabei lediglich um die Projektidee eines Investors, der weder im Sinne der Betroffenen, noch des Sports gehandelt haben soll.

Abseits der Stadionthematik müssen sich die Violetten aber auch mit sportlichen Agenden auseinandersetzen. Der Aufstieg ins Playoff wurde knapp verpasst, ab der kommenden Saison wird die Regionalliga West wieder im gewohnten Modus ausgetragen. Gut möglich, dass die Austria sich dann wieder mit Zweitteams von Bundesliga-Klubs messen muss.

 

Ungeliebte Zweitvertretungen

In der Regionalliga Mitte tummeln sich gleich drei dieser Mannschaften (WAC, Ried und LASK). Für die anderen Vereine durchaus ein Problem, wie Marko Wieser, Präsident des SAK Klagenfurt/Celovec verrät. Der 1970 gegründete Verein spielt heuer drittklassig und gilt als Identifikationspunkt der Kärntner Slowenen. Den Amateurteams der Profiklubs als Konkurrenz steht der Obmann kritisch gegenüber.

„Sie sind wenig attraktive Gegner, bringen keine Zuschauer und sind sportlich teils voll mit Profis“, erklärt Wieser. „Solange die Anzahl nicht Überhand nimmt, geht es irgendwie, wir sollten dieses Minus aber vom ÖFB finanziell abgegolten bekommen“, fordert er. Auch bei der Salzburger Austria würde man eine geschlossene Liga der Zweierteams – ähnlich dem früheren U21-Bewerb – begrüßen.

Dies scheint aus heutiger Sicht sehr unrealistisch. Wahrscheinlicher wäre da eine Rückkehr des violetten Traditionsklubs in den Profifußball. Ob dies kurz- mittel- oder langfristig möglich ist, kann auch der Verein selbst nicht beantworten. Ein Salzburger Derby in der Bundesliga wäre jedenfalls äußerst spannend.

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