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"Je länger die Pause dauert, umso länger wird auch die notwendige Vorbereitungszeit sein"

SKN St. Pölten-Fitness-Trainer Christian Balga gibt im Interview mit der Vereinshomepage der Niederösterreicher Einblicke in die Trainingsarbeit. (Text: SKN St. Pölten)

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Als Athletiktrainer ist man zu normalen Zeiten tagtäglich auf dem Platz. Wie gestaltest serzeit derzeit der Tagesablauf?

Ich bin aktuell, so wie alle anderen Menschen auch, fast durchgehend zuhause undsetze die Vorgaben der Regierung entsprechend um Meine sozialen Kontakte habe ich deutlich reduziert. Neben Training in den eigenen vier Wänden verwende ich aber auch viel Zeit für Fort- und Weiterbildungen: Ich lese sehr viele Fachartikel und tausche mich mit meinen Kollegen bei den anderen Mannschaften regelmäßig aus. Auch mit dem Trainerteam gibt´s natürlich einen intensiven telefonischen Kontakt, um die Trainingsplanung für die kommenden Tage zu besprechen und für die Spieler entsprechend aufzubereiten.

 

In dieser speziellen Phase kommt dem Athletiktrainer bei der Gestaltung der Heimprogramme eine tragende Rolle zu – wo wird aktuell der Fokus beim „Home Office“ der Spieler in der Trainingsgestaltung gesetzt?

Das variiert von Woche zu Woche. In der ersten Trainingswoche haben wir bewusst darauf geachtet, dass die Intensität der Einheiten dem regulären Betrieb auf dem Platz sehr ähnlich ist. Derzeit haben wir das Hauptaugenmerk allerdings auf Beweglichkeit und Verletzungsprävention für die Zeit nach der Trainingssperre gelegt und die Intensität etwas zurückgeschraubt. Die Spieler werden in den kommenden Tagen und Wochen langsam wieder durch spezielle Übungen an fußballspezifisches Training herangeführt, um das Verletzungsrisiko beim Wiedereinstieg so gering wie möglich zu halten. Besonders die sogenannten „Stop & Go“-Bewegungen, bei denen der Sportler plötzlich abstoppen und danach wieder Tempo aufnehmen muss, sind im Fußball allgegenwärtig. Werden diese Bewegungen über einen längeren Zeitraum nicht trainiert, erhöht sich das Risiko einer Verletzung. Dem wollen wir nun mit einer gezielten Trainingssteuerung inklusive Intervallläufen präventiv entgegenwirken, um bestmöglich auf die Rückkehr in den Trainingsalltag vorbereitet zu sein. Bislang funktioniert das aus meiner Sicht sehr gut. Die Spieler sind diszipliniert und setzen alle Vorgaben vollumfänglich um.

"Da fußballspezifische Bewegungsabläufe derzeit kaum trainiert werden können, würde ich sagen, dass zumindest eine dreiwöchige Vorbereitungszeit notwendig sein wird, um wieder an das ursprüngliche Niveau heranzukommen" - Christian Balga

Wie sieht die Kommunikation mit den Spielern aus?

Generell erhalten die Jungs von mir immer am Wochenende ein individuell auf sie abgestimmtes Trainingsprogramm jeweils für die nächsten sieben Tage. Jeder Spieler besitzt eine eigene Polar-Pulsuhr, mit der seine täglichen Einheiten mittels GPS-Signal und Herzfrequenz-Messung dokumentiert werden. Diese Daten werden im Anschluss an das Training auf eine Plattform hochgeladen und von mir in weiterer Folge ausgewertet. So gewinne ich Erkenntnisse über den jeweiligen Trainingsfortschritt. Dies bildet eine Basis für die weiteren Trainingspläne. Wenn spezifische Fragen zu einzelnen Inhalten oder Themen betreffend Verletzungen oder leichten Erkrankungen auftauchen, die das tägliche Training beeinflussen, stimme ich mich auch unter der Woche mit den Spielern individuell ab.

 

Gibt es neben den Trainingsplänen auch spezielle Vorgaben hinsichtlich „Ernährung“?

In diesem Bereich gelten weiterhin dieselben Richtlinien wie im regulären Trainings- und Spielbetrieb. Die Spieler sind dazu angehalten die Ernährungsgrundsätze auch während der Heimprogramme weiter zu beachten. Man muss immer bedenken, dass es ja keine klassische Pause zwischen zwei Saisonhälften ist, sondern jeder Spieler sofort bereit sein muss wieder ins Training einzusteigen!

Generell haben puncto Ernährung Prinzipien, die von der Mannschaft befolgt werden: In der aktuellen Corona-Krise ist es noch wichtiger, Immunsystem zu stärken und daher viel unterschiedliches Gemüse zu essen und viel zu trinken! Regionale und naturbelassende Kost, sowie ein entsprechendes Gleichgewicht aus Proteinen, Kohlehydraten und gesunden Fetten stehen bei den Spielern zumeist auf dem Speiseplan. Natürlich darf auch einmal ein „Cheat Day“ sein, aber im Allgemeinen wird von der Mannschaft auf Süßigkeiten und „Fast Food“ verzichtet. Diese Richtlinien haben wir bereits seit einigen Monaten und sie werden von den Spielern auch akzeptiert. Wenn jemand aus dem Team Fragen zur richtigen Ernährung hat, stehe ich ihm selbstverständlich auch mit Rat und Tat zur Seite.

 

Die Bundesliga plant im optimalen Fall eine Fortsetzung der Meisterschaft Anfang Mai. Wie viel Vorlaufzeit braucht man um wieder voll in den Wettkampfmodus einsteigen zu können?

Eines ist klar: Je länger die Pause dauert, umso länger wird auch die notwendige Vorbereitungszeit sein. Da fußballspezifische Bewegungsabläufe derzeit kaum trainiert werden können, würde ich sagen, dass zumindest eine dreiwöchige Vorbereitungszeit notwendig sein wird, um wieder an das ursprüngliche Niveau heranzukommen. Aber je mehr Zeit man zur Verfügung hat, desto besser.

 

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