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ÖFB-Präsident Michael Krammer? Vier Fliegen mit einer Klatsche

Nun steigt auch Michael Krammer in den Ring um die Wahl zum ÖFB-Präsidenten. Mit dem Mobilfunkmanager als höchsten Fußballfunktionär könnten unterschiedliche Interessenslagen bedient werden.

++ 90minuten.at-investigativ von Michael Fiala ++

Wie 90minuten.at aus gut informierter Quelle bestätigt bekommen hat, wird auch Michael Krammer in das Rennen um den neuen ÖFB-Präsidenten einsteigen. Der 61-jährige Krammer, der von 2013 bis 2019 als Rapid-Präsident fungierte und mit dem Unternehmen Ventocom mit der Marke „Hot“ erfolgreich am Markt tätig ist, gilt somit als dritter ernstzunehmender Kandidat neben Gerhard Milletich und Roland Schmid. Ob Krammer bei der Wahl auch antreten wird, hängt zunächst noch vom ÖFB-Wahlausschuss ab. Krammer gilt den 90minuten.at-Informationen zufolge als Kandidat der Vorarlberger. Demnach soll der Mobilfunk-Manager dem Vernehmen nach über Karl-Heinz Kopf ins Spiel gebracht worden sein.

 

Die Kandidatur von Michael Krammer ist den 90minuten.at-Recherchen zufolge aus vier Blickwinkeln interessant:

1- Rapids Interesse

Zuletzt sollen auch die Hütteldorfer durchaus die Bemühungen verstärkt haben, Krammer als neuen ÖFB-Präsidenten zu positionieren. Das würde einerseits natürlich den Einfluss der Grün-Weißen stärken. Andererseits würde möglicherweise auch der aktuelle Rapid-Präsident Martin Bruckner aufatmen, da sich Krammer zuletzt wieder verstärkt bei Rapid eingebracht haben soll. Auch ein mögliches Comeback als Rapid-Präsident wird in diesem Zusammenhang als nicht unwahrscheinlich bezeichnet. Mit Krammer als neuen ÖFB-Präsidenten wäre Bruckner diese Sorge jedenfalls los.

2 - Rapid vs Schmid

Hinter der Kandidatur könnte zudem eine andere Nebenfront „geklärt“ werden: Ein ÖFB-Präsident Krammer würde den ÖFB-Präsidenten Roland Schmid verhindern. Schmid scheitere im November 2019 nur knapp bei der Wahl zum Rapid-Präsidenten. Auch als Sponsor inklusive Loge war Schmid danach bei den Hütteldorfern nicht mehr gerne gesehen. Das Band zwischen dem Klub und dem Unternehmer ist seit damals zerschnitten. Sollten sowohl Schmid als auch Krammer die Hürde des Wahlausschusses überstehen, könnte Schmid ein erneuter „Rapid-Wahlkampf“ drohen.

3- Türkis vs Rot

In den vergangenen Tagen war hinter den Kulissen immer häufiger die politische Einflussnahme rund um die Wahl zum neuen ÖFB-Präsidenten ein Thema. Demnach hat das Netzwerk um Gerhard Milletich zuletzt die politischen Seilschaften bemüht. Die mögliche Kandidatur von Krammer hat diesbezüglich auch ein politisches „Gschmäckle“. Zuletzt wurde Krammer in Alpbach gemeinsam mit Rapid-Geschäftsführer Christoph Peschek und Finanzminister Gernot Blümel abgelichtet, Kopf ist Generalsekretär der Wirtschaftskammer. Nicht unwichtig: Sechs ÖFB-Landespräsidenten gelten eher als türkis-nahe, drei kann man dem roten Lager zurechnen. Reine Spekulation ist aber derzeit, ob Krammer mit den Stimmen des türkisen Lagers rechnen kann.

4- Krammer, der Macher

Krammer hat als Rapid-Präsident jedenfalls bewiesen, dass er ein Macher ist. Das neue Stadion wurde unter seiner Federführung gebaut und hat die Hütteldorfer in neue finanzielle Sphären aufsteigen lassen. Als Mobilfunkmanager der letzten Jahrzehnte wäre Krammer als ÖFB-Präsident sicherlich auch ein Treiber der Digitalisierung, die der Verband dringend notwendig hat. Zudem hat der 61-Jährige ein starkes Auftreten und auch als Rapid-Präsident immer die Interessen der Endkunden (=Fans) im Fokus. Krammer gilt eben als guter Verkäufer. All dies wären Eigenschaften, die ihn als neuen ÖFB-Präsidenten durchaus interessant machen. Andererseits: Die „mia san mia“-Mentalität, die er als Rapid-Präsident an den Tag gelegt hat, müsste er schleunigst ablegen. Und fraglich ist auch, ob Krammer mit den Arbeitsweisen mancher Landespräsidenten kompatibel ist. Einen nicht unwesentlichen Punkt muss sich Krammer zudem auch nachsagen lassen: Sportlich gesehen hat er Rapid nicht entwickeln können. 

Wahlausschuss tagt am Montag

Am Montag tagt jedenfalls der ÖFB-Wahlausschuss das nächste Mal. Dass sich das zehnköpfige Gremium (9 ÖFB-Landespräsidenten sowie Bundesliga-Vorsitzender Philip Thonhauser) bereits dann auf einen Kandidaten einigen wird, gilt als höchst unsicher. Es ist auch gut möglich, dass bis Montag weitere Kandidaten ins Spiel gebracht werden. Hoffnung auf den Posten machen sich zudem auch noch Heinz Palme und Georg Pangl, obwohl diese bereits eine erste Absage bekommen haben. Und: Auch unter den neun Landespräsidenten neben Gerhard Milletich gibt es noch Interessenten.

Wolfgang Bartosch, Präsident des steirischen Landesverbandes und Vorsitzender des Wahlausschusses meinte zuletzt: "Man muss sehen, welche Alternativen sonst noch bestehen." Wenn es keine Einigung auf einen Kandidaten am Montag gibt, soll es am 11. September ein Hearing geben mit jenen Kandidaten, die am Montag auf eine Shortlist gesetzt werden. Die Wahl erfolgt dann am 17. Oktober. Wahlberechtigt sind die neun ÖFB-Landespräsidenten sowie vier Vertreter der Bundesliga. Es ist davon auszugehen, dass die vier Bundesliga-Stimmen im Block für einen Kandidaten vergeben werden.

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