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Trainerfriedhof Austria Wien? Ortlechner: "Nicht einfach eine rationale Entscheidung zu treffen"

Die Wiener Austria hat sich eine Trainderdiskussion eingetreten, Entscheidungen wird es vorerst nicht geben. Wer sie letztendlich treffen soll, ist auch nicht klar. Manuel Ortlechner wünscht sich ein Partyboot.

"Ich mache mir keine Sorgen. Ich habe einen Vertrag, es macht mir Spaß mit der Mannschaft zu arbeiten und es ist noch genug Zeit. Es belastet mich in der Arbeit nicht". Austria Wiens Trainer Manfred Schmid muss sich derzeit nicht nur mit sportlichen Herausforderungen auseinandersetzen, sondern auch mit einer aufkeimenden Trainerdiskussion. Der Vertrag des 51-Jährigen endet nach derzeitigem Stand im Juni 2023, trotz lobender Worte ihm gegenüber ist eine Vertragsverlängerung nicht unbedingt in Sicht. "Unsere Trainerbank ist sehr stabil. Ich verstehe die Aufregung um dieses Thema wenig. Alle Beteiligten machen einen guten Job und es ist aus unserer Sicht überhaupt nicht angebracht, in dieser Phase der Saison über irgendwelche Verträge oder Verlängerungen zu sprechen", erklärte zuletzt beispielsweise Sportdirektor Manuel Ortlechner.

 

Gremien, Analysen, Gespräche - Wer entscheidet?

"Wenn es eine Entscheidung gegen mich gibt, bin ich auch nicht böse" - Manfred Schmid

Schmid selbst stellte im 'Sky'-Interview vor dem Conference League Spiel gegen Lech Posen bereits klar: "Der Verein bedeutet mir sehr viel und wenn es dann irgendwann einmal eine Entscheidung gegen mich gibt, bin ich auch nicht böse".  

Man werde sich zusammensetzen und die bisherige Saison analysieren, kündigte Austria-Vorstand Gerhard Krisch in der Pressekonferenz vor dem Bundesligaspiel gegen Altach an. Turbulent seien die letzten Wochen gewesen, jetzt sollen sich alle - Mannschaft, Trainer und Sportdirektor - in Ruhe auf ihre Aufgaben konzentrieren und damit eine gute Ausgangssituation für das Frühjahr schaffen. Nur wird man irgendwann eine Entscheidung treffen müssen, auch weil die gewünschte Ruhe durch diverse Gerüchte gar nicht erst zustandekommt. Vor allem Jürgen Werner und seine Investorengruppe werden seit Monaten als treibende Kraft im Verein wahrgenommen, von dieser Seite soll auch durchaus Interesse an möglichen Alternativen zu Schmid gegeben sein - einige Namen kursierten bereits in den Medien

Krisch sieht sich selbst in der Verantwortung, immerhin unterzeichnet er die Verträge. Der Weg zu diesem letzten Schritt wirkt in seiner Beschreibung dann letztendlich aber doch deutlich länger: "Wir entscheiden das immer gemeinsam. Ich stimme mich mit den Gremien ab und setze es dann formal um".

"Man sollte den großen Dampfer in Richtung Partyboot trimmen" - Manuel Ortlechner

Trainerfriedhof Austria Wien?

In den Prozess soll neben den Gremien und Manfred Schmid selbst auch Sportdirektor Manuel Ortlechner eingebunden werden, er war Gast in der neuesten Episode des "Zweierkette"-Podcasts und wurde darin auch zur Trainer-Thematik befragt. Angesprochen auf den "Trainerfriedhof" Austria Wien und eine mögliche Wende hin zu mehr Kontinuität bog der 42-Jährige aber rasch in eine andere Richtung ab: der von Vorstand Krisch umrissene Entscheidungsprozess dürfte intern nicht gänzlich problemlos verlaufen. "Bei der Bewertung des Trainers ist es nicht so einfach eine rationale Entscheidung zu treffen, weil so viele Stakeholder in diesem Verein mithängen", so Ortlechner und meint damit auch die bereits erwähnten Gremien. Es wäre besser den Verein zu entschlanken, man müsse "den großen Dampfer in Richtung Partyboot trimmen". Andere Vereine in Österreich hätten der Austria phasenweise den Rang abgelaufen, auch weil der Kreis der Verantwortlich klein gehalten wurde - teilweise sogar nur eine Person das Sagen hatte.

"Das Risiko, dass jemand kommt und sagt 'Den Manni Schmid wollen wir unbedingt haben', haben wir jederzeit" - Gerhard Krisch

Klare Ansagen aus der Mannschaft

Trotz bereits aufgekommener Diskussionen um Spielphilosophie - auch Krisch nannte sie als Kriterium bei der bevorstehenden Analyse - geraten einige sportliche Aspekte bereits in den Hintergrund. Die Spieler stärken dem Trainer beispielsweise nachdrücklich den Rücken: Christian Früchtl "wüsste nicht, warum man etwas ändern sollte" und auch Manfred Fischer betonte nach dem Remis gegen Lech Posen, dass er sich den Fußball genauso vorstellt, wie Schmid. In der Bundesliga ist man trotz des Punkteabzugs zum Saisonstart weiter im Rennen um die Meistergruppe und damit auch um die europäischen Plätze. Sollte ein Europacup-Startplatz erreicht werden verlängert sich der Vertrag des Trainers automatisch um ein Jahr. Auf den Erfolgsfall wäre man demnach vorbereitet. Und was passiert wenn es sogar so gut läuft, dass man sich mit Anfragen für Manfred Schmid auseinandersetzen muss? "Dieses Risiko besteht immer", meint Gerhard Krisch, auch in dieser Situation werde man sich zusammensetzen und gemeinsam eine Lösung suchen.

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